Zornheim in Rheinhessen

Der Zornheimer Gemeindehof

Südwestseite des Gemeindehofes Zornheim.[Bild: Gottfried Kneib]

Der Zornheimer Gemeindehof bestand ursprünglich aus zwei Bauerngehöften. Sie entstanden nach der Zerstörung Zornheims im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697). Obgleich Zornheim nicht zum pfälzischen Territorium gehörte, geriet das Dorf in den Strudel der damaligen Kriegsereignisse.

Der Wiederaufbau des Dorfes begann erst nach der Jahrhundertwende. Die Jahreszahlen 1708 und 1710 der noch erhaltenen Kellertürstürze des Zornheimer Gemeindehofes zeigen, dass beide hier beschriebenen Gehöfte zu den Bauobjekten der ersten Aufbauphase und somit zu den ältesten Gebäuden Zornheims zählen.

In einer Schatzungsliste von 1725, welche die Gehöfte des Dorfes in vier Steuerklassen aufteilt, zählten beide Bauernhöfe zur zweiten Klasse. Sie gehörten demnach zu den größeren Gehöften in Zornheim, was auch in der ornamentalen Fachwerkgestaltung der wieder freigelegten Schauseiten des Wohnhauses zum Ausdruck kommt. Nur die Pächter der Gutshöfe von Mainzer Klöstern und Stiften standen in der Ortshierarchie über ihnen.

Nordseite des Zornheimer Gemeindehofes.[Bild: Gottfried Kneib]

Der Bauherr des Gehöftes Kirschgartenstr. 2 war Christian Horn, der als Baumeister den Wiederaufbau der im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Pfarrkirche leitete. Das Nachbargehöft bewohnte Philipp Gläser, der vom Kirchenrechner und Schöffe zum Gerichtsschreiber und schließlich sogar zum Schultheißen von Zornheim aufstieg. In der Folgezeit wurden beide Gehöfte besonders im Ökonomiebereich durch Ergänzungsbauten und Renovierungsmaßnahmen den fortschreitenden Bedürfnissen der Landwirtwirtschaft angepasst.

Schutzmantelmadonna im Treppenhaus.[Bild: Willi Zimmermann]

Mitte der 50er Jahre des 20. Jh. gelangten beide Höfe durch Kauf in die Hände eines einzigen Besitzers und wurden von diesem im Jahre 1983 an die Gemeinde Zornheim verkauft.

Im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes des Landes Rheinland-Pfalz erfolgte danach der Umbau in einen Gemeindehof, der die Gemeindeverwaltung (mit Sitzungssaal), Poststelle (später Bücherei) und Gemeinderäume beherbergt. Die Einweihung erfolgte im Oktober 1991.

Vor dem Gebäude wurden Plastiken der Nieder-Olmer Künstlerin Liesel Metten angebracht. Später installierte man im Treppenhaus die Schutzmantelmadonna, welche der Zornheimer Künstler Willi Zimmermann 1963 für das Schulhaus an der Hahnheimer Straße geschaffen hatte. Sie musste dort einer Gebäudeerweiterung weichen.

Nachweise

Verfasser: Gottfried Kneib

Literatur:

  • Gemeinde Zornheim (Hrsg.): 1200 Jahre Zornheim 771-1971. Beiträge aus der Geschichte der Gemeinde. Zornheim 1971.
  • Gemeinde Zornheim (Hrsg.): Festschrift zur Einweihung des Zornheimer Gemeindehofes. Mainz 1991.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.2: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.

Aktualisiert am: 12.01.2015