Schloss Wörrstadt
Das Wörrstädter Schloss war ein heute nicht mehr vorhandenes Schlösschen nach den Plänen des französischen Architekten Charles (nach einigen Quellen Francois) Ignace Mangin im Süden von Wörrstadt. 1787 verlegte der letzte regierende Rheingraf, Carl Ludwig Theodor, seine Residenz von Grumbach nach Flonheim. Zunehmende Differenzen mit seiner Ehefrau, Rheingräfin Elisabeth Christiane Marianne, geborene Prinzessin von Leiningen-Hachenburg, über die ausbleibende Geburt eines männlichen Erben, führten dazu, dass die Rheingräfin für sich und ihre Töchter im rheingräflichen Marktflecken Wörrstadt ein eigenes Schloss errichten ließ.
Ab dem Frühjahr 1787 lassen sich in alten Wörrstädter Akten daher die Bemühungen der Rheingräfin identifizieren das Gelände im Süden von Wörrstadt aufzukaufen, das heute noch „Am Schloss“ genannt wird. Die Vermessungsarbeiten und der Bau des Fundaments wurden durch den fürstlich Salm-Kyrburgischen Forstverwalter und Geometer Georg Daniel Fickeisen vorgenommen. Der Bau des Schlosses erfolgte nach den Plänen des französischen Architekten und Baumeisters Charles Mangin und orientierte sich an den Vorbildern französischer Lustschlösser.
So entstand ein äußerlich einstöckiges Gebäude, das in der Mitte einen viersäuligen korinthischen Porticus mit klassischem Giebel besaß. Das Dach verbarg sich hinter einem hohen Gesims mit Balustrade. Im Inneren war das Schloss zweistöckig, wobei die Zwischendecke mitten durch die hohen Fenster ging. Zum Schloss gehörten noch verschiedene Nebengebäude, wie ein Wachhaus, ein Kutscherhaus, eine Waschküche und ein Pferdestall. Um das Schloss herum befand sich eine kleine Gartenanlage, die über einen Treppengang verfügte, der mit breiten Steinplatten belegt war und zum Spaziergraben und der evangelischen Kirche führte.
Im Herbst 1788 siedelte die Rheingräfin mit ihrem Hof nach Wörrstadt über. Die Rheingräfin bewohnte das Wörrstädter mit ihren Töchtern und beschäftigte einen Hofverwalter, einen Hofarzt und Hofapotheker sowie einen Hofrat. Während den Unruhen der Französischen Revolution, die auch die benachbarten deutschen Gebiete beeinflussten, floh die Gräfin mit ihrem Hofstaat. Im Februar 1792 verstarb Gräfin Elisabeth Christiane Marianne im Alter von 38 Jahren im Exil in Mainz und wurde in der evangelischen Laurentiuskirche in Wörrstadt beigesetzt.
Am 20. April 1792 erklärte das revolutionäre Frankreich den Krieg und nahm im September die linke Rheinseite in Besitz. Damit fand die Herrschaft der Rheingrafen über Wörrstadt ein Ende. Die französische Regierung erklärte das Wörrstädter Schloss als ehemaliges Fürstenanwesen zum Nationaleigentum und plünderte es. Im Jahr 1803 wurde das Wörrstädter Schloss auf Abriss unter der Bevölkerung versteigert. Baumaterialien des abgegangenen Schlosses wurden in der Folge für verschiedene Projekte des Ortes verwendet und lassen sich auch heute noch an einigen Stellen, wie dem Neunröhrenbrunnen, finden.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert
Verwendete Literatur:
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Alzey-Worms. Mainz 2021. URL: https://gdke.rlp.de/fileadmin/gdke/Dateien/landesdenkmalpflege/Verzeichnis_Kulturdaenkmaeler/Kreis_Alzey-Worms_2021_09_15.pdf (aufgerufen am 11.10.2021)
- Klug, Ernst: Wörrstadt als kleine Residenz. In: Heimatjahrbuch Landkreis Alzey-Worms (1961). S. 75 – 80.
- Klug, Ernst: Wörrstadt: Die Geschichte einer kleinen Stadt. Hrsg. von der Gemeindeverwaltung Wörrstadt. Wörrstadt 1972.
- Wittek, Karl Hans: Schloss Wendelsheim, Schloss Wörrstadt und Alzey, Löwengasse 4. In: Heimatjahrbuch Landkreis Alzey-Worms (1991), S. 79 – 82.
Aktualisiert am: 11.10.2021