Historischer Wasserbehälter (Flur: Auf dem Heiligen Kreuz)
Nördlich des Gau-Weinheimer Ortsgebietes, an der K33 Richtung Wolfsheim, befindet sich ein historischer Wasserbehälter im Jugendstil. Der übergiebelte Bossenquarderbau ist mit einem Portalsturz und einem Architrav geometrisch verziert. In der Giebelspitze findet sich die Bezeichnung „1905 / WASSERBEHÄLTER / GAU-WEINHEIM.“. Sowohl die Giebel- als auch die Traufseite ist mit einem Zickzackband verziert.
Aufgrund der geringen lokalen Vorkommen und langen Trockenperioden mussten sich die rheinhessischen Gemeinden immer wieder mit akutem Wassermangel auseinandersetzen. Zur Lösung dieses Problems wurde im frühen 20. Jahrhundert durch die neugegründete Großherzogliche Kulturinspektion Mainz die Durchführbarkeit von Gruppenwasserwerken zur Lösung der prekären Situation geprüft. Zwischen 1902 und 1907 wurde so ein flächendeckendes Wasserversorgungsnetz für Rheinhessen aufgebaut. Am 16. Dezember 1904 beschlossen so auch die Gemeinden Gau-Weinheim, Armsheim, Bubenheim, Eichloch, Engelstadt, Ensheim, Gau-Bickelheim, Jugenheim, Nieder-Hilbersheim, Nieder-Saulheim, Ober-Saulheim, Partenheim, Schimsheim, Spiesheim, Stadecken, Sulzheim, Vendersheim und Wörrstadt die Gründung des „Wasserversorgungsverbandes für das Selz-Wiesbachgebiet“ mit Sitz in Wörrstadt. Nachdem der Verbandsgründung am 25. April 1905 vom Großherzoglichen Ministerium des Innern bestätigt wurde, baute man innerhalb weniger Jahre das Wasserversorgungsnetz für die Mitgliedsgemeinden auf.
In Folge wurde zwischen April 1905 und Mai 1906 auch der Gau-Weinheimer Wasserbehälter gebaut. Die Fassade der Vorkammer ist, wie alle Hochbehälter des Wasserversorgungsverbandes, aus Flonheimer Sandstein hergestellt. Der unterirdische Wasserbehälter besteht dagegen aus Zementbeton und hat eine Kapazität von 70 Kubikmetern und damit 70000 Litern Wasser.
Im Jahr 1989 wurde der Wasserverband für das Selz-Wiesbachgebiet durch die Wasserwerke in Bodenheim/Nieder-Olm übernommen. 1993 schlossen sich diese mit der Wasserversorgung Rhein-Selz zusammen und gründeten die „Wasserversorgung Rheinhessen GmbH“. Diese übernahm 2011 die Wasserversorgung von Kirchheimbolanden und benannte sich in „Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH“ um. 2012 wurde auch die Stadt Alzey und die Verbandsgemeinde Alzey Teil des Versorgungsgebietes. Heute ist die Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH der zweitgrößte Wasserversorger in Rheinland-Pfalz, der nach eigenen Angaben rund 300.000 Menschen täglich mit Trinkwasser versorgt. Historische Wasserbehälter, wie in Gau-Weinheim, zeugen von der langen Geschichte der Wasserversorgung in Rheinhessen.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert
Verwendete Literatur:
- Boehmer, Bruno v.: Die Wasserversorgung des Selz-Wiesbach-Gebietes. Mit 10 Tafeln und 16 Abbildungen. München/Berlin 1906.
- Die Geschichte der wvr. In: Internetseite der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH, URL: https://www.wvr.de/unternehmen/historie (aufgerufen am 01.04.2022)
- Gau-Weinheim. In: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Alzey-Worms. Hrsg. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Mainz 2022. URL: https://gdke.rlp.de/fileadmin/gdke/Dateien/landesdenkmalpflege/Verzeichnis_Kulturdaenkmaeler/Alzey-Worms_2022_01_06.pdf (aufgerufen am 01.04.2022).
- Ortsgemeinde Gau-Weinheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. 20. Kreis Alzey-Worms. 4. Kreis Alzey Worms: Verbandsgemeinden Wöllstein und Wörrstadt. Hrsg. von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege, unter Mitarbeit von Ingrid Westerhoff. Worms 2021. S. 142–145.
- Video zum Tag des offenen Denkmals – altes Wasserhaus. In: Internetseite der Ortsgemeinde Gau-Weinheim, URL: https://www.gau-weinheim.de/geschichte/wasserhaus.html (aufgerufen am 01.04.2022)
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