Unterjeckenbach
0.1.Unterjeckenbach
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken
Einwohner (2007): 92
Einwohner (2010): 93
Gemarkung: 315 ha, davon ca. 6 ha Siedlungsfläche und 24 ha Wald
0.2.Lage
Der Ort liegt in dem engen Tal des Jeckenbachs (Rosental) in ungefähr 320 m Höhe über NN, erstreckt sich teilweise seitlich links des Tales zu einem Berghang hin. Die Erhebungen rings um den Ort erreichen Höhen von mehr als 400 Metern (Gerhardsberg 454,5 m). Gleich oberhalb des Dorfes beginnt der Truppenübungsplatz Baumholder. Der etwa einen Kilometer weit entfernte Ort Oberjeckenbach fiel dem Truppenübungsplatz zum Opfer.
0.3.Siedlung und Wohnung
Die Häuser des Dorfes liegen an zwei Straßen, von denen eine von Westen nach Osten parallel zum Bach verläuft, die andere sich in nördlicher Richtung oberhalb des Bachlaufs in ein Seitental erstreckt. Unterhalb dieser Straße liegt auch der Friedhof des Dorfes.
0.4.Name
In einer Urkunde von 1319 werden die Dörfer Ober- und Unterjeckenbach als "beide Jeckenbach" bezeichnet. In einer weiteren Urkunde von 1363 heißen sie dann die "zwei Jeckenbach". Besondere Bezeichnungen für Unterjeckenbach sind dann "Sienjeckenbach" (1448 nach dem Nachbarort Sien) und Frygechenbach (1448). In alten Schriften und auch heute noch mundartlich heißen die Jeckenbachorte auch Geckenbach. Nach Dolch und Greule verbindet sich in dem Namen das Grundwort Bach mit einem Bestimmungswort Gago, das als der Name eines Siedlers anzusehen ist.
Wüstungen sind nach der einschlägigen Literatur nicht nachzuweisen, es ei denn, wir erachten das ausgesiedelte Dorf Oberjeckenbach als eine solche.
0.5.Wappen
Das Wappen wird diagonal in eine goldene und in eine blaue Fläche aufgeteilt. Auf dem goldenen Grund erscheint ein blaubewehrter und blaubezungter roter Löwe, auf dem blauen Grund sind ein goldener Wellenbalken und ein ebenfalls goldener Röhrenbrunnen zu sehen. Der rote Löwe weist auf das Wappen der Wildgrafen hin, zu deren Besitz Langweiler gehörte. Der Wellenbalken bezieht sich auf den am Dorf vorbeifließenden Bach, der Röhrenbrunnen auf einen alten Brunnen, der im Ort erhalten geblieben ist.
0.6.Abriss der Ortsgeschichte
0.6.1.Frühgeschichte
Die Umgebung des Ortes war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Vor dem Zweiten Weltkrieg fanden Ortsbewohner mehrere steinzeitliche Beile, die lange im Schulhaus des Dorfes aufbewahrt wurden. Funde aus der Römerzeit sind nicht bekannt geworden.
0.6.2.Mittelalter
Der Ort wurde in einer der späteren Ausbaustufen der fränkischen Landnahme gegründet, wahrscheinlich im 8. Jahrhundert. Er gehörte ursprünglich zum Nahegau, lag später innerhalb des Hochgerichts auf der Heide und gehörte, von vorübergehenden Verpfändungen abgesehen, während des ganzen Mittelalters zur Herrschaft der Wild- und Rheingrafen. Zunächst teilte Unterjeckenbach die Geschichte des Nachbarortes Oberjeckenbach. 1319 wurde durch einen Rechtsspruch entschieden, dass der Wildgraf Friedrich von der Kyrburg in den Dörfern um Grumbach, also auch in den beiden Jeckenbach, nur den Anteil am Blutbann und am Heidengericht, aber keine weiteren Rechte zu beanspruchen habe. Die Wildgrafen verpfändeten die zwei Dörfer 1363 an die Grafen von Sponheim-Starkenburg, haben sie aber zu einem unbestimmten Zeitpunkt zurückgekauft. Der Rückkauf ist daraus zu ersehen, dass Rheingraf Friedrich von Dhaun 1443 "die armen Leute von Grumbach", d. h. die Bewohner der Dörfer rings um Grumbach, dem Grafen Friedrich III. von Veldenz und dessen Nachfolger, dem Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken zum Schutz übergeben hatte. Zu den Dörfern, in denen diese so genannten armen Leute lebten, gehörte wohl Unterjeckenbach, doch nicht Oberjeckenbach. 1448 wurde Grumbach selbst samt den genannten Dörfern an die neu gegründete Pfalzgrafschaft Zweibrücken verpfändet. Wenn im selben Jahr der Ort als "Freyjeckenbach" bezeichnet wird, so bedeutet dies, daß die Bewohner keine Steuern zu zahlen hatten. 1477 bereits wurde dieses "Amt Grumbach" von den Wildgrafen zurückgekauft. Oberjeckenbach war inzwischen an die Herren von Löwenstein verpfändet worden.
0.6.3.Neuzeit
1575 entstand die selbstständige Linie des rheingräflichen Hauses von Grumbach. Über weiteren Verkauf oder über erneute Verpfändung des Ortes ist nichts bekannt. Somit gehörte Unterjeckenbach fortan zu der Grumbacher Linie der Rheingrafen.
Während des Dreißigjährigen Krieges hatte das Dorf in besonderem Maße unter den Kriegseinwirkungen zu leiden. Seit der Einrichtung des Truppenübungsplatzes liegt der Ort am Ende einer Stichstraße. In früherer Zeit hingegen führte eine viel benutzte Verbindungsstraße zwischen Glan und Nahe durch das Jeckenbachtal. Orte an solchen Durchgangsstraßen waren in besonderem Maße den Plünderungen vorbeiziehender Truppen ausgesetzt. Unter- und Oberjeckenbach, wie auch das auf der Berghöhe gelegene Hohenroth (Hohenröther Hof) wurden wiederholt niedergebrannt und ausgeraubt, als 1635 kroatische Truppen der kaiserlichen Armee unsere Gegend durchzogen. Auch die Pest forderte viele Opfer. Offensichtlich war Unterjeckenbach bereits 1642 vollkommen ausgestorben, im Kirchenregister von Herren-Sulzbach aus dem Jahr 1684 wird der Ort nicht mehr erwähnt. Noch vor der Wende zum 18. Jahrhundert setzte die Neubesiedlung ein. Vor allem kamen Siedler aus Tirol, unter ihnen ein Emich Gehres, der zum Stammvater einer im weiten Umkreis verbreiteten "Gehresfamilie" wurde. Zeitweise trug später die Hälfte aller Bewohner des Ortes diesen Namen. In der Zeit des 18. Jahrhunderts erfuhr Unterjeckenbach einen erfreulichen Aufschwung.
0.6.4.Neueste Zeit
Während der Zeit der Französischen Revolution und der anschließenden Zeit des Kaisers Napolen wurde das linksrheinische Deutschland von Frankreich annektiert. Unterjeckenbach gehörte nun zur Mairie Grumbach. Grumbach war Sitz eines Kantons, der wiederum zum Arrondissement Birkenfeld im Département de la Sarre (Saar) gehörte. Schon 1793 zogen französische Truppen durch das Glantal und nahmen in den Dörfern bei Grumbach Quartier, auch in Unterjeckenbach. Zu besonderen Übergriffen der Revolutionstruppen kam es hier allerdings nicht.
Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde im Wiener Kongress das Fürstentum Lichtenberg begründet, das in den Besitz des Herzogtums Sachsen-Coburg kam. 1834 verkaufte Sachsen-Coburg das Fürstentum an Preußen. Es bildete nun innerhalb der preußischen Rheinprovinz den Kreis St. Wendel. Dieser Kreis war in mehrere Ämter aufgeteilt. Langweiler gehörte innerhalb des Kreises St. Wendel zum Amt Grumbach.
Weitere Veränderungen ergaben sich nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Großteil des Kreises St. Wendel verblieb 1919 bei dem autonomen Saargebiet. Aus dem bei Preußen verbliebenen Teil des Kreises entstand zunächst der so genannte "Restkreis St. Wendel-Baumholder" mit Sitz in Baumholder. 1937 wurde dieser Restkreis mit dem bis dahin oldenburgischen Kreis Birkenfeld vereinigt, und es entstand ein neuer Kreis Birkenfeld innerhalb des preußischen Regierungsbezirks Koblenz. 1938 richtete das Deutsche Reich den Truppenübungsplatz Baumholder ein. Unterjeckenbach selbst liegt seit der Aussiedlung von Oberjeckenbach dicht an der Grenze des Truppenübungsplatzes.
Nach dem 2. Weltkrieg lag der Ort zunächst im Regierungsbezirk Koblenz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1968 wurde das Amt Grumbach aufgelöst. Unterjeckenbach kam 1972 zur neu gegründeten Verbandsgemeinde Lauterecken, gleichzeitig vom Regierungsbezirk Koblenz in den neu gegründeten Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz.
0.7.Wahlergebnisse in Prozent, Bundestag Zweitstimmen
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | |
Landtag 2001 | 54,8 | 30,6 | 6,5 | 1,6 | --- | 6,5 |
Landtag 2006 | 50,8 | 30,5 | 8,5 | -- | 3,4 | 6,8 |
Landtag 2011 | 56,5 | 32,6 | --- | 10,9 | --- | --- |
Bundestag 2002 | 47,3 | 33,8 | 9,5 | 5,4 | --- | 4,1 |
Bundestag 2005 | 34,4 | 31,3 | 21,3 | 0,0 | 6,6 | 6,5 |
Bundestag 2009 | 17,7 | 36,9 | 7,8 | 10,5 | 21,8 | 5,2 |
Bundestag 2013 | 23,5 | 46,4 | 2,7 | 7,2 | 12,0 | 8,1 |
0.8.Zeittafel
Vorgeschichte | Funde steinzeitlicher Beile belegen die Besiedlung der Umgebung des Ortes in vorgeschichtlicher Zeit |
800 | Wahrscheinliche Gründung des Dorfes |
1363 | Verleihung des Dorfes durch die Wildgrafen an Sponheim-Starkenburg |
1448 | Die Wildgrafen verpfänden Unterjeckenbach mit dem Recht auf Rückkauf an Pfalz-Zweibrücken |
1556 | Einführung der Reformation |
1635/36 | Verwüstung des Ortes durch die kroatischen Truppen der kaiserlichen Armee |
1644 | Bis zum späten 17. Jahrhundert ist der Ort menschenleer |
1798 | Eingliederung des linksrheinischen deutschen Gebietes an Frankreich, Unterjeckenbach gehört ab 1801 zur Mairie und zum Canton Grumbach, zum Arrondissement Birkenfeld und zum Département de la Sarre (Saar) |
1816 | Unterjeckenbach gehört im Amt Grumbach zum Fürstentums Lichtenberg, das selbst wiederum zu dem Land Sachsen-Coburg gehört |
1834 | Unterjeckenbach gehört innerhalb des Kreises St. Wendel zur preußischen Rheinprovinz |
1918 | Ende des Ersten Weltkrieges. Unterjeckenbach liegt zunächst im sogenannten Restkreis St. Wendel-Baumholder |
1937 | Unterjeckenbach im Kreis Birkenfeld |
1938 | Einrichtung des Truppenübungsplatzes |
1945 | Ende des Zweiten Weltkrieges, Unterjeckenbach innerhalb des Bundeslandes Rheinland-Pfalz im Amt Grumbach |
1968 | Gebiets- und Verwaltungsreform des Landes Rheinland-Pfalz, Unterjeckenbach ab 1972 Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken |
0.9.Religiöse Verhältnisse
Wohl vom frühen Mittelalter her gehörte Unterjeckenbach zum Kirchspiel Herren-Sulzbach. Eine eigene Kirche hatte das Dorf nie. Infolgedessen entspricht die Kirchengeschichte von Unterjeckenbach der des Ortes Herren-Sulzbach: Ab dem späten 13. Jahrhundert gewann der Johanniterorden großen Einfluss im Wild- und Rheingräflichen Haus. In der Herrschaft Grumbach wurde 1556 die Reformation eingeführt und die evangelische Pfarrei Herren-Sulzbach gegründet, zu der Unterjeckenbach seitdem gehört. Bis zum Dreißigjährigen Krieg waren alle Bewohner evangelisch. Später duldeten die Feudalherren auch andere Konfessionen, die jedoch keine besondere Bedeutung gewannen. Bis heute ist der überwiegende Teil der Bevölkerung evangelischer Konfession.
0.10.Bewohner
Das Dorf blieb bis heute ländlich strukturiert. Der Großteil der Bevölkerung arbeitete bis vor wenigen Jahrzehnten hauptsächlich in der Landwirtschaft. Neben den Landwirten gab es auch Waldarbeiter und wenige Handwerker. Die Landwirtschaft beschäftigt heute nur noch wenige Menschen. Die Erwerbstätigen sind gezwungen, auswärts dem Broterwerb nachzugehen.
Seit 1815 liegen folgende Einwohnerzahlen vor:
1815 | 1860 | 1900 | 1925 | 1958 | 2000 | 2007 |
70 | 201 | 216 | 181 | 173 | 110 | 92 |
0.12.Schule, Kultur, Vereinswesen
0.12.1.Schule
Wie in den übrigen Dörfern des Amtes Grumbach entstanden auch in Unterjeckenbach im ausgehenden 16. Jahrhundert als Auswirkung der Reformationsbewegung die Bemühungen, Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Ursprünglich mussten die Schulkinder im benachbarten Herren-Sulzbach den Schulunterricht besuchen. Im 18. Jahrhundert wurde auch in Unterjeckenbach ein Winterlehrer eingestellt. Gottfried Kirrbach, der aus Sachsen kam, war der erste Lehrer im Ort. Die Kinder wurden in einer Privatwohnung unterrichtet. 1873 erhielt die Gemeinde ein neues Schulhaus. Heute besuchen die Schüler die Grundschule und die Hauptschule in Lauterecken, nachdem die Grundschüler zwischen 1969 und 2010 in einer Grundschule Grumbach-Hoppstädten unterrichtet worden waren. Das Gymnasium Lauterecken ist die am nächsten gelegene weiterführende Schule.
0.12.2.Brauchtum und Vereinswesen
Die Kirmes von Unterjeckenbach findet am 5. Wochenende im Juni statt. Besonderes altes Brauchtum, wie es in früherer Zeit in allen Dörfern der Glangegend üblich noch war, wird heute kaum gepflegt.
0.13.Gesundheits- und Sozialwesen
Allgemeinärzte können in Grumbach und in Lauterecken aufgesucht werden. Die nächstgelegenen Krankenhäuser sind die von Meisenheim und von Kusel. Für Pflegefälle ist u. a. die Sozialstation Lauterecken-Wolfsein zuständig.
0.13.1.Wirtschaft und Verkehr
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebten die Bewohner hauptsächlich von der Landwirtschaft. Seit fast alle landwirtschaftlichen Betriebe stillgelegt wurden, gehen viele Erwerbstätige außerhalb des Ortes ihrer Arbeit nach. Bereits 1960 mussten von 52 Berufstätigen 41 auspendeln. Vor der Einrichtung des Truppenübungsplatzes lag der Ort in wesentlich günstigerer Verkehrslage als heute. Die oben genannte Straße Meisenheim-Idar wurde einige Kilometer östlich des Dorfes von der Straße gekreuzt, die vom Niederreidenbacher Hof (an der Nahe) direkt nach Lauterecken führte und inzwischen nach großzügigem Ausbau zur Bundesstraße erhoben wurde (B 270). Im Westen des Ortes führt jetzt die so genannte Platzrandstraße vorüber, die den Truppenübungsplatz umkreist und nur für den Militärverkehr geöffnet ist. Der frühere Amtssitz Grumbach liegt fünf Kilometer weit entfernt, zur Stadt Lauterecken, dem heutigen Sitz der Verbandsgemeinde sind es acht Kilometer. Weniger günstig ist die Lage zu den Autobahnen. (Autobahnauffahrten bei Kusel ca. 40 km, bei Kaiserslautern 45 km, bei Wöllstein 50 km).
0.14.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Blinn, Steffi: Dorf auf Zeit, in: DIE RHEINPFALZ am Sonntag, 26. Juli 2009 (Jg. 5 Nr. 30).
- Fabricius, Wilhelm: Das Hochgericht auf der Heide - Die Wildgrafschaft zwischen Oberstein, Meisenheim, Lauterecken und Kusel, in: Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 24 (1905).
- Karsch, Otto: Geschichte des Amtes Grumbach, Neuwied 1959.
- Schneider, Carl: Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundsrücken, Kreuznach 1854.