Wörrstadt in Rheinhessen

Ortsbefestigung Wörrstadt

Die evangelische Laurentiuskirche und der dazugehörige Kirchhof waren schon bald nach der Gründung im frühen Mittelalter von einer Mauer umgeben und wurde als Wehrkirche genutzt. Der Kirchturm diente dabei als Ausguck und Signalanlage. Aufgrund der Bedrohungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1848) wurde diese Verteidigungsanlage im Jahr 1624 weiter ausgebaut und sollte den Einwohner*innen Wörrstadts Schutz vor Angriffen bieten. Heute sind von diesen Befestigungsanlagen nur noch Reste eines Turms erhalten, der mit der Jahreszahl 1624 bezeichnet ist.

Neben der Wehrkirche besaß Wörrstadt, als Sitz eines kleinen wild- und rheingräflichen Amtes, noch weitere Befestigungen. So wurde das Wörrstädter Ortsgebiet, wie viele rheinhessische Siedlungen, von einer Anlage aus Gräben und doppeltem Befestigungswall umgeben, der mit Effen (Ulmen) bepflanzt war. An mehreren Stellen führten bewachte Tore ins Ortsgebiet. Die Befestigungsanlage umgab dabei ein deutlich größeres Gebiet als der Ort einnahm, sodass in Krisenzeiten die Menschen zusammen mit ihrem Vieh hinter der Befestigung Schutz suchen konnten. Bis ins 19. Jahrhundert nahm das Dorf nur einen Teil des geschützten Gebietes ein, wobei große Flächen in der Nähe des Walls unbesiedelt waren.

Befreiungsdenkmal anlässlich der Rheinlandbefreiung 1930.
Befreiungsdenkmal anlässlich der Rheinlandbefreiung 1930.[Bild: Waltraud Zorn [CC BY-SA 4.0]]

Zur Feier der Befreiung des Rheinlands wurde im Jahr 1930 das Befreiungsdenkmal im Wörrstädter Dorfgraben errichtet. Das pyramidenartige Steindenkmal wurde am 30. Juni 1930 mit einem Fackelzug feierlich eingeweiht.

Auch heute lässt sich die ehemalige Ortsbefestigung an einigen Stellen noch gut erkennen und ist durch Straßennamen wie Wallstraße und Ulmenstraße im Ortsbild verewigt.

Die Gemeinde hatte seit dem Spätmittelalter fünf Ortstore, auch Pforten genannt, vorzuweisen:

Diese waren auf den gesamten Ort gleichmäßig verteilt.

Die Ortstore lagen direkt an der bereits 1335 erwähnten zum Teil doppelten Ortsumwehrung, sprich einem effenbewachsenen Dorfgraben:

  • Cattenthor/Kattenthor oder Katzenpforte (Kattentor) am Nordende der Stelzerstraße bis zum Jahre 1826, als der Abbruch erfolgte.
  • Hermannsthor (Hermannstor) oberhalb der "Bleichgasse" der heutigen Bleichstraße gelegen.
  • Bingerthor (Bingertor) an der Einmündung der Hermannsgasse in die "Große Langgasse", der heutigen Friedrich-Ebert Straße platziert. Das Tor wurde 1828 auf Abbruch versteigert.
  • Juden- oder Gartenpforte bereits 1381 genannt. Am Ende der Obergasse als Verlängerung der Pariserstraße.
  • Neuthor (Neutor) am befestigten Friedhof anno 1768 errichtet. Das Tor ist allerdings im 19. Jahrhundert verfallen.

Als Flurname ist unter anderem zu nennen: "Am Neutor".

Einige Straßennamen deuten außerdem auf eine mittelalterliche Ortsbefestigung von Wörrstadt hin:

  • Ulmenstraße
  • An den Effen
  • In den Effen
  • Wallstraße

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert, Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

  • Bucher, Jakob: Die Flurnamen des Dorfes Wörrstadt in Rheinhessen. 1936 (= Flurnamensbuch des Volksstaates Hessen, Bd. 2).
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Alzey-Worms. Mainz 2021. URL: https://gdke.rlp.de/fileadmin/gdke/Dateien/landesdenkmalpflege/Verzeichnis_Kulturdaenkmaeler/Kreis_Alzey-Worms_2021_09_15.pdf (aufgerufen am 11.10.2021)
  • Klug, Ernst: Wörrstadt: Die Geschichte einer kleinen Stadt. Hrsg. von der Gemeindeverwaltung Wörrstadt. Wörrstadt 1972.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.4: Kreis Alzey-Worms, Verbandsgemeinden Wöllstein und Wörrstadt. Bearb. v. Ingrid Westerhoff. Worms 2021.
  • Vollmer, Horst: Wörrstadt durch die Zeiten. In: www.woerrstadt.de, URL: http://www.woerrstadt.de/gestern-und-heute/, erschienen 2006 (aufgerufen am 11.10.2021).
  • Weidemann, Konrad: Mittelalterliche Siedlungsformen in Rheinhessen: Olmer Gemarkung – Wörrstadt – Wendelsheim – Gau-Odernheim – NeuBamberg. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Bd. 12: Nördliches Rheinhessen, Ingelheim, Bingen, Bad Kreuznach, Alzey, Oppenheim. Mainz 1976. S. 66 – 80.

Aktualisiert am: 26.07.2022