0.Landau in der Reformationszeit
0.1.Vorreiter in der Reformationszeit
In Landau begann die Geschichte der Reformation früh und ist ein Beispiel dafür, dass die religiöse Bewegung nicht zwangsläufig ihren Weg über die großen Bischofsstädte zu nehmen hatte, sondern oft von einzelnen reformatorischen Predigern abhing, die in einer Stadt wirkten. So geschehen auch in Landau: hier wirkte der Einfluss der Reichsstadt Straßburg mit ihrem reformatorischen Vordenker Martin Bucer.
Der Speyerer Bischof versuchte früh zu intervenieren und reformatorische Predigten zu verbieten, die Protektion des mächtigen Straßburg ließen seine Bemühungen jedoch im Sande verlaufen. Landau hatte aufgrund des Schutzes durch die mächtige Stadt den konfessionellen Wechsel wagen können, waren reichsrechtliche Sanktionen nun doch eher unwahrscheinlich. Zum Zweck der Absicherung gegen landesfürstliche Einmischung war Landau 1521 dem Zehnstädtebund beigetreten: der 1354 gegründete Bund ursprünglich rein elsässischer Reichsstädte hatte die Solidarität und gegenseitige Hilfe bei der Wahrung ihrer Rechte und Freiheiten zum Ziel. Im Gegenzug erlaubte sich der Schutzherr Straßburg jedoch auch Einmischung und Kritik: unter der Führung des Reformators Johannes Bader, der seit 1524 in Landau wirkte, wandte sich die Stadt dem schwärmerischen, radikaleren Flügel der Reformation zu, was der Straßburger Stadtrat rügte. Dieser ‚Missstand‘ wurde erst Mitte des 16. Jahrhunderts korrigiert.
Bereits 1521 war eine deutsche Schule gegründet worden und nur ein Jahr später markiert ein Großereignis die Landauer Geschichte: im August 1522 versammelten sich 600 Ritter in der Stadt, um eine ‚brüderliche Vereinigung‘ zu begründen und mithilfe dieser dem Reichsrittertum seine verlorengegangene politische Macht zurückzuholen. Die folgenden Jahre waren geprägt von Auseinandersetzungen und Fehden zwischen den mehrheitlich reformatorisch gesinnten Reichsritterschaften und den Landesfürsten.
1526 kam es erneut zu einer Versammlung in der Stadt, diesmal gestaltete sich das Publikum jedoch anders: Bischöfe und andere Geistliche (Suffragane) der Erzdiözese Mainz trafen zusammen, um über Reformen zu beraten und abzustimmen. Dies alles geschah auf eigene Faust und ohne Direktive des Mainzer Erzbischofs. Tatsächlich einigte sich das Gremium auf einige Reformstatuten,– die Umsetzung jener blieb jedoch in den Diskussionen stecken. Gemeinhin galt, dass Alleingänge in Punkto Kirchenreform keinen Nutzen zeigten, vielmehr sei eine umfassende Reform des clerus universaliter in Germania notwendig. Auch hielt man eine umfassende Kirchenreform nur unter Beteiligung der weltlichen Herrscher für machbar; ähnliche Reforminitiativen wie die in Landau blieben andernorts jedoch aus.
0.2.Leben im lutherischen Landau
Mit der Unterzeichnung des lutherischen Bekenntnisses durch Bürgermeister Hans Hitschler im Jahr 1579 war die konfessionelle Zugehörigkeit der Stadt zementiert –und sollte sich auch im Verlauf der Religionskriege nicht mehr verändern.
Auch wenn die Stadt Landau sich früh als für die katholische Gegenreformation verloren erwies, lebten Menschen mit katholischem Bekenntnis weiter in der Stadt: vom Rat der Stadt wurde die alte Konfession nicht offiziell verboten, wenn auch phasenweise Repressalien im Alltag in Erscheinung traten. Dies war jedoch die Ausnahme. Katholische Gottesdienste wurden öffentlich begangen, die bestehenden Kirchen oft simultan genutzt. Zu dieser Toleranz mag die Tatsache beigetragen haben, dass das lutherische Bekenntnis in Landau nie wieder Gefahr lief, gegenüber den Altgläubigen ins Hintertreffen zu geraten.– Eine Unterdrückung der anderen Konfession zum Schutz der eigenen war somit keine notwendige Maßnahme.
Ein Zeichen für die Einheit der Stadt im christlichen, wenn auch nicht konfessionellen Glauben, war die Art und Weise, wie die Feier zum 100jährigen Reformationsjubiläum begangen wurde: die Feierlichkeiten wurden nicht für den 31. Oktober, sondern für den 1. und 2. November, also für die stärker katholisch geprägten Feiertage Allerheiligen und Allerseelen anberaumt. So war eine feierliche Zusammenkunft beider Konfessionen möglich, der Zusammenhalt in der Bevölkerung überwog hier den konfessionellen Graben.
Seines lutherischen Bekenntnisses behaupten musste Landau sich während der Zeit der französischen Besatzung und Herrschaft (ab 1673/79).– Die Franzosen konnten jedoch nur geringe Erfolge bei der Rekatholisierung verbuchen.
0.3.Luther-Statue auf dem Stiftsplatz
Das Gedenken an den großen Reformator prägt auch heute noch das Stadtzentrum von Landau: Vor der evangelischen Stiftskirche - dem Wahrzeichen der Stadt - befindet sich ein Denkmal von Martin Luther.
Die 240 cm hohe Bronzestatue wurde von Martin Mayer geschaffen. Ein ähnliches, nur leicht modifiziertes Exemplar wurde 1983 in Weißenburg/Bayern aufgestellt. U.a. wurden die aufgeschlagenen Bibel-Seiten und die Majuskel-Aufschrift deutlich verbessert. Interessant ist die ebenerdige Darstellung Luthers, ruhig und unaufdringlich - kein monumentales Denkmal. Der Reformator wird unter seinesgleichen dargestellt, die Konzentration liegt auf der Bibel.
Das Denkmal wurde 1996 anlässlich des 450. Todestags Luthers im Auftrag der Stadt errichtet, Finanzier des 120.000 DM teuren Projekts war die örtliche Sparkasse.
Bearbeiterin: Katharina Üçgül
Verwendete Literatur:
- Schnabel-Schüle, Helga: Zäsuren - Zeit der Reformation, in: Kreuz-Rad-Löwe. Vortragsveranstaltungen anlässlich der Autorentage des Projekts „Handbuch der Geschichte von Rheinland-Pfalz“ am 24. April 2009 und am 17. September 2010 (Schriftenreihe des Landtags Rheinland-Pfalz 52), hrsg. vom Präsidenten des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz 2011, S. 91-109;
- dies.: Kirche und Konfessionen, in: Kreuz-Rad-Löwe: Rheinland-Pfalz – Ein Land und seine Geschichte. Teil 1: Von den Anfängen der Erdgeschichte bis zum Ende des Alten Reiches, hrsg. von Lukas Clemens, Mainz 2012, S. 695-754;
- Kammer, Otto: Reformationsdenkmäler des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine Bestandsaufnahme, Leipzig 2004.
Erstellt am: 21.03.2013