Zur Geschichte von Uelversheim
Die Besiedlung des Gebietes des heutigen Ortes Uelversheim ist bis in die Spätlatenézeit (ca. 150 v. Chr. – Ende 1. Jahrhundert v. Chr.) nachweisbar. Aus jener Zeit wurden am südlichen Ostrand diverse Brandgräber gefunden. Aus römischer Zeit ist eine villa rustica am Sasselbach überliefert.[Anm. 1]
Neben dem eigentlichen Ortsgebiet von Uelversheim gehört noch eine Exklave am Plateurand über dem Ort Ludwigshöhe zur Gemarkung des Ortes. Dieses Gebiet wird als Rebfläche genutzt.[Anm. 2]
Der Ort geht wahrscheinlich auf eine fränkische Gründung zurück, wie es die Endung „-heim“ des Ortsnamens annehmen lässt. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird Uelversheim im Lorscher Kodex 766 als „Uluunernseim“. Es handelt sich dabei um die Schenkungsurkunde einer Landswinda, die dem Kloster einen Weinberg plus dazugehörendem Hof in ebenjenem Ort schenkte.[Anm. 3] Für das Jahr 771 ist die Schreibweise „Ulfridesheim / Ulfritesheim“ (Heim des Ulfrid) überliefert.[Anm. 4] Diese Schreibweise taucht für das gleiche Jahr in einer weiteren Schenkungsurkunde im Lorscher Kodex auf. Richliba, (A)dalwara und Richgard schenken dabei einen halben Weinberg dem Kloster Lorsch und die andere Hälfte dem Kloster Hornbach in der Pfalz.[Anm. 5] Spätestens 1586 heißt der Ort schließlich Uelversheim, wird in französischer Zeit 1798 allerdings in Wald-Uelversheim umbenannt um es besser von namensähnlichen Orten abzugrenzen. Die Rückbenennung erfolgte 1930.[Anm. 6]
In karolingischer Zeit hatte das Kloster Fulda Besitzungen in dem Ort, später auch St. Maximin in Trier. Ab 1160 befand sich der Ort im Besitz der Grafen von Leiningen. Bei Güterteilungen der von Leiningen fiel Uelversheim zuerst 1237 an Graf Emicho (Emich IV. von Leiningen) und 1317 schließlich an die Linie Leiningen-Hardenburg. Im 16. und 17. Jahrhundert wechselte der Besitz Uelversheims durch die verschiedenen Familienzweige der von Leiningen. Nacheinander regierten die Linien Leiningen-Heidesheim, -Dagsburg-Falkenburg, und -Guntersblum. Für das 13. Jahrhundert ist außerdem ein örtliches Adelsgeschlecht – die „von Uelversheim“ – schriftlich belegt.[Anm. 7]
Eine Kirche, die den hl. Nazarius geweiht war, ist für das Jahr 1256 zum erstem Mal belegt. Sie befand sich an der Stelle der heutigen evangelischen Pfarrkirche.[Anm. 8] Um 1390 wurde eine weitere Kirche erwähnt, die in der Nähe des Rathausplatzes stand und dem hl. Martin geweiht war. Ihre Reste wurden kurz nach 1800 abgebrochen. Für 1307 ist ein Rathaus erwähnt.[Anm. 9]
Im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzer Erbfolgekrieg wurde der Ort zerstört, so dass heute keine erkennbare Bausubstanz aus der Zeit vor 1700 mehr vorhanden ist.[Anm. 10] Der Wiederaufbau folgte im frühen 18. Jahrhundert durch die von Leiningen, die das sogenannte „Schloss“ und 1722/23 die heute als evangelische Kirche genutzte Oberkirche wieder errichteten.[Anm. 11] 1797 wurde auch das Rathaus erneuert.
Eine jüdische Gemeinde in Uelversheim ist seit dem 18. Jahrhundert belegt. Am Kellerweg ist ein jüdischer Friedhof aus jener Zeit nachgewiesen, an der Bergpforte ein Weiterer. Am Graben gab es spätestens seit 1830 eine Synagoge.[Anm. 12] 1830 gab es in dem Ort noch 46 Einwohner jüdischen Glaubens, 1905 erwähnt Brilmayer nur noch einen. Die letzte jüdische Beerdigung ist für 1884 auf dem Friedhof an der Bergpforte belegt. Bereits 1880 wurde die Synagoge an den ortsansässigen Schlosser Rippel verkauft.[Anm. 13]
Nach der französischen Zeit, in der Uelversheim wie alle Orte des späteren, rheinhessischen Gebietes zum Département du Mont-Tonnerre zählte, wuchs die Bevölkerungszahlt des Ortes im 19. und 20. Jahrhundert stetig an. 1815 hatte der Ort 461 Einwohner, 1861 waren es 729, 1900 dann 783 und 2009 schließlich 1082.[Anm. 14]
In dieser Zeit kam es auch zur Modernisierung und zum Ausbau des Ortes Uelversheim. So erfolgte beispielsweise 1832 die Chaussierung, also die Asphaltierung der Ortsstraßen, 1870/71 wurde eine Schule erbaut, 1881 folgte auch eine Kleinkinderschule.[Anm. 15] 1884 wurde die erste Straßenlampe installiert, 1912 wurde die Straßenbeleuchtung elektrisch.[Anm. 16] 1905 gründete sich der Wasserversorgungsverband Rhein-Selz und es begann auch in Uelversheim der Ausbau der Wasserleitungen 1964 kam es schließlich zum Bau der Ortskanalisation.[Anm. 17] 1848 wurde der Männergesangsverein gegründet, 1910 der Turnverein. 1925 eröffnete eine Postautolinie, die auch Uelversheim belieferte.
Im Zweiten Weltkrieg gab es in Uelversheim eine Flakstellung und eine Einquartierung von Danziger Soldaten. Gegen Ende des Krieges wurden Evakuierte aus Mainz aufgenommen und es kam zu verschiedenen Bombenabwürfen über Uelversheim.[Anm. 18] Diese wenigen Informationen sind im Moment leider das einzige, was sich aus der Forschungsliteratur zum Zweiten Weltkrieg in Uelversheim entnehmen lässt. Eine genauere Bearbeitung der Kriegszeit, und auch des gesamten 20. Jahrhunderts steht noch aus und wäre für die Zukunft wünschenswert.
Nachweise
Verfasser: Lutz Luckhaupt
Verwendete Literatur:
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
- Graßmann, Otto: Wald-Ülversheim. In: 1200 Jahre Uelversheim/Rhh. Chronik zur Jubiläumsfeier an Pfingsten 1965, S. 29-38.
- Graßmann, Otto: Uelversheim nach 1930. In: 1200 Jahre Uelversheim/Rhh. Chronik zur Jubiläumsfeier an Pfingsten 1965, S. 39-43.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
- Spang, Franz-Joseph: Über die Anfänge von Uelversheim. In: 1200 Jahre Uelversheim/Rhh. Chronik zur Jubiläumsfeier an Pfingsten 1965, S. 9-16.
Erstellt am: 20.09.2017
Anmerkungen:
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011, S. 231. Zurück
- Ebenda. Zurück
- Spang, Franz-Joseph: Über die Anfänge von Uelversheim. In: 1200 Jahre Uelversheim/Rhh. Chronik zur Jubiläumsfeier an Pfingsten 1965, S. 9-16, hier, S. 12-13. Zurück
- Landesamt Denkmalpflege, S. 231. Zurück
- Spang, S. 14. Zurück
- Graßmann, Otto: Wald-Ülversheim. In: 1200 Jahre Uelversheim/Rhh. Chronik zur Jubiläumsfeier an Pfingsten 1965, S. 29-38, hier S. 29 und 38. Zurück
- Landesamt Denkmalpflege, S. 231. Siehe auch Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905, S. 448. Zurück
- Landesamt Denkmalpflege, S.231 und 233. Zurück
- Landesamt Denkmalpflege, S.231 und 233. Siehe auch Brilmayer, S. 448. Zurück
- Ebenda, S. 231. Zurück
- Ebenda, S. 232 und 233. Zurück
- Ebenda, S. 232. Zurück
- Graßmann, Wald-Ülversheim, S. 34. Siehe auch Brilmayer, S. 447. Zurück
- Landesamt Denkmalpflege, S. 233. Für die Einwohnerzahl von 1815 siehe auch Brilmayer, S. 447. Zurück
- Ebenda. Zurück
- Graßmann, Wald-Ülversheim, S. 34-35. Zurück
- Ebenda, S. 35. Für den Bau der Kanalisation siehe Graßmann, Otto: Uelversheim nach 1930. In: 1200 Jahre Uelversheim/Rhh. Chronik zur Jubiläumsfeier an Pfingsten 1965, S. 39-43, hier S. 41. Zurück
- Graßmann, Uelversheim nach 1930, S. 39-40. Zurück