Eine fränkische Hofreite
Dieses Anwesen ist ein schönes Beispiel für einen bäuerlichen Baustil, der im mittleren und südlichen Deutschland seit dem frühen Mittelalter oft das ganze Dorfbild prägt.
Eine fränkische Hofreite besteht in der typischen Form aus einem ein- oder zweigeschossigen, meist mit dem Giebel zur Straße weisenden Wohnhaus, einer den Hof abschließenden, quer dazu angeordneten Scheune und oft Nebengebäuden (Schuppen, Ställe), die Wohnhaus mit Scheune L-förmig verbinden. Um die Hofreite U-förmig zu schließen wurde in der Regel noch ein Längsschuppen gegenüber dem Wohnhaus errichtet. In diesen Schuppen waren Schweine- und Hühnerställe sowie Lagerräume untergebracht. Der daraus resultierende Dreiseithof konnte zur Straße hin auch noch durch eine Mauer mit einfacher Hofeinfahrt oder einem massiven Tor abgeschlossen werden.
Liegen mehrere Hofreiten nebeneinander, so ergibt sich zur Straße hin das Bild eng aneinander gereihter Giebelhäuser, von Hofeinfahrten unterbrochen. Von außerhalb des Dorfes fällt der Blick dagegen auf die Scheunen und erweckt den Eindruck eines geschlossenen "Scheunenkranzes". Ein solcher Scheunenkranz hatte manchmal eine ähnliche Funktion wie eine kleine Ummauerung. Bewegt man sich in Wallertheim entlang der Neustraße nach Gau-Bickelheim, so kann man die Reste eines solchen Scheunenkranzes erkennen.
„Reite“ stammt übrigens vom mittelhochdeutschen Wort „Reide“ („Umkreis“) ab und ist verwandt mit dem häufigen Ortsnamen-Anhang „-reit“ oder „-reut(h)“, was so viel wie „Rodung“, „urbar gemachter Grund“ bedeutet. Ein anderer, allgemeinerer Begriff ist die „Hofstatt“. Auch die Familiennamen „Hofreiter“ und „Hofstätter“ leiten sich von diesem Gebäudetyp ab.