Die jüdische Gemeinde zu Wallertheim
STATION 13a
Juden können in dem Gebiet, das wir heute Rheinhessen nennen, schon seit … nachgewiesen werden. Typisch ist hierzulande, dass sich nicht nur in den größeren Städten wie Worms, Speyer und Mainz, sondern auch auf dem Land florierende jüdische Gemeinden bildeten.
Zwei Aufstellungen von 1548 und 1550 über die Juden in der Pfalz, die von Pfalzgraf Friedrich II. in Auftrag gegeben wurden, stellen die ersten schriftlichen Zeugnisse zur Wallertheimer Judenschaft dar. Im Mittelalter und bis ins 18. Jahrhundert hinein verdiente die Obrigkeit gut an den Juden: Ansässige mussten jährliche Gebühren für ihren “Schutzbrief” entrichten, Durchreisende bezahlten ein “Judengeleit”. Standesamteinträge von 1703 zeugen in Wallertheim von 8 Familien ISAAK, 4 Familien BAUM und 3 Familien MANN. Diese Familiennamen finden sich bis ins 20. Jahrhundert im Ort. Die Wallertheimer Juden lebten in offenbar wirtschaftlich guten Verhältnissen. Sie betrieben vor allem Vieh-, Getreide- und Weinhandel. Ludwig Isaak war Inhaber der Firma Julius Jeidel in Frankfurt (Großhandel für Knöpfe, Bijouteriewaren etc.). Die jüdische Gemeinde Wallertheim war „gemäßigt-konservativ“, sie hatte immer einen eigenen Religionslehrer. Kultureller Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde war die Synagoge (heute Rathaus, Station des Rundwegs).
Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein lebten Juden und Christen in Wallertheim friedlich zusammen, ob privat, geschäftlich, in Vereinen oder bei gemeinsamen Feiern. Erst das ideologische Gift des Nationalsozialismus machte dem ein Ende. Dem Holocaust fielen 27 Wallertheimer Bürger jüdischen Glaubens zum Opfer.