Jüdische Gemeinde in Frücht
Erstmals wurde ein jüdischer Einwohner im Jahr 1679 in Frücht erwähnt. Im Jahr 1800 lebten drei jüdische Familien in der Ortschaft. Die Zahl der jüdischen Einwohnerschaft stieg nun auf 26 im Jahr 1816, errichte ihren Höchststand von 31 im Jahr 1843 und fiel dann wieder leicht auf 26 im Jahr 1848. Die Anzahl der jüdischen Bevölkerung um die Mitte des 19. Jahrhunderts betrug somit mehr als 10 %. Den Einfluss der jüdischen Einwohner zeigt auch die Bildung einer (christlich-jüdisch gemischten) Bürgergarde unter Leitung des Juden Elias Roos im Jahr 1847.
Die Bedeutung der Ortschaft für Jüdinnen und Juden aus den umliegenden Ortschaften belegt Früchts Rolle als Hauptort für den Synagogenbezirk bestehend aus Frücht, Nievern, Fachtbach und Miehlen. Die Funktion als Hauptort bestand von 1844 bis 1852 Nievern zum Hauptort bestimmt wurde.[Anm. 1]
Die Zahl der jüdischen Einwohner sank nun kontinuierlich. 1895 wohnten noch zwölf Jüdinnen und Juden in Frücht, 1900 noch neun und 1910 noch drei. 1925 lebten wieder vier Jüdinnen und Juden in der Ortschaft bevor schließlich vier Jahr später der letzte jüdische Einwohner Frücht verließ.[Anm. 2]
Synagoge
Die Betstube der Früchter Jüdinnen und Juden befand sich im Dachgeschoss des Wohn- und Geschäftshauses der Familie Roos in der Emser Straße 8. Gottesdienste wurden hier ab dem Jahr 1844, während Frücht die Funktion als Hauptort des Synagogenbezirks innehatte, von Früchtern, Nieverner, Fachtbacher und Miehlener Jüdinnen und Juden gemeinsam gefeiert. Doch auch als die Funktion als Hauptort im Jahr 1852 auf Nievern überging, hielten die jüdischen Früchter weiterhin in der Emser Straße 8 Gottesdienste ab. Nicht bekannt ist, bis zu welchem Jahr. Als 1892 das Geschäft der Familie Roos Konkurs ging, war die Betstube schon seit unbestimmter Zeit nicht mehr in Benutzung.[Anm. 3]
Friedhof
Der jüdische Friedhof Früchts befindet sich südlich des Ortes im so genannten „Judenwald“ an der Straße zwischen Dachsenhausen und Frücht. Die sechs Grabsteine stammen aus den Jahren 1813 bis 1901.[Anm. 4]
Nachweise
Verfasserin: Lisa Groh-Trautmann
Quellen und Literatur:
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. 1, S. 219.
- Heyeckhaus, Norbert A.: Jüdische Friedhöfe im Rhein-Lahn-Kreis. Eine fotografischen Gesamtdokumentation aller jüdischen Friedhöfe im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (= Jewish Cemeteries in Germany, Vol. 3), 2 CD-ROM; Verlag Friedhof und Denkmal, 1. Auflage Altendiez 2004/05.
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 157.
Erstellt am: 19.11.2021
Anmerkungen:
- Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. 1 S. 219. Zurück
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 157. Zurück
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 157. Zurück
- Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. 1 S. 219 und Norbert A. Heyeckhaus: Jüdische Friedhöfe im Rhein-Lahn-Kreis. Eine fotografischen Gesamtdokumentation aller jüdischen Friedhöfe im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (= Jewish Cemeteries in Germany, Vol. 3), 2 CD- ROM; Verlag Friedhof und Denkmal, 1. Auflage Altendiez 2004/05. Zurück