Die Bevölkerungsentwicklung von Zornheim
Wissenschaftlich exakte Bevölkerungserhebungen wurden erst ab dem 19. Jahrhundert durchgeführt. Die Einwohnerzahlen für die vorausliegende Zeit können aus erhaltenen Teilerhebungen erschlossen werden. Diese errechneten Werte sind zwar ungenau, zeigen aber zuverlässig den Entwicklungstrend.
1. Die Einwohnerzahlen bis zum Pfälzischen Erbfolgekrieg
Im Jahre 1576 gab es in Zornheim 72 Herdstätten. Das bedeutet, dass im Dorf etwa 360 Menschen lebten. Ihre Anzahl sank Ende des 16. Jahrhunderts langsam auf ca. 290 Einwohner, erholte sich zu Beginn des folgenden Jahrhunderts und stieg danach wieder etwas an, sodass im Jahre 1630 die Zahl von ca. 335 erreicht wurde.
Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges und die Pest von 1632 bewirkten einen starken, nachhaltigen Einbruch. Die Einwohnerzahl fiel auf etwa 200 und war damit auf dem absoluten Tiefststand angekommen.
Die folgende Regenerationsphase erfuhr durch die Pest von 1666 eine kurze Unterbrechung, setzte sich aber danach fort, sodass vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg der Wert von ca. 225 erreicht wurde. Diese Phase endete mit der Plünderung und Einäscherung des Dorfes im Jahre 1691.
2. Kontinuierliches Wachstum in 18. und 19. Jahrhundert
Obgleich in der gesamten ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wegen der Besetzung Rheinhessens durch französische Truppen eine permanente Geld- und Lebensmittelknappheit herrschte und mehrere Epidemien grassierten, wuchs die Bevölkerung Zornheims in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kontinuierlich und besonders rasch in den 40er Jahren. In der Jahrhundertmitte wurde schließlich der Stand vor dem Dreißigjährigen Krieg wieder erreicht und überschritt um 1760 die 400er Grenze.
Auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurde das Dorf in regelmäßigen Abständen von Pockenepidemien heimgesucht, was aber den Aufwärtstrend der Einwohnerzahlen nicht bremsen konnte. Erst die Epidemien im Zusammenhang mit den militärischen Auseinandersetzungen der Revolutionskriege führten zu einem befristeten Einbruch. Um die Jahrhundertwende lebten in Zornheim 424 Einwohner.
Danach setzte eine Aufwärtsentwicklung ein, die während des gesamten Jahrhunderts anhielt. Die Bevölkerung verdoppelte sich und löste die erste große Ortserweiterung aus. Ein vorläufiger Höhepunkt wurde im Jahre 1890 mit der Einwohnerzahl von 1033 erreicht.
3. Rückschläge durch die beiden Weltkriege
Um 1890 kam es zu einer Trendwende. Abgesehen von einer kurzen Erholungsphase in den 20er Jahren war die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts durch eine nachhaltige Abwärtsentwicklung gekennzeichnet. 1939 wohnten nur noch 912 Einwohner im Dorf. Die wichtigsten Krisenfaktoren waren Seuchen zu Beginn des Jahrhunderts sowie die beiden Weltkriege.
4. Vom Bauerndorf zur Wohngemeinde
In der Nachkriegszeit bewirkte der Zuzug von Flüchtlingen den Beginn eines rasanten Einwohneranstieges. Im Jahr 1950 war mit der Einwohnerzahl von 1078 die Tausendermarke wieder überschritten.
Die Ausweisung von mehreren Baugebieten ab den 70er Jahren führte zu einer regelrechten Bevölkerungsexplosion. Bereits 1980 betrug die Einwohnerzahl 3013. Die Ansiedlung von bauwilligen Ortsfremden und die dadurch resultierende Steigerung der Ortsbevölkerung sind bis heute noch nicht zum Abschluss gekommen. Im Dezember 2007 lebten 3620 Personen in Zornheim.
Nachweise
Verfasser: Gottfried Kneib
Literatur:
- Kneib, Gottfried: Zornheim – Einwohner und Gehöfte im 18. und 19. Jahrhundert. Zornheim 2001.
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
- Rettinger, Elmar: Die Umgebung der Stadt Mainz und ihre Bevölkerung. 17. bis 19. Jahrhundert. Stuttgart 2002.
Aktualisiert am: 13.01.2015