Kasdorf

Eine schon frühe Besiedlung im Raum der heutigen Gemeinde bestätigen mehrere Grabhügel aus der frühen Bronzezeit (ca. 2200 bis 1600 v. Chr.). Es handelt sich um Körperbestattungen mit erhaltenen Skeletten, denen Bronzeringe beigelegt worden waren.

Im Distrikt In den Erlen befinden sich die Überreste eines römischen Gutshofes.

Kasdorf wurde erstmals im Jahr 1262 urkundlich als „Castdorf“ erwähnt. Der Name stammt möglicherweise vom römischen Personennamen „Chazo“ oder auch vom althochdeutschen Wort „chastraffa“, welches einen überwucherten Bachlauf beschreibt. So gibt es auch den alten Flurnamen „Vis Castroff“ in der Umgebung. Noch bis 1937 wurde der Ortsname als „Casdorf“ geschrieben.

Im Mittelalter gehörte es zur niederen Grafschaft Katzenelnbogen, ab 1361 zum Landgericht der vier Herren auf dem Einrich. Das bedeutet, dass Kasdorf vier verschiedenen Autoritäten unterstand: Den Grafen von Hessen, Nassau, Oranien Usingen und Weilburg. Aus dieser Konstellation ergaben sich häufig Schwierigkeiten für die EinwohnerInnen, die als Leibeigene verschiedene Verpflichtungen und Abgaben zu leisten hatten.

Kasdorf lag lange Zeit im Besitz der Niedergrafschaft Katzenelnbogen. Nachdem ihr letzter Erbe gestorben war, geriet es 1479 nach dem Katzenelnbogischen Erbfolgestreit an die Landgrafschaft Hessen und von dort 1557 an die Linie Hessen-Kassel.

Seit dem 16. Jahrhundert betrieb das Dorf intensive Schafzucht. Ab etwa 1590 wurde auch Flachs angebaut, welches gewebt und als hochwertiges Tuch verkauft wurde. Der Stoff wurde oftmals auch blau gefärbt, was dem Gebiet um Nastätten die bis heute verwendete Bezeichnung „Blaues Ländchen“ einbrachte.

Im Dreißigjährigen Krieg erfuhr Kasdorf wie fast alle umliegenden Dörfer großes Leid durch die umherziehenden Truppen, Seuchen und Hungersnöte.

Von 1806 und bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Kasdorf und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Kasdorf bis 1929 von französischen Soldaten besetzt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam es nach einer kurzen amerikanischen Besetzung bis Juni 1945 in die französische Besatzungszone. Wie genau sich die beiden Weltkriege und der Nationalsozialismus auf die Gemeinde auswirkten, ist noch nicht erforscht.

1946 wurde Kasdorf in das neu entstandene Bundesland Rheinland-Pfalz eingeordnet. Seit 1972 gehört es der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an.