Niederstaufenbach
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Altenglan
Einwohner (2006): 300 (ev. 56%, röm. kath. 28%, ohne Angabe 3%, sonstige Religionsgemeinschaften 5%, keine Religion 8%)
Zusätzlich gab es 20 Einwohner in Nebenwohnungen – davon ein Ausländer
Einwohner (2007): 268
Gemarkung: 201 ha, davon 31 ha Wald und ca. 6 ha Siedlungsfläche
0.2.Lage
Das Dorf liegt am Reichenbach zwischen den Dörfern Oberstaufenbach und Friedelhausen in einer weiten Talmulde ca. 1,5 Kilometer weit oberhalb der Mündung des Bosenbachs in den Reichenbach in einer Höhe von ca. 240 Metern über dem Meeresspiegel. Im Westen des Tals steigt das Gelände steil auf zum Potzberg hin und zum Nachbardorf Föckelberg. Östlich des Tals erstreckt sich ein mäßig hoher Bergrücken (Hertelwald 338 m) zwischen dem Tal des Reichenbachs und den Tälern des Walsbachs und des Bosenbachs. Im Süden, auf der Gemarkung der Ortsgemeinde Oberstaufenbach, ragt der 443 m hohe Berg Heidenburg auf, nach dem das Dorf möglicherweise seinen Namen erhalten hat.
0.3.Siedlung und Wohnung
Der alte Ortskern liegt links des Reichenbachs an einem kleinen Nebenbach (in alten Grenzbeschreibungen Limbach und nicht zu verwechseln mit dem Limbach bei Oberstaufenbach), der bei Föckelberg am Abhang des Potzbergs entspringt. In diesem Bereich des Dorfes stehen "Einfirsthäuser", die im ganzen Westrich verbreiteten Bauernhäuser. Ein ausgedehntes Neubaugebiet erstreckt sich rechts des Baches seitlich der Straße in Richtung Bosenbach. Die Niederstaufenbacher Mühle liegt talabwärts ebenfalls rechts des Baches an dem alten Mühlgraben. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erschloss die Gemeinde ein Baugebiet in Richtung Friedelhausen. Ein weiteres Neubaugebiet entstand oberhalb des Friedhofes.
0.4.Name
Das Wort Stauf kann sowohl Kelch als auch Fels oder Berg bedeuten. In den Ortsnamen von Nieder- und Oberstaufenbach bezieht sich das Wort offensichtlich auf den Bergstock der Heidenburg in der Gemarkung von Oberstaufenbach. Wahrscheinlich hieß der Reichenbach im Bereich der Heidenburg ursprünglich "Staufenbach". So erhielt der Bach seinen Namen vom Berg, und die Dörfer wurden nach dem Bach benannt. Neben den Orten Ober- und Niederstaufenbach wird in alten Urkunden gelegentlich ein „Mittelstaufenbach“ erwähnt. Dabei handelte es sich nicht um ein eigenständiges Dorf, sondern um den kleineren Teil des Dorfes Niederstaufenbach, der nicht zum Bosenbacher Amt, sondern zum Amt Reichenbach gehörte. (Vgl. Cappel S. 61/62)
Erwähnungen des Dorfes: 1322 und 1377 Stauffenbach, 1393 nieder Stauffenbach, 1567 Loch Stauffenbach. Das dem Namen vorgesetzte Wort Loch ist wahrscheinlich ein mittelhochdeutsches Wort für „lichten Wald“. Durch die Hinzusetzung dieser Bezeichnung wurde demnach im ausgehenden Mittelalter Niederstaufenbach von Oberstaufenbach unterschieden. Nach einer anderen Version war Lochstaufenbach der ehemals zu Pfalz-Veldenz gehörende Ortsteil, der bei einer „Gebietsreform“ im Jahre 1600 zu Pfalz- Zweibrücken kam.
0.5.Wappen
Das Wappen zeigt ein schwarzes Schildhaupt mit goldenem Wellenbalken als Symbol für den Reichenbach, darunter einen roten, blaubezungten und blaubewehrten Löwen auf goldenem Grund vor einem schwarzen Felsen. Bei dem Löwen handelt es sich in diesem Fall um das Wappentier der Rheingrafen von Grumbach. Der Fels ist Symbol für die Heidenburg. Die ausgewählten Farben beziehen sich wiederum auf die Farben von Pfalz-Zweibrücken. Bewusst wurde das Wappen ähnlich gestaltet wie das Wappen von Oberstaufenbach. Die Genehmigung erfolgte 1976 durch die Bezirksregierung von Rheinhessen-Pfalz.
0.6.Abriss der Ortsgeschichte
0.6.1.Frühgeschichte
Die Umgebung des Dorfes war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, denn rings um das Plateau der Heidenburg zog sich ein keltischer Ringwall, von dem allerdings durch die Anlage eines Steinbruchs heute nichts mehr zu erkennen ist. Bisher sind im direkten Bereich des Dorfes keine römischen und vorrömischen Funde nachzuweisen.
0.6.2.Mittelalter
Ein genauer Zeitpunkt zur Gründung des Ortes ist nicht zu erkennen, doch wie die Bachorte allgemein, muss Niederstaufenbach etwa während des 8. oder 9. Jahrhunderts entstanden sein. Bei seiner Gründung lag das Dorf noch im unmittelbaren Reichsland des Vosagus im weiten Umkreis um den Königshof Lautern. Spätestens während des 14. Jahrhunderts wurden die reichsunmittelbaren Gebiete um Kaiserslautern als Reichspfandschaft an Grafschaften vergeben, die an das Reichsland angrenzten. Dabei kam Niederstaufenbach zusammen mit Bosenbach, Elzweiler, Horschbach und den gesamten Dörfern des Eßweiler Tals in den Besitz der Wild- und Rheingrafen von Grumbach, während die Dörfer des Amtes Reichenbach der Grafschaft Veldenz zugeschlagen wurden. Da im Bereich von Niederstaufenbach der Limbach und bachaufwärts der Reichenbach die Grenze zwischen beiden Ämtern bildete, muss das Gebiet der Ortslage Niederstaufenbach im Winkel zwischen beiden Bächen zum Amt Reichenbach gehört haben (vgl. oben „Mittelstaufenbach“).
0.6.3.Neuzeit
Im Jahre 1595 vergaben die Wild- und Rheingrafen Niederstaufenbach, zusammen mit Hachenbach, Horschbach, Elzweiler und Bosenbach, im Austausch gegen Kirchenbollenbach an die Pfalzgrafschaft Zweibrücken. Aus den genannten Dörfern entstand nun das Unteramt Bosenbach. Dieses Amt blieb innerhalb der Pfalzgrafschaft Zweibrücken bis zur Zeit der Französischen Revolution bestehen. Während der französischen Zeit von 1801 bis 1814 gehörte Niederstaufenbach innerhalb des Départements Mont Tonnerre (Donnersberg) zur Mairie Bosenbach, zum Arrondissement Kaiserslautern und zum Canton Wolfstein. 1816 wurde der „Baierische Rheinkreis“ gegründet. Niederstaufenbach lag nun im Landcommissariat (später Bezirksamt, Landkreis) Kusel und nach wie vor im Kanton Wolfstein. Die Pfalz verblieb bis zum Jahr 1945 bei Bayern.
0.6.4.Neueste Zeit
Die Zugehörigkeit zum Landkreis Kusel blieb bis heute bestehen. Die Bürgermeisterei Bosenbach wurde im Zuge der Verwaltungs- und Territorialreform von 1986 aufgelöst. Seit dem 1. Januar 1972 gehört Niederstaufenbach als Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Altenglan.
0.7.Wahlergebnisse, Bundestag Zweitstimmen
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | |
Landtag 2001 | 47,5 | 30,5 | 5,0 | 2,1 | --- | 14,9 |
Landtag 2006 | 48,9 | 19,7 | 2,9 | 2,9 | 9,5* | 16,0 |
Landtag 2011 | 42,5 | 29,1 | 2,4 | 10,2 | 5,5 | 2,4 |
Bundestag 2002 | 43,8 | 31,9 | 8,1 | 3,1 | --- | 13,1 |
Bundestag 2005 | 45,1 | 27,2 | 6,8 | 1,9 | 8,6 | 10,6 |
Bundestag 2009 | 26,7 | 24,7 | 10,0 | 3,3 | 23,3 | 12,0 |
Bundestag 2013 | 31,9 | 31,9 | 4,4 | 3,7 | 17,0 | 11,0 |
*(WASG) |
0.8.Zeittafel
Vorgeschichte | Ringwall an der Heidenburg |
Frühes Mittelalter | Neunkirchen im freien Reichland um Kaiserslautern |
1323 | Ersterwähnung des Ortes |
Um 1350 | Niederstaufenbach Pfandschaft der Rheingrafen, ein Teil des Dorfes Grafschaft Veldenz |
1595 | Der ganze Ort im Unteramt Bosenbach der Pfalzgrafschaft Zweibrücken |
1801 | Mairie Bosenbach, Canton Wolfstein, Arrondissement Kaiserslautern, Département Donnersberg (Mainz) |
1816 | Bürgermeisterei Bosenbach, Kanton Kusel und Landcommissariat Kusel im Königreich Bayern |
1833 | Schulhausbau und eigener Friedhof |
1904 | Bau der Wasserleitung |
1972 | Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Altenglan |
0.9.Religiöse Verhältnisse
Seit der Reformation gehörten alle Bewohner bis zum Ende des 30-jährigen Krieges zunächst zur Konfession nach Martin Luther (Lutheraner), ab 1588 zur reformierten Konfession nach Johannes Calvin (Reformierte). Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg konnten sich wieder Angehörige anderer Konfessionen niederlassen. Die Ansiedlung von römisch-katholischen Christen wurde während der Réunionsversuche durch Ludwig XIV. von Frankreich begünstigt. Die evangelischen Christen des Ortes gehörten ursprünglich zur Pfarrei Deinsberg (Theißberg). Als Bosenbach nach der Reformation zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, kam Niederstaufenbach als Filialort hinzu. Neben der reformierten Pfarrei gab es ab 1709 in Bosenbach auch wieder eine lutherische Pfarrei. Lutheraner und Kalvinisten (Reformierte) wurden durch die pfälzische Union von 1818 vereinigt. Die vereinigte protestantische Pfarrei Bosenbach blieb bis 1971 bestehen. Die Protestanten von Niederstaufenbach und Bosenbach gehören heute zur Evangelischen Pfarrei Jettenbach. Die Bewohner der katholischen Konfession gehören seit der Wiedererrichtung einer katholischen Pfarrei in Reichenbach (um 1700) zu dieser Pfarrei.
0.10.Bewohner
Bei der Kirchenvisitation des Oberamts Lichtenberg von 1609 lebten 11 Familien in Niederstaufenbach, neben den 22 Eheleuten 30 Kinder, und hinzu kamen noch ein verwitweter Mann, eine Magd und ein Knecht, also 55 Menschen im Dorf. Zu jener Zeit bestand kein Unterschied zwischen Niederstaufenbach und „Mittelstaufenbach“.
0.11.Bevölkerungsentwicklung
1609 | 1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1961 | 2003 | 2006 | |
gesamt | 55 | 164 | 218 | 183 | 280 | 287 | 265 | 219 | 300 |
kath. | --- | 87 | 96 | ||||||
evang. | 55 | 77 | 156 | ||||||
sonstige | --- | --- | 13 |
0.12.Schule, Kultur, Vereinswesen
0.12.1.Schule
Bis in das 18. Jhd. hinein mussten die Niederstaufenbacher Kinder die Schule in Bosenbach besuchen. Bestrebungen der Protestanten sowie der Katholiken scheiterten, einen eigenen Lehrer in Niederstaufenbach anzustellen. Mehrmals finden sich Hinweise darauf, dass die jeweiligen Konfessionen kurzzeitig so genannte „Schulmeister“ angestellt hatten. Diese sind aber nicht als schulische Einrichtungen anzusehen.
Erst 1833 wurde in Niederstaufenbach eine eigenes Schulhaus gebaut. Die Katholiken hatten zuvor schon einen eigenen Lehrer. Die Protestanten besuchten bis zum Schulhausbau die Schule in Bosenbach. Die Schule sollte als konfessionelle Gemeinschaftsschule betrieben werden. Um 1960 erhielt Niederstaufenbach ein neues Schulhaus. Inzwischen besuchen die Schüler des Dorfes die Grundschule in Rammelsbach und die Hauptschule (Regionale Schule) in Altenglan.
0.12.2.Hinweise auf Quellen zur Schulgeschichte im Archiv der Verbandsgemeinde Altenglan
200-19 | Verbandsschule Altenglan | 1965-1972 |
200-2 | Einführung der christlichen Gemeinschaftsschule in Bosenbach, Friedelhausen, Niederstaufenbach | 1937-1938 |
210-10 | Schulverband | 1932-1976 |
210-44 | Lehrerdienstwohnungen | 1931-1944 |
210-44/2 | Verkauf der Lehrerdienstwohnung in Niederstaufenbach | 1961-1967 |
210-44/3 | Altes Schulhaus in Niederstaufenbach | 1962-1970 |
210-60.1.1 | Lehrer | 1959-1971 |
330-01 | Musikvereine | 1963-1970 |
620-20/210/3 | Neubau einer Lehrerdienstwohnung in Niederstaufenbach | 1963-1969 |
620-20/7593/6 | Glocke Friedelhausen und Niederstaufenbach | 1952-1972] |
0.12.3.Brauchtum
Das Dorf feiert seine Kirchweih am ersten Wochenende im August. Ansonsten wird kein Brauchtum gepflegt, das nicht den Gepflogenheiten in den Nachbardörfern entspricht.
0.12.4.Vereine
Musikverein (nicht mehr aktiv), Männergesangverein, Heimatverein, Frauenchor, Stammtisch. (Stand 2000)
0.13.Gesundheits- und Sozialwesen
Allgemeinärzte und Zahnärzte können in den größeren Nachbardörfern aufgesucht werden, Spezialärzte darüber hinaus in Kusel und in Kaiserslautern. Zuständige Sozialstation ist die von Kusel-Altenglan. Kindergarten in Bosenbach. Nächste Krankenanstalten sind die Westpfalzkliniken I und II in Kaiserslautern und in Kusel.
0.13.1.Wirtschaft und Verkehr
Ursprünglich lebten im Ort nur wenige begüterte Bauern. Die inzwischen aufgehobene Niederstaufenbacher Mühle wurde 1743 genannt mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern, Pachtpreis pro Rad zwei Malter Korn und Hafer. Nebenher konnten sich wenige Handwerker behaupten. Indem die Landwirtschaft an Bedeutung verlor, vergrößerte sich die Zahl der Arbeiter. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird an den Ausläufern des Potzberges nach Quecksilber geschürft. Weiterhin wurde in Niederstaufenbach ein Kohlenbergwerk betrieben. Im 19. und 20. Jahrhundert waren viele Bewohner des Ortes als Steinbrucharbeiter im Steinbruch Heidenburg bei Oberstaufenbach und in den Brüchen auf dem Schneeweiderhof beschäftigt. Heute bestehen ein Auto-Service, ein Betrieb zur Fensterherstellung, ein privater Ingenieurbetrieb für das Bauwesen, zwei Gaststätten.
Den Ort durchzieht die L 367, die Mitte des 19. Jhd. ausgebaut wurde.
In der Ortsmitte zweigt eine Verbindungsstraße (K 34) nach Bosenbach ab. Autobahnauffahrten sind 15 und 25 Kilometer weit entfernt, zum Bahnhof Altenglan sind es fünf, zum Bahnhof Kaiserslautern 30 Kilometer.