Das landgräfliche Schloss zu Pirmasens
Ursprünge
Das heute nicht mehr existierende landgräfliche Schloss ging zurück auf ein 1712 oder 1720 unter dem Grafen Reinhard III. von Hanau-Lichtenberg errichtetes Jagdschloss. Reinhard III. starb 1736 ohne männliche Nachkommen. Das Hanauer Land mitsamt Pirmasens fiel daraufhin seinem Enkel Ludwig zu, dem späteren Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt.
Das Gebäude stand an der Westseite des Schlossplatzes, zwischen dem unter Ludwig errichteten Rathaus und der Exerzierhalle. Heute erhebt sich an gleicher Stelle die Pirminiuskirche.
Ausbau unter Ludwig IX.
Ludwig hielt sich seit 1741 immer häufiger in Pirmasens auf und machte es schließlich 1757 zu seiner Residenz. Das alte Jagschloss ließ er nach seinem Geschmack ausbauen. Hierzu engagierte er den Fehrbacher Mauermeister Leonhard Jennewein.
Das rechteckige Hauptgebäude, ein Putzbau mit neun Fensterachsen und Mansardendach, war aufgrund seiner abschüssigen Lage auf der Ostseite zwei- und auf der Westseite viergeschossig. Nach Westen formten zwei Rampen ein Rasenparterre, welches nach vorne durch ein kleines Wachhaus abgeschlossen wurde. Zwei mansardenbedachte Nebengebäude bildeten nach Osten hin einen Ehrenhof. Zur südlichen Rampe lag parallel ein Langbau, der die Ställe und eine Scheune enthielt. Die Seitengebäude ersetzte man 1763 schließlich durch quadratische Pavillons. Das Wachhaus wurde zur Hauptwache ausgebaut.
Zerstörung
Die Zerstörung seines Schlosses sollte der 1790 in Pirmasens verstorbene und beigesetzte Landgraf nicht mehr erleben. Bereits 3 Jahre nach seinem Tod besetzten französische Truppen im Zuge der Französischen Revolution die Stadt. Das Schloss wurde hierbei vollständig zerstört. Die Ruine wurde 1805 versteigert und schließlich abgebrochen. Ehemals zur Residenz gehörige Amts- und Herrschaftshäuser überdauerten zunächst die Zeit, wurden aber im Zweiten Weltkrieg ausnahmslos zerstört.
Die einzigen erhaltenen Überreste des Schlosses, hauptsächlich Bilder und Möbel, teilen sich heute das städtische Pirmasenser Museum und das Darmstädter Schlossmuseum. In der Hauptstraße 102 findet sich außerdem ein noch erhaltener Dreiecksgiebel des ehemaligen landgräflichen Herrschaftshauses und Offizierskasinos, der auf 1780 bezeichnet ist und das Emblem Ludwigs IX. trägt. Er wurde in einem nach 1945 neu errichteten Haus verbaut.
Nachweise
Verfasser: Lucas Caspar Fischer
Verwendete Literatur:
- Eckardt, Anton / Kubach, Hans Erich: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Pirmasens. München 1957 (=Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz. Bd. 2).
- Lehnung, Julius: Geliebtes Pirmasens. Heimatgeschichtliche Erinnerungen. Band I. 740-1790. Pirmasens 1982.
Erstellt am: 15.10.2013