Die Kriegergedächtniskapelle
Die Kriegergedächtniskapelle in Wittersheim in der Gemeinde Mandelbachtal wurde 1936 zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus heimischen Kalkstein von Maurermeister Alfons Quack errichtet. Ursprünglich befand sich eine halbkreisförmige Tafel mit der Inschrift "Unseren toten Helden" über der Eingangstür. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle, wie auch 124 Wohnhäuser und die Kirche St. Remigius teilweise zerstört. Nach '45 hatte sie zunächst der örtlichen Feuerwehr zur Verfügung gestanden, bevor sie am Volkstrauertag 1959 wieder in ihrer alten Bestimmung als Erinnerungsort eingeweiht werden konnte.
Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren brachte einige Besonderheiten mit sich. So befindet sich seitdem eine der ältesten Glocken des Saarlandes im Glockenturm der Kapelle. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, befand sich ursprünglich im Kloster Hornbach und kam über Habkirchen in die Kirche St. Remigius in Wittersheim. Daraufhin wurde sie nicht - wie viele andere Glocken in den saarländsichen Gemeinden - für Kriegszwecke eingeschmolzen, sondern 1957 in den offenen Dachreiter der Kriegergedächtniskapelle überführt.
Im Inneren des rechteckigen Baus befindet sich außerdem eine Pietà des Bildhauers Ernst Brauner (Landsweiler). Die lebensgroße Plastik von Maria und ihrem gekreuzigten Sohn steht auf einem gemauerten Sockel im Chor der Kapelle und wird zu beiden Seiten von zwei ebenfalls von Brauner gefertigten Gedenktafeln aus Eichenholz hervorgehoben. Auf den Tafeln liest man zum einen die Namen der 15 im Ersten Weltkrieg verstorbenen Gemeindemitglieder und zum anderen jene der 25 Toten und 9 Vermissten des Zweiten Weltkriegs.
Die Fassade zieren acht ummauerte Rundbogenfenster, die von Richard Eberle (Sulzbach) gestaltet wurden.
Sechs der Buntglasfenster thematisieren die Not des Krieges und der Kriegsgefangenschaft.
"Hier wird kein 'Heldenkult' getrieben, sondern hier wird die Tragik und die Schwere des Opfers deutlich, das unsere Kriegstoten gebracht haben," meint der Redakteur der Saarbrücker Zeitung am Ende der 1950er Jahre und verweist somit auf die Veränderung der regionale Erinnerungskultur. Während die zurückkehrenden Soldaten und Verstorbenen des Ersten Weltkrieges in den 1920er und 30er Jahren als Helden verehrt und ihre Taten im Sinne nationalsozialistischer Propaganda überhöht wurden, wich diese Mystifizierung nach der Erfahrung des Zweiten Weltkrieges eines weitaus nüchteren Umgang mit den Toten beider Weltkriege. Dem erwähnten Redakteur zufolge soll die Kriegergedächtniskappelle in Wittersheim in erster Linie "Mahnung für die Lebenden" sein.
In diesem Sinne läutet auch heute noch ein Bürger der Gemeinde jeden Freitag um 15.00 Uhr die historische Glocke und hält die Erinnerung an die Weltkriege aufrecht. Im Anschluss findet seit dem Irakkrieg 2001 ein Friedensgebet in der Kapelle statt.
Darüber hinaus wurde vor wenigen Jahren ein Kreuz an der Kapelle angebracht. Herbert Lonsdorf hat es aus Granatsplittern, die Heribert Ochs in der Gemarkung Wittersheim gefunden hat, gefertigt. Es stellt heute ein authentisches Erinnerungsstück aus dem Zweiten Weltkrieg dar.
Die Kriegergedächtniskapelle ist eine Station des Wanderweg „Kreuze am Wegesrand – Eine Wanderung in und um Wittersheim“, der 2006 angelegt wurde.
Red. Bearb. Katharina Thielen
erstellt am: 25.1.2017
Quellen:
- Die Kriegergedächtniskapelle in Wittersheim. Ein Vortrag von Heribert Ochs am 01. Oktober 2006 mit Ergänzungen im Jahre 2016.
- "Gedächtniskapelle wird eingeweiht", in: Saabrücker Zeitung vom 14.11.1959.
- "Ein Mahnmal gegen den Krieg", in: Saarbrücker Zeitung vom 19.9.2006.
- "Ein spannendes Jahr steht bevor", in: Saarbrücker Zeitung vim 16.1.2017. URL: http://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/homburg/mandelbachtal/wittersheim/Wittersheim-Abendessen-Geologie-Heiligenfiguren-Parteifreunde-Stadtteile;art446909,6355124 (Aufruf am 25.1.2017).