Niederbachheim im Rhein-Lahn-Kreis

Zur Geschichte von Niederbachheim

Bachheims – und damit auch Niederbachheims – Ersterwähnung datiert auf das Jahr 1145. Die Endung „–heim“ weist allerdings auf ein wesentlich früheres Gründungsdatum hin. 1361 wird erstmals zwischen Ober- und Niederbachheim unterschieden.

Niederbachheim gehörte zum Einrichgau. Dieser ging 1160 durch Verkauf von Reinbold von Isenburg an die Grafen von Nassau und die Grafen von Katzenelnbogen über. Durch weitere Teilungen der Grafen von Nassau und der Grafen von Katzenelnbogen 1255 und 1260 entstand so das „Vierherrengericht auf dem Einrich“. 1479 erbte Hessen die Katzenelnbogische Hälfte des Vierherrengerichts.[Anm. 1]

1336 wird auch die Kirche in Niederbachheim erstmals erwähnt. Die Kirche ist wohl, wie das wahrscheinlich romanische Kirchenschiff erkennen lässt, wesentlich älter. Neben Niederbachheim gehörten noch Kehlbach, Oberbachheim, Winterwerb und Dachsenhausen – die dortige Kapelle wurde allerdings vor 1517 selbst zur Pfarrkirche erhoben – zum Kirchspiel.[Anm. 2]

1535 wurde nach einer Visitation durch Beauftragte der vier Herren die Reformation durchgeführt. Trotz des Zögerns eines der vier Herren, des Grafen Philipp von Nassau-Idstein-Wiesbaden, setzten sich die Lehren der Reformation bis 1540 durch.[Anm. 3]

Schon vor 1600 erhielt Niederbachheim eine eigene Schule, die ab 1607 bereits über ein eigenes Schulhaus verfügte.[Anm. 4] Zwar hatten die vier Herren lange Zeit die Landeshoheit inne, für Niederbachheim waren aber auch die Freiherren vom Stein von Bedeutung, die seit dem ausgehenden Mittelalter Höfe in Niederbachheim besaßen.[Anm. 5]

Bevölkerungszahlen

JahrZahl der Hausgesäße bzw. FamilienZahl der EinwohnerInnen[Anm. 6]
152613-
158715-
163110-
1658319
1665736
16948-
177232
1809-204
1871-211
1905-198
1939-226
1950-250
1987-221
2011-267

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wohnten auch einige Jüdinnen und Juden in Niederbachheim. 1767 lebten zwei jüdische Familien im Ort. Fünfzehn Jahre später unterhielten die jüdischen NiederbachheimerInnen eine Schule, die auch jüdische Kinder aus den Nachbarorten besuchten.

Das Vierherrengericht wurde erst 1775 aufgelöst. Das Kirchspiel Niederbachheim kam an Hessen. Zwischen 1806 und 1813 stand das Kirchspiel unter französischer Herrschaft. 1813 kam es noch einmal an Hessen, fiel aber 1815 an Nassau. 1866 wurde das Herzogtum Nassau von Preußen annektiert. Über die Geschichte Niederbachheims im 19. und 20. Jahrhundert ist indes kaum etwas veröffentlicht worden. Im Ersten Weltkrieg fielen zwölf Bürger aus der Gemeinde, im Zweiten Weltkrieg 24. Nach den Kriegen war die Gemeinde jeweils von amerikanischen und französischen Truppen besetzt. Seit 1946 gehört Niederbachheim zu Rheinland-Pfalz.[Anm. 7] Die Schule, die zuletzt noch von Kindern aus Niederbachheim und Kehlbach besucht wurde, wurde in den 1960er Jahren aufgelöst. Niederbachheim schloss sich dem Schulverband der Mühlbachschule in Miehlen an. Heute (Stand 31.12.2019) hat Niederbachheim 266 Einwohnerinnen und Einwohner.[Anm. 8]

Verfasser: Christoph Schmieder

Verwendete Quellen und Literatur:

  • Gensicke, Hellmuth: Zur nassauischen Ortsgeschichte. Kirchspiel und Gericht Niederbachheim, in: Nassauische Annalen 94 (1983), S. 291–304.
  • Herold, Rudolf: Die Einführung der Reformation im heimischen Raum. In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft, Geschichte, Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. Agnes Allroggen-Bedel. Oberwesel/Rhein 1987, S. 166–183.
  • Ortsgemeinde Niederbachheim (Hrsg.): 850 Jahre Niederbachheim 1145–1995. Niederbachheim 1995.

Zuletzt geändert: 29.09.2020.

Anmerkungen:

  1. Gensicke, S. 291. Zurück
  2. Gensicke, S. 293. Zurück
  3. Herold, S. 175f. Zurück
  4. Gensicke, S. 294. Zurück
  5. Gensicke, S. 296f. Zurück
  6. Zahlen bis 1809 nach Gensicke, S. 298f.; ab 1809 https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714107094&tp=1027&ts=tsPop01 (25.09.2020). Zurück
  7. Gensicke, S. 291–293. Zurück
  8. 850 Jahre Niederbachheim; https://infothek.statistik.rlp.de/MeineHeimat/tscontent.aspx?id=103&l=3&g=0714107094&tp=1027&ts=tsPop01 (25.09.2020). Zurück