Geschichte von Berghausen
In einem Teilungsvertrag der Grafen von Katzenelnbogen, zwischen den Grafen Diether V. (gest. 1276) und Eberhard I. (gest. 1311), der um das Jahr 1260 datiert wird, wurde Berghausen erstmals urkundlich als „Berchusen“ erwähnt. [Anm. 1]Zu Berghausen gehörten damals neun Familien mit ihren Gehöften, sowie eine Mühle. Die Einwohnerzahl kann auf zirka 60 Personen geschätzt werden. [Anm. 2]Es wird vermutet, dass Berghausen aber bereits in karolingischer Zeit (8. bis 9. Jahrhundert) als Rastplatz an einem alten Höhenweg entstand [Anm. 3]
Für 1584 können aus einer Einwohnerliste des Amtes Burgschwalbach 22 Höfe mit rund 120 Einwohnern angenommen werden. 1634 gab es 18 bewohnte Häuser mit cirka 100 Einwohnern. Die Leibeigenen gehörten zur Herrschaft Nassau-Saarbrücken. Für das Jahr 1673 sind 14 Hofbesitzer in Berghausen bekannt. [Anm. 4] Berghausen hatte einen eigenen Schultheißen, früher auch „Heimberger“ genannt, der für die Eintreibung der Abgaben an die Grundherrschaft zuständig war. [Anm. 5] Seit 1608 ist ein Brückenbauwerk über den Dörsbach belegt. [Anm. 6]
Ab zirka 1850 versuchte man im Herzogtum Nassau durch „Konsolidationen“ bäuerliche Kleinparzellen zur besseren Bebaubarkeit zusammen zu legen und auch die Wegeführung mit Zugängen zu den Feldern von zwei Seiten zu verbessern. Die Kleinparzellen waren durch die „fränkische Realteilung“ entstanden, die eine Aufteilung der Ackerflächen unter jeden Erbberechtigen bei jedem Erbgang vorsah. Da die zerteilten Felder meist nur über Nachbarfelder zugänglich waren, musste bei den sogenannten „Stoßgewannen“ ein Flurzwang angewendet werden: die Felder mussten von allen Grundbesitzern in einer „Gewanne“ zur gleichen Zeit mit der gleichen Frucht bebaut werden. Bei der Feldbestellung und der Ernte durfte man zum Wenden des Pfluges auf den abgeernteten Acker des Nachbarn fahren. Durch das neue System wurde der Flurzwang aufgehoben. [Anm. 7]
Aus Kartendarstellungen der Jahre 1900 bis 1908 lassen sich 37 bäuerliche Betriebe in Berghausen ermitteln. Jede Berghäuser Familie hatte ca. 56 Äcker und Wiesen zu bestellen. [Anm. 8] [Anm. 9] Eine Flurbereinigung um 1970 ergab größere bebaubare Flächen. [Anm. 10]Die ältesten noch erhaltenen Häuser in Berghausen stammen aus dem 18. Jahrhundert. Zu den ältesten Gebäuden gehört eine Hofanlage (Kirchstraße 4). [Anm. 11] Aus heimatkundlichen Forschungen ist die Entwicklung der Berghäuser Familien- und Hausnamen bekannt. [Anm. 12] Neben den gängigen handwerklichen und bäuerlichen Berufen waren in Berghausen auch immer wieder Bergleute ansässig, die in den Erzgruben der Umgebung tätig waren. [Anm. 13]
In den Jahren 1816 bis 1866 wurde vom Herzogtum Nassau die Brandbekämpfung in den Dörfern neu geregelt. Dies führte zu Änderungen im Dorfbild, da die Strohdächer durch Schieferdächer ersetzt wurden und Fachwerkwände verputzt werden mussten. [Anm. 14]Eine Mineralquelle wurde als Mineralbrunnen in der Gemarkung Berghausen 1912/1913 erschlossen und ausgebaut. [Anm. 15] 1915 zeigte die Bevölkerungsstatistik 47 Familien mit 235 Einwohnern in Berghausen auf, 1939 durch Kriegsverluste und Abwanderung 200 Einwohner. [Anm. 16]
Im Zweiten Weltkrieg sind von 38 zur Wehrmacht eingezogenen Männern aus Berghausen 12 im Krieg gefallen oder gelten als vermisst. Mit dem Ehrenmal der Gemeinde Berghausen wird ihrer namentlich gedacht. [Anm. 17]Nach dem Krieg stieg die Einwohnerzahl bis 1950 schnell wieder auf 237 Bürger an, bis 1999 auf 297 Einwohner. [Anm. 18]
Im Jahr 2010 beging Berghausen seine 750-Jahr-Feier. [Anm. 19]
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 13 (Aufruf: 20.06.2020).
Keiling, Manfred: Berghausen: Menschen und Zeiten. Darmstadt 2001.
Erstellt am: 20.06.2020
Anmerkungen:
- Keiling 2001, S. 34-35. Keiling erläutert, dass eine frühestmögliche Datierung der Urkunde für das Jahr 1250 eine mögliche Sicht ist, aber die Datierung um das Jahr 1260 wahrscheinlicher. Zurück
- Keiling 2001, S. 35. Zurück
- Keiling 2001, S. 38 und 39. Zurück
- Keiling 2001, S. 42. Keiling vermutet den Rückgang der Anzahl der Höfe im Zusammenhang mit Folgen des Dreissigjährigen Krieges (1616-1648). Zurück
- Keiling 2001, S. 43. Die Bezeichnung „Heimberger“ verschwand nach und nach und wurde durch „Schultheiß“ ersetzt. Vgl. ebd. S. 44. Zurück
- Keiling 2001, S. 29. Zurück
- Keiling 2001, S. 13. Zurück
- Keiling 2001, S. 12. Zurück
- Keiling 2001, S. 13. Die kleinste Ackerfläche hatte 1908 eine Breite von 4,86 Metern, im Durchschnitt waren die Parzellen 10 bis 13 Meter breit. Zurück
- Keiling 2001, S. 13. Auf den Seiten 13 bis 19 erläutert Keiling die Flurnamen von Berghausen mit ihrer Bedeutung. Zurück
- Keiling 2001, S. 51. Nach mündlicher Familientradition aus dem Jahr 1722. Vgl. ebd. Zurück
- Keiling 2001, S. 97-124. Zurück
- Keiling 2001, S. 125 und 127. Zurück
- Keiling 2001, S. 59. Zurück
- Keiling 2001, S. 60. Zurück
- Keiling 2001, S. 61. Zurück
- Keiling 2001, S. 149. Zurück
- Keiling 2001, S. 61. Zurück
- Keiling 2001, S. 4. Impressionen zur Feier finden sich auf der Seite der Ortsgemeinde Berghausen unter: https://www.berghausen.co/über-berghausen/750-jahr-feier-in-2010/ (Aufruf: 20.06.2020). Zurück