Römischer Fund in der Dexheimer Gemarkung im März 1863
Als Ludwig Weyell im März 1863 auf seinem Acker in der Binsengewann auf einen römischen steinernen Sarg eines Kindes stiess ahnte er noch nicht, dass es noch fünf Jahre dauern sollte, bis dieser Fund für 50 Gulden vom Mainzer Altertumsverein, damals noch Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Altertümer in Mainz, erworben und am 08. Mai 1868 in das Inventarverzeichnis der Vereinssammlung eingetragen wurde.
Begonnen hatte die Geschichte mit einem vierseitigen Brief des Notars Lippold aus Oppenheim vom 14. März 1863:
„Lieber, alter Freund,
diese Woche ist in der Dexheimer Gemarkung in der Binser-Gewann (zwischen Dalheim und Dexheim) ein reichlicher Fund von Herrn Bürgermeisterei-Beigeordneter Ludwig Weyell in Dexheim auf dessen Felde beim Graben gemacht worden – ein steinerner Sarg – mit Deckel, - in demselben eine zu Asche verwandelte Leiche, nur der Schädel war noch consistent wie Becken & Zähne waren auch ganz gut erhalten – nahe dem Kinne fanden sich 4 goldene Schmucksachen 2 Ringe, 1 Medaillon, 1 Pendeloque alles von gediegenem Golde, und so neu so schön – außen poliert & glänzend innen matt als wenn es eben aus der Hand des Goldarbeiters gekommen wäre, - der eine Ring trägt die Buchstaben V F grob eingeschlagen – zu Füßen des Sargs und außerhalb demselben waren terra sigilata und ärmlich anmuthende Behälter gefunden worden. Darin 3 ganz herrlich erhaltene Thonkügelchen und eine ganz außergewöhnlich alterthümlich geformte Flasche von dicke, Glas – diese aber zerbrochen – die Stücke sind aber noch alle vorhanden.
Soviel in Kürze & Eile – dem Finder sind schon 40 f auf den ganzen Fund geboten – aus dem selben Felde sind auch schon neun Münzen gefunden worden nur von Kaiser Constantin III besitzt Herr Weyell.
Kommt schnell hierher und beseht Euch den Fund, ehe er in andere Hände wandert – Dexheim ist 1/2 Stunde von hier, bei der terra alta der Römer gelegen.
Geehrtest grüß Dich Dein alter Freund Lippold“
Mehr als fünf Jahre später gelangte der Fund dann in das Mainzer Museum, damals die Sammlung des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Altertümer.
Am 06. Mai 1868 schreibt der Notar Lippold aus Oppenheim
„An den Vorstand des Vereins
Zur Erforschung der rheinischen
Geschichte und Alterthümer
in Mainz
beiliegend erhalten Sie die Quittungen über die Zahlung des Preißes für den Fund in Dexheim – ad 50 f – von mir und Herrn Weyell ausgestellt – den Fund habe ich gestern hierher transportiert und frage bei Ihnen an ob Sie denselben hier bei mir in Empfang nehmen wollen oder ob ich denselben gelegentlich in Mainz abliefern soll. Außer den ursprünglich bezeichneten Gegenständen habe ich noch einiges in Dexheim Gefundenes in Kauf bekommen, - namentlich 4 andere Münzen, 1 Sporn, 2 Speer oder Pfeilspitzen, 1 Stück römischen Mörtel, 2 versteinerte Widderhörner, 1 Stück Pferdezahn – all diese Gegenstände gefunden in der Nähe des fraglichen Sarkophages.
Wenn Sie die Goldsachen und Münzen per Post gesendet haben wollen, so werde ich selbe Ihnen umgehend zukommen lassen.
Mit aller Achtung grüßt Sie Ihr ergebenster Lippold.“
Leider hat das Fundensemble jedoch nicht die ihm zustehende Bedeutung als geschlossener Grabfund erfahren. Der Befund war für jede weitere altertumswissenschaftliche und heimatgeschichtliche Beschäftigung verloren gegangen. Nur einzelne Fundteile des Dexheimer Grabfundes haben eine nähere archäologische Untersuchung erfahren.