Zur Geschichte von Hirschberg
Hirschberg liegt am Fuße des heute Höchst genannten, 444m hohen Berges. Dieser wurde zuvor „Hirtzberg“ genannt, was teilweise auf den Hirschreichtum zurückgeführt wird. Der Name des Berges habe dann auch der an seinem Fuß liegenden Gemeinde ihren Namen gegeben: Hirschberg.[Anm. 1]
In der Nähe des heutigen Ortes fanden sich auch Spuren früherer Besiedlung. So wurden am Südabgang des Höchst 1896 zwei Gräber geöffnet, die wohl aus keltischer Zeit stammten. Am alten Weg nach Isselbach wurden zudem am Anfang des 20. Jahrhunderts die Überreste einer Eisenschmelze gefunden, die ebenfalls aus keltischer Zeit stammen könnte.[Anm. 2]
Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes ist auf das Jahr 1336 zu datieren. Um 1400 wurde eine Kapelle errichtet. Die Glocke, die noch heute in der Kapelle hängt, wurde im Jahr 1409 gegossen. Hirschberg, das heute zur Esterau gezählt wird, gehörte im Mittelalter zur Grafschaft Diez.[Anm. 3]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Hirschberg mehrfach – 1630, 1632 und 1645 – zum Ziel plündernder Truppen. Die Einwohnerinnen und Einwohner Hirschbergs hätten aus der Not heraus ihre Äcker und Wiesen gegen Lebensmittel eintauschen müssen – dies erkläre etwa, dass die Langenscheider Gemarkung bis an den Hirschberger Ortsrand heranreiche. Am Ende des Krieges soll das Dorf nur noch aus drei Höfen mit wenigen Bewohnern bestanden haben. Weiterhin setzten auch der Siebenjährige Krieg und die Revolutionskriege dem Ort zu.[Anm. 4]
Ab 1806 gehörte Hirschberg zum Herzogtum Nassau, das 1866 von Preußen annektiert wurde. 1841 musste die Kapelle abgerissen werden. Hirschberg musste daraufhin fünfzig Jahre lang ohne Gotteshaus auskommen. Als Raum für den Gottesdienst diente aber der Schulsaal. Auch die Revolution von 1848 hatte ihre Auswirkungen auf Hirschberg. Die Hirschbergerinnen und Hirschberger sahen sich durch die Revolution dazu berechtigt, die nahe herzögliche Domäne – etwa neun Hektar groß an der Straße nach Eppenrod – abzuholzen. Die herzögliche Regierung versuchte im Folgejahr, als sich ihre Situation stabilisiert hatte, die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Es gelang dem Hirschberger Bürgermeister, dass nicht nur die Hirschberger straflos blieben, sondern die gerodete Fläche nun auch der Gemeinde gehörte – das sogenannte „Freiheitsfeld“.[Anm. 5]
Im Ersten Weltkrieg fielen 7, im Zweiten Weltkrieg 10 Hirschberger. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts veränderte sich zudem das Gesicht des Ortes. Die Landwirtschaft verlor ihre Bedeutung. 1921 erhielt Hirschberg eine Wasserleitung. Nur ein Jahr später wurde der Ort elektrifiziert. Hirschberg ist, auch durch die ab 1960 neu erschlossenen Gebiete, mehr Wohnort als Arbeitsplatz, auch wenn sich einige Gewerbebetriebe im Ort angesiedelt haben. Trotz der Neubaugebiete ist Hirschberg aber wenig angewachsen. Die Häuser im Ortskern sind teilweise nicht oder nur gering bewohnt.[Anm. 6]
Verfasser: Christoph Schmieder
Verwendete Quellen und Literatur:
- Freiwillige Feuerwehr Hirschberg (Hrsg.): 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Hirschberg. Hirschberg 2001.
- Liederblüte Hirschberg (Hrsg.): 100 Jahre ,,Liederblüte" Hirschberg 1909 – 2009. Hirschberg 2009.
- Schmiedel, Willi: Hirsch im Wappen. Aus der Vergangenheit Hirschbergs, in: Förderverein "Heimatmuseum Esterau" e.V. Holzappel (Hrsg.): Die Esterau. Aus der Geschichte einer ehemaligen Grafschaft. Holzappel 2004. S. 78–81.
Zuletzt geändert: 28.09.2020.
Anmerkungen:
- Schmiedel, S. 79; Liederblüte, S. 78. Einer anderen Erzählung nach geht der Name auf den heiligen Lubentius zurück, einen Missionar, der im 5. Jahrhundert an der Lahn und im Westerwald wirkte. Bei der Rückkehr zu seiner Hütte in Geilnau soll er sich nach der Erzählung verlaufen haben. Nach einem Gebet habe ihm ein weißer Hirsch mit leuchtendem Geweih, der eine Glocke um den Hals trug, den Weg zurück gewiesen. Zurück
- Liederblüte, S. 78. Zurück
- Liederblüte, S. 78. Zurück
- Liederblüte, S. 79; 50 Jahre Feuerwehr, S. 33; Schmiedel, S. 79f.. Zurück
- Liederblüte, S. 79f.; 50 Jahre Feuerwehr, S. 31; Schmiedel, S. 81. Zurück
- Liederblüte, S. 79f.; 50 Jahre Feuerwehr, S. 35. Zurück