Der Neunröhrenbrunnen in Wörrstadt
Der Neunröhrenbrunnen befindet sich auf dem gleichnamigen Platz im Wörrstädter Ortskern und ist eines der Wahrzeichen Wörrstadts. Der Name des Neunröhrenbrunnens geht auf die neun metallenen Röhren zurück, durch die das Quellwasser in die Wassertröge geleitet wird. Die heutige Brunnenanlage ist mit den Jahreszahlen 1608, 1779, 1815 und 1930 bezeichnet. Der Brunnenaufbau ist mit zwei aufrechtstehenden Löwen bekrönt, die das Rost des Heiligen Laurentius in den Vorderpfoten halten. Der Sockel ist mit den folgenden Inschriften geschmückt:
Ihr Bürger kommt und schaut,
denn ich bin fein gebaut
von Quader und von Stein
zum Nutz der Ganz Gemein.
Ein Beispiel könnt ihr haben,
Ich tu ein jeden laben,
den Bösen wie den Frommen,
wer nur will zu mir kommen,
denn Gottes Güt und Treu
wird täglich bei mir neu.
Gott erhalt die Wasserquell,
dass sie laufe klar und hell
Gott giebt Menschen und dem Vieh
Guttes Wasser ohne Müh.
Denn der Finger Gottes zeigt
Ihm den Lauf, dass es nicht weicht,
nicht zur Rechten nicht zur Linken
so lange als wir Wasser trinken.
Drum ihr Menschen glaubt an Gott
weil er hilft in aller Not.
Renoviert Anno 1779
Die Quelle des Brunnens bildete seit der fränkischen Besiedlung die wichtigste Wasserquelle des Ortes. So befand sich in der Nähe der Quelle eine der beiden fränkischen Hofgruppen, aus denen sich die Siedlung Wörrstadt entwickelte. Im frühen 17. Jahrhundert wurde die Quelle zum Neunröhrenbrunnen ausgebaut und versorgte auch den Schmied- und den Backesbrunnen mit seinem Wasser. Der Neunröhrenbrunnen besaß bis ins 18. Jahrhundert keine Wassertröge, sodass das Wasser frei auf den Vorplatz und von dort in die Weede floss. Im Jahr 1779 wurde der Brunnen umgebaut und Steintröge angeschafft, in denen sich das Wasser sammelte.
Wegen der Wichtigkeit der Quelle für den Ort wurde besonders auf die Reinheit des Wassers geachtet. Nachdem im Jahr 1827 Verunreinigungen im Wasser festgestellt wurden, forderte man deshalb die oberhalb der Quelle gelegenen Häuser auf, ihre Höfe in Ordnung zu halten. Dies führte bei den Besitzern zu einigem Unmut, da darauf hingewiesen wurde, dass die Verunreinigungen auch vom Schulhaus ausgehen könnten. Nachdem die Richtigkeit der Behauptung festgestellt wurde, sorgte die Gemeinde für die Abstellung des Schadens und die Wiederherstellung der Wasserreinheit.
Nach den Wirren der Napoleonischen Kriege (1792 – 1815) waren die Gemeindebrunnen so verfallen, dass sie dringend renoviert werden mussten. Der Neunröhrenbrunnen wurde daraufhin im Jahr 1815 erneuert und erhielt zwei neue Brunnensärge und neun neue Röhren. Dabei wurden unter anderem Baumaterial verwendet, das durch den Abriss des Wörrstädter Schlosses gewonnen wurde. In den 1890er Jahren ertrank ein Junge im Brunnen, woraufhin die Weede überwölbt und mit unterirdischen Zu- und Abflüssen versehen wurde. Im Jahr 1930 wurde der Brunnen erneut renoviert.
Der am Neunröhrenbrunnen gelegene gleichnamige Platz unterlief im Laufe der Zeit ebenfalls mehrere Veränderungen. Heute sind an diesem Platz Restaurants und Eiscafés mit Außengastronomie gelegen.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert
Verwendete Literatur:
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Alzey-Worms. Mainz 2021. URL: https://gdke.rlp.de/fileadmin/gdke/Dateien/landesdenkmalpflege/Verzeichnis_Kulturdaenkmaeler/Kreis_Alzey-Worms_2021_09_15.pdf (aufgerufen am 11.10.2021).
- Klug, Ernst: Wörrstadt: Die Geschichte einer kleinen Stadt. Hrsg. von der Gemeindeverwaltung Wörrstadt. Wörrstadt 1972.
Aktualisiert am: 11.10.2021