Die evangelische Kirche in Fürfeld
Schon 962 wird eine kleine Kirche oder Kapelle auf dem Kreuzplatz in Fürfeld erwähnt. Noch 1805 bezeichnet ein altes Flurbuch die Stelle, wo die erste Kirche stand, als Kapellenplatz. Im 14. Jahrhundert baute man die Kirche dort neu auf, wo heute die protestantische Kirche steht. Die Kirche besaß drei Altäre, den Hochaltar zu Ehren der Hll. Ägidius und Joseph, einen Marienaltar und einen Altar zu Ehren der Hl. Katharina von Alexandria. Von der alten Kirche blieb der gotische Kirchturm mit dem darunter befindlichen Chor aus dem 14. Jahrhundert. Im Chor sind noch ein Sakramentshaus und eine Piscina.[Anm. 1] 1865 wurde der mittelalterliche Turm aufgestockt.[Anm. 2]
Die Kirche wurde am 31. Januar 1774 abgebrochen und die aktuelle Kirche an ihrer Stelle von einem unbekannten Baumeister errichtet. Allein der gotische Chorturm aus dem 14. Jahrhundert blieb erhalten.[Anm. 3] Die Baukosten sollten der katholische Friedrich Philipp Karl Joseph Freiherr Boos von Waldeck zu Montfort (gest. 1781) und Maria Theresia von Greiffenklau zu Vollrads (1719–1781) und Herr Franz Freiherr von Dehrn, die Zehntherren von Fürfeld, tragen. Darüber hinaus folgte ein langer Rechtsweg.[Anm. 4] Die Kirche wurde am 8. September 1776 feierlich eingeweiht.[Anm. 5]
Fassadengliederndes Element sind die von Pilastern getragenen Dreiecksgiebel. Das Eingangsportal schließt mit einem Segmentbogengiebel, das von Pilastern gerahmt wird, die von Pinien bekrönt werden. In einer Kartusche über dem Eingang steht: Aedes exercitio relig. Apostolicae Lutheranorum sacratae 1776.[Anm. 6]
Das Chorjoch ist von einem Kreuzrippengewölbe überspannt, das auch reich verzierten Blattkonsolen ruht. Im Chorjoch haben sich eine mittelalterliche Quadermalerei sowie Reste von gemalten Medaillons erhalten.[Anm. 7]
Das Innere des Kirchenschiffs ist gemäß dem Konzept einer protestantischen Predigerkirche ein rechteckiger Saal. Eine charakteristische spätbarocke Voutendecke überspannt den Raum. Sie wird von profilierten Stuckleisten gegliedert. An den vier Ecken befinden sich Kompartimente mit Rocaille-Dekoration. Das Mittelfeld beherrscht eine Malerei mit der Darstellung des Letzten Abendmahls. Gerahmt wird die Szene des Abendmahls von weiteren biblischen Szenen: Die Opferung Isaaks und die Übergabe der Gesetzestafeln an Moses. Die Farbigkeit des Raums wurde 1962–63 nach Befund wiederhergestellt. Zarte Pastellfarben in Blau und Gold verleihen heute wieder dem Raum eine freundliche und helle Atmosphäre.[Anm. 8]
Die Empore mit dazugehörigem Orgelprospekt, Kanzel und darunter befindlichem Altar bilden eine harmonisch optische, farbliche und stilistische Einheit. Diese Anordnung ist in einigen protestantischen Kirchen Rheinhessens des spätbarocken-klassizistischen Zeitraums üblich, so z.B. auch Spiesheim und Eich. Kanzelaltäre sind im Allgemeinen während des 17. Und 18. Jahrhunderts sehr populär im protestantischen Kirchenbau. Die Orgel stammt vom Orgelbauer Johann Georg Geib (1739–1818) aus Staudernheim, mit dem die Gemeinde am 23. Mai 1776 einen Vertrag schloss und der die Orgel 1782 lieferte. Geib war ein Schüler der Orgelbauer Stumm in Sulzbach (Hunsrück). Geib lieferte 1776 zwei Orgeln für die protestantische und katholische Kirche in Neu-Bamberg. Es haben sich auch Instrumente in Göllheim (1774), Partenheim (1783) und Volxheim (1790) erhalten.[Anm. 9]
Aus der abgebrochenen alten Kirche wurden wertvolle Epitaphien aus dem 16. Jhd. übernommen, wovon zwei der Sickinger-Werkstatt zugeschrieben werden. Ähnliche Grabmäler befinden sich in Landstuhl und in Sickingen. Das Grabmahl Elisabeth Landschad von Steinach (gest. 1547) und Wolf Marschall von Waldeck (gest. 1524) stammen aus der Sickinger-Werkstatt. Die Verwandtschaft der Familien Boos von Waldeck und Landschad mit der Familie von Sickingen führte wohl dazu, dass diese bei derselben Werkstatt bestellten. Das Epitaph von Daniel und Ursula von Mudersbach (gest. 1600 und1599) aus der Spätrenaissance. Die ursprüngliche Farbigkeit der Epitaphien hat sich leider nicht erhalten.[Anm. 10]
Nachweise
Verfasser: Alexander Wißmann M.A.
Verwendete Literatur:
- Bonkhoff, Bernhard H.: Die Orgelbauerfamilie Geib und ihr Werk. In: Der Turmhahn. Blätter vom künstlerischen Schaffen und Bauen in der Pfälzischen Landeskirche 21, Heft 1/2, 1977, S. 3–15.
- Dölling, Regine: Die Fürfelder Kirchen. In: 1776–1976. 200 Jahre Pfarrkirchen in Fürfeld. Evangelische und katholische Kirchengemeinde Fürfeld, Bad Kreuznach 1976, S. 13–20.
- Jakob, Jakob Peter: Chronik des Marktfleckens Fürfeld im Kreise Alzey, Gau-Algesheim 1909.
Aktualisiert am: 03.08.2016
Anmerkungen:
- Siehe Jakob 1909, S. 3ff. Zurück
- Siehe Dölling 1976, S. 13. Zurück
- Siehe ebd. Zurück
- Siehe Jakob 1909, S. 7. Zurück
- Siehe a.a.O., S. 20. Zurück
- Lat. Gebäude, der Ausübung der apostolischen Religion der Lutheraner geweiht 1776. Siehe ebd. Zurück
- Siehe ebd. Zurück
- Siehe a.a.O., S. 14. Zurück
- Siehe Bonkhoff 1977. Zurück
- Siehe Dölling 1976, S. 14. Zurück