Protestantische Pfarrkirche in Obermoschel
Im Jahr 1533 wurde im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken der Calvinismus eingeführt. Lange Zeit war die calvinistische Gemeinde die größte in Obermoschel, gefolgt von den Katholiken und Lutheranern. Anfangs übernahmen die Calvinisten die ehemals katholische Kirche im Dorf, um dort ihren Gottesdienst abzuhalten. Im Jahr 1669 wurde die Kirche umfassend restauriert, zugleich wurden aber auch Stimmen laut, die den Bau einer neuen Kirche befürworteten. Bestärkt wurden die Forderungen durch einen Unfall während eines Gottesdienstes im Jahr 1702, als sich ein Stück der Mauer löste und in den Innenraum stürzte. Daraufhin wurde die Kirche nochmals renoviert, man stellte jedoch fest, dass nur noch eine grundlegende Sanierung den mittelalterlichen Bau retten konnte.
Mit dem Anwachsen der katholischen Gemeinde wurde es zudem bald notwendig, ihnen ebenfalls die Kirche für ihren Gottesdienst zur Verfügung zu stellen, da es keine anderen passenden Räumlichkeiten gab. So wurde die Kirche ab 1710 simultan genutzt, beide Gemeinden suchten zugleich nach Alternativen für die zunehmend baufällige Kirche. 1774 wurde eine weitere Renovation der Kirche in Auftrag gegeben, aber nicht mehr ausgeführt. Die reformierte Gemeinde hatte sich entschlossen, eine neue Kirche zu bauen.
Dafür wurde 1778 Baumeister Friedrich Gerhard Wahl engagiert, der einen ausführlichen Bericht über den schlechten Zustand des Kirchenbaus schrieb und einen Entwurf für die neue Kirche aufzeichnete. Freifrau von Esebeck, die Mätresse des Herzogs Karl II. August (1773-1795) stiftete den Garten ihres Anwesens der calvinistischen Gemeinde, damit dort die neue Kirche errichtet werden konnte. Die Bauarbeiten dauerten von 1783 bis 1789, die mittelalterliche Kirche wurde bereits 1786 abgerissen.
Die neue Kirche wurde im Form des Frühklassizismus erbaut, mit rechteckigem Putzbau und vorspringendem, dreigeschossigem, quadratischen Westturm, der in den Kirchenraum eingestellt wurde. Die Schaufassade ist nach Süden ausgerichtet und wird von Rundbogenfenstern und ovalen Oberfenstern unterteilt. Am Turm findet sich auf Höhe des Dachfirstes die Jahreszahl 1789. Auf allen vier Seiten sind die Zifferblätter der Turmuhr mit aufwendigen Sandsteinumrahmungen angebracht.
Die Inneneinrichtung ist zum Teil noch aus der Bauzeit erhalten, so die Westempore und das Gemeindegestühl im Stil des Spätbarock. Die Ostempore wurde 1881 entfernt und Kanzel und Altar an dieser Stelle installiert. Von der ursprünglichen Orgel, geschaffen von Christian Schmidt aus Kirchheimbolanden im Jahr 1832, ist nur noch der Prospekt vorhanden. Die Fenster mit den ornamentalen Glasmalereien stammen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, in die Chorfenster wurde erst 1900 das Bundglas mit Zisterzienserornamentik eingesetzt. Die Kirche ist eines der frühesten Bauwerke des Klassizismus in der Nordpfalz.
Nachweise
Verfasst von: Juliane Märker
Verwendete Literatur:
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 15: Donnersbergkreis. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 1998.
- Stadt Obermoschel (Hrsg.): 650 Jahre Stadt Obermoschel 1349-1999. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart.
Erstellt am: 12.04.2014