Buch im Rhein-Lahn-Kreis

Buch

0.1.Vorgeschichte und Mittelalter

Eine schon frühe Besiedlung des Raumes der Gemeinde Buch beweisen 76 Hügelgräber aus der Hallstattzeit von 1000 bis 400 v. Chr., die in unmittelbarer Umgebung gefunden worden sind.[Anm. 1]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Buch im Jahr 1259, als ein Leo von Nassau sein Erbe im Ort „Buche“ an die Nonnen des Zisterzienser-Frauenklosters von Aftholderbach verkaufte. Die Kapelle in der Mitte des Dorfes kann aufgrund ihrer romanischen Bauweise bereits auf das 12. Jahrhundert datiert werden.

Im Mittelalter gehörte es zur niederen Grafschaft Katzenelnbogen, ab 1361 zum Landgericht der vier Herren auf dem Einrich. Das heißt, Buch unterstand vier verschiedenen Autoritäten: Den Grafen von Hessen, Nassau, Oranien Usingen und Weilburg. Aus dieser Konstellation ergaben sich häufig Schwierigkeiten für die Einwohner, die als Leibeigene verschiedene Verpflichtungen und Abgaben zu leisten hatten.

0.2.Frühe Neuzeit bis 19. Jahrhundert

Vieles aus der frühen Geschichte der Gemeinde ist verloren gegangen bzw. wurde erst gar nicht aufgezeichnet. So ist beispielsweise nicht dokumentiert, inwiefern Buch im Dreißigjährigen Krieg involviert war. Aus den Berichten der umliegenden Dörfer ist bekannt, dass die Bewohner in der Taunusregion sehr unter Gewalt, Krankheit und Hungersnöten litten. In der Chronik von Miehlen wird berichtet: „1647, Miehlen steht seit Pfingsten mit den benachbarten vierherrischen Orten Oelsberg, Bogel, Marienfels öde und wüst“[Anm. 2], sodass anzunehmen ist, dass auch Buch ein ähnliches Schicksal ereilte.

1754 wurde das Schiff der Kapelle der Gemeinde im barocken Stil restauriert. Aus einer Beschreibung der Kirche in Nastätten aus dem Jahr 1878 ist bekannt, dass ein Pfarrer von dort nach Buch kam, um den Gottesdienst zu halten; die kleine Gemeinde besaß also keinen eigenen Pfarrer.[Anm. 3] Dafür entrichteten die damals etwa 300 Einwohner jährlich zwei Wagenladungen Buchenholz als Teil des Pfarrgehalts an den Pfarrer aus Nastätten.[Anm. 4]

1774 konnte entschieden werden, dass Buch vollständig der Landgrafschaft Hessen-Kassel unterstehen sollte. Damit gehörte Buch zum Amt Nastätten in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen.

Von 1806 und bis 1813 war das Gebiet unter französischer Verwaltung Napoleons, bevor es 1816 dem Herzogtum Nassau zugeordnet wurde, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. In den 1850er Jahren wanderten knapp zehn Mitglieder der Gemeinde nach Amerika aus, welches damals als „Neue Welt“ beworben wurde, in der man der Armut seiner Heimat entgehen und für geringes Geld große Flächen Land kaufen und bewirtschaften konnte.

0.3.20. und 21. Jahrhundert

Buch war seit Gründung der Gemeinde vorwiegend landwirtschaftlich geprägt. 1907 gab es unter den 290 Einwohnern 68 Besitzungen, von denen 64 landwirtschaftliche Gehöfte waren, die mehrheitlich Vieh hielten. 1901 wurde eine sogenannte Konsumgesellschaft mit 62 Mitgliedern in Buch gegründet. Die Gesellschaft konnte den Mitgliedern Vergünstigungen beim Wareneinkauf anbieten, beispielsweise konnte Saatgut im Frühjahr bezogen und erst nach erfolgreicher Ernte im Herbst bezahlt werden. 1992 wurde die Gesellschaft aufgelöst.

Im Ersten Weltkrieg kämpften 58 Soldaten aus Buch, welches nach dem Krieg bis 1929 französisch besetzt war.

Bereits ab der Reichstagswahl 1928 wählten die Einwohner von Buch mehrheitlich die NSDAP. Im Zuge des Nationalsozialismus wurde der Platz vor dem alten Rathaus 1933 in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt. Die Bucher Jüdin Idda Heuser, geborene Thalheimer, wurde 1943 deportiert und starb noch im selben Jahr am 3. November in Auschwitz.

Während des Kriegs versorgte Buch über 100 Evakuierte aus der Umgebung. Vor allem 1944/45 gab es häufige Fliegerangriffe im Rhein-Lahn-Kreis, jedoch verzeichnete Buch nur geringe Sachschäden. Am 27. März wurde Buch gegen 12 Uhr mittags von amerikanischen Truppen eingenommen. Danach kam Buch in die französische Besatzungszone und musste Vieh, Gemüse und Getreide an die Besatzer abgeben, was die Gemeinde schwer traf, da die darauffolgenden Jahre sehr trocken waren und Ernten dementsprechend knapp ausfielen. Auch diente Buch als Sammellager für kriegsgefangene deutsche Soldaten.

In den Jahren 1945 bis 1948 kehrten insgesamt 42 Kriegsteilnehmer aus Buch in ihre Heimat zurück, während neun Personen noch als vermisst gelten.

Seit 1946 ist es Teil des damals neu gebildeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz.

Eine erste ortseigene Schule gab es bereits von 1758 bis 1768. Im Zeitraum von 1818 bis 1967 führten die jeweiligen Lehrer der Bucher Schule eine Schulchronik, in der nicht nur Schüler und deren Aktivitäten dokumentiert sind, sondern auch zahlreiche Informationen zur Geschichte der gesamten Gemeinde.[Anm. 5] Seit Ostern 1965 gehört Buch zum Schulverband Nastätten, sodass zunächst die Schüler der umliegenden Gemeinden die weiterführende Schule in Nastätten besuchten und ab 1970 schließlich alle Kinder auch eine neue Grundschule in Nastätten, sodass die kleinen Dorfschulen aufgelöst werden konnten.

Heute ist Buch durch die Nähe zur Stadt Nastätten ein beliebtes Wohngebiet mit 596 Einwohnern.[Anm. 6] Besonders in den Jahren von 2000 bis 2008 verzeichnete Buch einen Bevölkerungsanstieg, über 20 neue Häuser wurden gebaut und zahlreiche ältere Gebäude im Ortskern renoviert. Von den zahlreichen im 19. und noch 20. Jahrhundert dominierenden landwirtschaftlichen Betrieben im Ort sind noch zwei vollerwerblich tätig.

Nachweise

Verfasserin: Katrin Kober

Erstellt am: 21.07.2020

Dieser Artikel basiert auf: Eckel, Helmut; Schüchen, Hans-Eberhard: Buch. Geschichte in Wort und Bild. Winningen 2009.

Anmerkungen:

  1. Keiling, Manfred: Keltische Hügelgräber und Ringwälle. In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft – Geschichte – Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises. Oberwesel/Rhein 1987, S. 78ff. Zurück
  2. Zitiert in: Eckel/ Schüchen 2009, S. 25. Zurück
  3. Ebd., S. 39. Zurück
  4. Uflacker, Hans Georg (Hg.): 1250-1950. Festschrift der evangelischen Gemeinde Nastätten zum 700-jährigen Jubiläum ihrer Kirche. Oberlahnstein 1950, S. 33. Zurück
  5. Die Schulchronik ist zusammengefasst in: Eckel/ Schüchen 2009, S. 168ff.  Zurück
  6. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Buch, Bevölkerungsstand am 31.12.2018,  https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/content.aspx?id=103&l=3&g=0714107019&tp=1026 (Aufruf am 26.06.2020). Zurück