Das Frauenkloster in Mühlheim/Osthofen
Das heute nicht mehr erhaltene Frauenkloster in Mühlheim wurde wahrscheinlich vor 1131 gegründet und war der Heiligen Margareta geweiht. Die „Vita Eckenberti“ (1140) sowie der Text unter einem Bild Eckenberts aus dem 17. Jahrhundert, schreiben diesem Eckenbert die Gründung eines Klosters in „Molum“ bzw. „Milln“ zu, das häufig mit dem Kloster in Mühlheim gleichgesetzt wurde. Eine Gründung des Mühlheimer Klosters durch Eckenbert wird heute aber als eher unwahrscheinlich eingeschätzt. Stattdessen ist eine Gründung durch die Grafen von Leiningen oder einem ihrer Lehnsmänner wahrscheinlicher, die die Vogtei Osthofen innehatten.
Die genaue Lage des Klosters ist unbekannt. Das Klostergelände lag aber wohl im Weiler Mühlheim nördlich der Straße von Osthofen nach Westhofen und östlich der Schleifgasse. Dort fand man im 19. Jahrhundert einige wenige Überreste von Gebäuden, die zum Klosterkomplex gehört haben könnten.
Die ursprüngliche Ordenszugehörigkeit der Nonnen ist heute nicht mehr bekannt. Allerdings scheint eine Beziehung zum Kloster Frankenthal, das tatsächlich von Eckenbert gegründet wurde, nicht ausgeschlossen. Dieses gehörte den Augustinerchorherren an, weshalb die Nonnen in Mühlheim möglicherweise auch zunächst deren Regeln folgten. In dem 1167 aufgesetzten Testament des Abtes Heinrich von Lorsch vererbte dieser dem Kloster Mühlheim zwei Mark Silber. In diesem Testament steht das Kloster hinter einer Reihe von Zisterzienserklöstern, was Mitte des 19. Jahrhunderts zu der Annahme führte, dass Mühlheim diesem Orden angehört haben muss. Es scheint in dieser Liste allerdings keine durchgängige Reihung nach Ordenszugehörigkeit zu geben, weshalb eine Zuordnung Mühlheims zum Zisterzienserorden auf dieser Grundlage in Frage gestellt werden muss.
1242 wurde das Kloster im Zuge des Feldzuges des Mainzer Erzbischofs Siegried III. beschädigt. Dieser hatte mit der Stadt Worms und dem Pfalzgrafen Otto eine Auseinandersetzung, da er die stauferfreundlichen BürgerInnen von Worms exkommunizierte und vom Wormser Bischof Landolf von Hoheneck verlangte, er solle das Interdikt, das Verbot von gottesdienstlichen Handlungen, über die Stadt verhängen.
Im Jahr 1268 lag das Kloster Mühlheim, zusammen mit der Templerkommende in Mühlheim und den Inhabern verschiedener Fronhöfe in Osthofen, mit dem Ritter Eberhard genannt von Ehrenberg, dem damaligen Vogt von Osthofen, im Streit. Dieser hatte von den Einwohnern und Gutsbesitzern der Vogtei Osthofen ungewöhnliche Abgaben von insgesamt 450 Heller erpresst, um ihre bisherigen Rechte und Freiheiten behalten zu dürfen. Als der Vogt 1269 erneut diese Abgabe fordern wollte, zog ihn Bischof Eberhard von Worms zur Rechenschaft und brachte ihn dazu die Geschädigten um Verzeihung zu bitten und sich zu verpflichten von solchen Forderungen abzusehen.
Inkorporation in die Templerniederlassung Mühlheim
1272 wurde das Frauenkloster vom Wormser Bischof Eberhard, mit Zustimmung der Vogteiherren Emich IV. und Friedrich III. von Leiningen und ihrem Lehnsmann Eberhard genannt von Ehrenberg, in die Niederlassung der Templer in Mühlheim inkorporiert. Alle Eigentümer, Besitzungen und Rechte des Frauenklosters wurden dabei auf die Templer übertragen, die darüber verfügen durften. Den Frauen war es jedoch gestattet weiterhin nach ihren bisherigen Ordensregeln zu leben und ihren Habit zu tragen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Kloster irgendwann vorher begonnen hatte den Regeln der Zisterzienserinnen zu folgen, die weitgehend denen der Templer entsprachen. Ab diesem Zeitpunkt gehörten die Nonnen jedoch offiziell dem Templerorden an. Die Templer übernahmen auch die Aufgabe, nach dem Tod einer Nonne, ein neues Mitglied an deren Stelle aufzunehmen. Die Mitgliederanzahl des Klosters sollte 20 Mitglieder allerdings nicht überscheiten. Damit hatten die Templer Aufgaben inne, die eigentlich der Klostervorsteherin zukamen, die Wirtschaftsführung der Besitzungen des Klosters sowie die Aufnahme neuer Mitglieder.
An der Urkunde der Inkorporation von 1272 fand sich das Siegel des Klosters Mühlheim. Es zeigt die Heilige Margareta mit Buch und Palmzweigen und der Beschriftung „+ S. ecclesie. sancte. margarete. in mvulne.“
In seinem 1275 aufgesetzten Testament vermachte Hezelo dem St. Martinsstift in Worms, dessen Kantor er war, unter anderem fünf Morgen flaches Land in der Gemarkung Osthofen. Von diesem Land mussten dem Stift von Zell jährlich 17 Wormser Pfennige und eine Steuer als Zins entrichtet werden. Die Zahlung der Steuer und 14 der 17 Wormser Pfennige übernahm das Frauenkloster in Mühlheim, da sie auch schon Hezelo diese Abgabe von ihren Gütern gezahlt hatten.
Auflösung des Templerordens und weitere Nutzung
Als der Templerorden im Jahr 1312 von Papst Clemens V. aufgelöst wurde, ging das Frauenkloster in den Besitz des Johanniterordens über. Auf Bitte des Priors der Johanniter in Deutschland forderte Papst Johannes XXII. 1324 den Mainzer Erzbischof Matthias von Buchegg auf, die Frauen in Mühlheim zu ermahnen, die Regeln des Johanniterordens anzunehmen. Ob die Frauen dieser Ermahnung jedoch Folge leisteten ist nicht überliefert. In den Konventslisten von 1367 und 1379 werden keine Schwestern des Johanniterordens in Mühlheim genannt.
Die letzte gesicherte Nennung der Klostergebäude stammt von 1325, wo die Pforte des Klosters erwähnt wird. Das weitere Schicksal nach 1325 und der Zeitpunkt der Auflösung des Mühlheimer Frauenklosters sind unbekannt. Heute erinnern nur noch Flurnamen an das ehemalige Kloster.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert
Verwendete Literatur:
- Kazenwadel-Drews: Osthofen. Ein Rundgang durch die Geschichte. [Heidelberg] 2006.
- Kilian, Rolf: Chronik von Osthofen. In: 1200 Jahre Osthofen. Auf den Spuren der Vergangenheit. Hrsg. von der Stadtverwaltung Osthofen. Osthofen 1984.
- Schnabel, Berthold: Art. Mühlheim, St. Margareta. In: Pfälzisches Klosterlexikon. Bd. 3 M – R. Hrsg. von Jürgen Keddigkeit (u.a.). Kaiserslautern 2015. S. 104 – 109.
Aktualisiert am: 22.10.2020