Alte und neue Altäre in der katholischen Kirche zu Hachenburg
Hochaltar
Der Aufbau des Hochaltars mit neuem Marmorsockeln war 1738 vom Prager Erzbischof Johann Moritz Graf von Manderscheid-Blankenheim, Sohn des Grafen Salentin Ernst aus dessen zweiter Ehe mit Christine Elisabeth, Gräfin von Erbach, gestiftet worden. Er hatte in Ansehung dessen, dass von seinem vadder selig die stiftung ihren anfang genommen
auf Anregung der Franziskaner in Hachenburg den Hochaltar wohl in einer Mainzer Werkstatt anfertigen lassen.[Anm. 1]
Im unteren Bereich entstand eine doppelte Sockelzone mit seitlichen Türen und mittig ein prächtiges Tabernakel,[Anm. 2] darüber eine in Holz geschnitzte und reich vergoldete Darstellung eines Pelikans, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen zu füttern, ein Sinnbild an Christus, der sich für die Menschheit opfert. Zwei zierliche Putten befinden sich rechts und links daneben.
In der Hauptzone flankieren rhythmisch gesetzte Säulen und Pilaster das große Gemälde der Himmelfahrt Mariens.[Anm. 3] Es ersetzte 1908 das barocke Originalgemälde eines unbekannten Meisters "Maria mit den Engeln" im rechten Seitenaltar.
Links freistehend die Figur der hl. Klara mit einer Monstranz, rechts Elisabeth von Thüringen (manchmal auch als hl. Agnes von Prag gedeutet). Es wurde wahrscheinlich von Philipp Albrecht aus Limburg (1782 bis 1866) ausgeführt.
Auf der Trennlinie zwischen Hauptzone und dem oberen Teil des Hochaltars ist das Wappen des Stifters angebracht, das sowohl mit seinem Fürstenhut als auch mit seinem Kardinalshut geschmückt ist. Über dem Wappen das Gemälde der Krönung Mariens. Es ist von Engeln flankiert und an den beiden seitlichen Enden dieses Bereichs stehen als begleitende Figuren der hl. Franziskanergeneral Bonaventura (links) und der hl. Ludwig von Toulouse (rechts).
In dem oben anschließenden Teil des Hochaltars sind Gott Vater und der hl. Geist als Taube dargestellt, umrahmt von vier Engelchen.[Anm. 4]
Heutige Seitenaltäre
Vor dem Chor stehen zwei barocke Seitenaltäre. Im rechten Seitenaltar befindet sich das ehemalige Originalbild des Hochaltars "Maria mit den Engeln" und im oberen Altarteil ein Bild des hl. Bernhard von Clairvaux, des Gründers des Zisterzienserordens, das wohl um 1900 nach alter Vorlage gestaltet wurde. Dieses Bild verweist auf die enge Beziehung Hachenburgs zur Abtei Marienstatt.
Im linken Seitenaltar ist auf dem Hauptgemälde das Heiligste Herz Jesu dargestellt und im oberen Gemälde der hl. Franziskus, der Gründer des Franziskanerordens. Die Verblendung des Altartisches besteht in einem barocken Gemälde des Fegefeuers von einem unbekannten Meister.
Frühere Altäre
Die Pfarrkirche wurde im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts mit fünf gestifteten Altären ausgestattet. Neben dem Hochaltar gab es den Liebfrauenaltar sowie die Altäre des hl. Johannes, Antonius und Sebastian. Um sie aufstellen zu können, wurden wohl damals die querhausartigen Räume angebaut.[Anm. 5] Alle Altäre wurden mit einem Priester besetzt.[Anm. 6]
Eine Abstellnische rechts im Chorraum sowie der mit Schmiedeisen verschlossene Wandschrein für hl. Geräte erinnert an diese ehemals fünf Altäre, die nicht mit der lutherischen Reformation 1560 beseitigt wurden, sondern erst nach 1606 auf Veranlassung des reformierten Grafen Wilhelm von Wittgenstein.
St. Johannesaltar
Von den Altären war der St. Johannesaltar der am besten dotierte. 1425 verschrieben Gerhard Nayl von Hattert und seine Ehefrau Bele, dem St. Johannesaltar 100 Gulden auf ihren Hof in Hattert, von denen sie dem Altar jährlich eine Rente zuwiesen. Daneben besaß der Altar 1425 ein Hofgut samt Gütern in Altstadt,[Anm. 7] 1435 dort noch weitere Grundstücke,[Anm. 8] 1545 Güter zu Welkenbach. Für die Beleuchtung des Altars sorgte 1465 Bela von Alßdorff.[Anm. 9]
Als Vikare des Altars werden Ende des 15. Jahrhunderts Johann Hoffmann, 1490-1533 Jakob Schriber aus Kassel,[Anm. 10] 1533 Henrich Boetsch und 1533-1581 Wilhelm Steinebach genannt. Wilhelm Steinebach ist durch eine reiche Almosenstiftung [siehe dort] noch lange in Erinnerung geblieben.[Anm. 11]
Auch nach der offiziellen Aufhebung der Altäre im Zuge der Reformation wurde das Altarvermögen weiter verwaltet. 1573 bat der neue Pfarrer Johann Dryduppel den Grafen, ihm zu erlauben, sich auf einer "Bitz", die dem ehemaligen St. Johannesaltar gehörte, ein Häuschen erbauen zu dürfen, da der lebe god mir mit meiner Hausfrauwen einen hauffen kinder geben haidt. Der Vikar des St. Johannesaltars Wilhelm Steinebach war damit einverstanden und übergab Dryduppel und dessen Ehefrau Gertrud den Bauplatz gegen eine jährliche Erbrente in Höhe von 16 Albus den Bauplatz. Die Bitz war 16 Ruten groß.[Anm. 12]
Das Altarvermögen bestand 1589 noch aus 21 Gulden Renten, 40 Wagen Heu, 4 Hühner, 1 Pfund Wachs, 1 Ohm Wein und einen kleinen Zehnten aus der Holzbach.[Anm. 13] Die Gefälle wurden 1589 dem Pfarrer der Bartholomäuskirche Leopold Optichtius überwiesen, da er jährlich im gräflichen Auftrag die Kirchen und Schulen in der Grafschaft visitieren musste.[Anm. 14]
Im Jahr 1562 zog Graf Adolf die Gärten des St. Johannesaltars in und um Hachenburg an sich. Zum besitz des Altars hatten ein Garten von 90 Ruten vor der Oberpforten hinder der Linden gehört. Dazu gleich daneben ein Garten von 30 Ruten sowie einer, 15 Ruten groß, bei Derßerberge im unserm [herrschaftlichen] Hopffengarten und einer von 12 Ruten hinter Berenkotts Häusern vor der Niederpforte. Der Wert der Gärten wurden zusammen auf über 125 Gulden geschätzt. Der Graf gab zum Ausgleich eine Wiese zu Gehlert und eine jährlich Zahlung in Höhe von 14 Albus Zinsen.
Der St. Johannisaltar bestand als Institution auch im Jahr 1643/44 noch. Damals zahlte die Stadt jährlich 12 Albus in das Altarvermögen ein.[Anm. 15]
Liebfrauenaltar
Der Liebfrauenaltar wurde von Robin (Rabin) von Bicken gestiftet.[Anm. 16] Er besaß schon 1384 Weinberge zu Bendorf, die Henne Stutzel (Nuczel) und dessen Ehefrau Kathrin aus Bendorf (Bedendorf) am 25. März 1384 gestiftet hatten, und erhielt 1385 von Graf Johann von Sayn eine Weinrente von Weinzehnten zu Weis (Heimbach-Weis).[Anm. 17]
Aus dem Jahr 1525 ist ein Besitzverzeichnis des Liebfrauenaltars erhalten. Zu den genanten Einkünften nannte er noch Güter in der Stadt Hachenburg, beim Kleeberger Hof, Steinebach, Hattert, Winkelbach und Gehlert, bei Kleeberg.[Anm. 18] Noch 1589 verfügte der Antoniusaltar über 25 Morgen Ackerland, wiesen, 16 Gulden Bareinkünfte u.ä.
Als Vikare des Altars sind 1490 Wilhelm Betzdorf,[Anm. 19] Marx Zeller von Wittlich bis 1547 und der Pastor Gerhard Breuer 1547-1562 überliefert. Der Altar war zeitweise Konrad Heißgen versprochen, der ihn 1562 vergeblich beanspruchte.[Anm. 20]
Im Bereich der Seelgerätstiftung bestand im 15. Jahrhundert eine gewisse Beziehung zwischen dem Allerheiligenaltar zu Marienstatt und dem Liebfrauen- bzw. St. Sebastiansaltar in Altstadt.[Anm. 21] Am Liebfrauenaltar hatte sich auch eine Priesterbruderschaft "Unsere lieben Frau" gebildet, die durch zahlreiche Stiftungen ein beachtliches Vermögen bilden konnte, und in der Stadt im Bereich der Almosen und Armenfürsorge segensreich wirkte. Als die Stadt nach dem Stadtbrand 1439 Geld für den Wiederaufbau benötigte, half die Liebfrauenbruderschaft tatkräftig mit.[Anm. 22]
Antoniusaltar
Der schon 1469 genannte St. Sebastiansaltar war der Altar der Hachenburger Schützenbruderschaft. Sein Vermögen betrug 1589 an Geld 16 Gulden 12 Albus, hinzu kamen 25 Morgen Ackerland und 6 Wagen Heu.
Altarist der Pfarrkirche war 1423 Johannes von Wildungen, 1420 war Godart von Ingelbach Priester und Altaristen, 1469 Herr Ailber und 1517 Sander Betzdorf. 1534 sind die Vikare Johann Loergin und Peter Goebelini von Kirburg 1534. genannt werden auch Johann Henchen und Herr Zinkweiß, die vielleicht auch Altäre in der St. Katharinenkirche verwalteten.[Anm. 23]
Sebastians-Altar
Anlässlich der Stiftung einer Messe wird der St. Sebastinsaltar im Jahr 1469 erstmals genannt.[Anm. 24] Am 15. April 1489 wird er nochmals zusammen mit dem Liebfauenaltar erwähnt.[Anm. 25] Weitere Nachrichten liegen zu diesem Altar nicht vor.
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.
Anmerkungen:
- Nach Haselbeck wurde er von Bruder Wenzeslaus Marx, einem Bildhauer aus der Thüringischen Franziskanerprovinz, gefertigt (Haselbeck, Franziskaner S. 128f.). Zurück
- Der alte hölzerne Drehtabernakel wurde 1908 durch einen Panzertabernakel mit einer vorderen Belegplatte in Kunstschmiedearbeit ersetzt. Zurück
- Dieses Hochaltarbild wurde erst 1860 durch Dekan Waidmüller von der Pfarrei Sankt Ludwig in Darmstadt gekauft und stammt wohl von dem Limburger Maler Philipp Albrecht (1782-1866). Es ist eine Kopie des Gemäldes von Guido Reni aus Bologna (1575-1642), das sich heute in der Pinakothek (München) befindet. Zurück
- Kwasnik/Trautmann; Struif, Hachenburg S. 92. Zurück
- Becker, Geschichte Pfarrei, Jäger, Einblicke S. 26 Zurück
- Zu jedem Altar gehörten Ländereien als Besoldungsgrundlage für den Priester. 1457 stiftetet Henne von Stromberg und seine Frau Demoid ein Ewiges Licht vor dem Hochaltar. (Becker, Geschichte Pfarrei) Zurück
- Graf Adolf von Sayn bestätigte dem Altar noch 1564 die Freiheit für den Hof zu Altstadt zusammen mit 68 Morgen Ackerland (Stadtarchiv Hachenburg). Dieser wurde 1568 an den Schultheiß Henrich Brender verkauft, der ihn nach dem Tode des letzten Altaristen in Besitz nahm (Söhngen S. 230ff.). Zurück
- 1435 gab Koene Algin zum Heil ihrer Seele und der ihrer Eltern zu einem ewigen Jahrgedächnnis in der Bartholomäuskirche dem St. Johannes-Altar eine Wiese bei der Altstadt (Söhngen S. 227 und S. 345). Zurück
- Sie verfügte 1465 testamentarisch, dass künftige jede Woche auf dem St. Johannesaltar drei Messen für die Brüder und Schwestern der Priesterbruderschaft gelesen werden sollten, der sie auch ein Haus in Hachenburg vermachte. Dazu stiftete sie zwei Gulden aus dem Hof Dersse im Dadener Kirchspiel, damit der Johannesaltars während dieser drei Messen beleuchtet werden konnte (Söhngen S. 230f.). Zurück
- Er war als Kaplan der Priesterbruderschaft auch Vikar des St. Johannesaltars. Er bekam noch immer die Zinsen des im Jahr 1441 von der Stadt geliehenen Kapitals (Söhngen S. 44f., S. 234 und S. 237). Zurück
- 1578 ist Wilhelm Steinebach Vikar des Altars (Brommer, Inventar S. 58 Nr. 149), ebenso 1581 (Brommer, Inventar S. 60f. Nr. 153). Vgl. Söhngen S. 223ff.; S. 230ff. und S. 292; Gensicke, Geschichte S. 69. Zurück
- Söhngen S. 248. Zurück
- Söhngen S. 237. Zurück
- Söhngen S. 252. Zurück
- Söhngen S. 86. Zurück
- Johann und Gerhard von Bicken bestätigten 1428 die Stiftung des Altars durch ihren Vater Robin. Die von Bicken waren noch 1562 Patrone dieses Altars. Zurück
- Abschrift der Stiftungsurkunde im HHSTAW Abt. 342 Nr. 78. Söhngen S.222f. Zurück
- Das Dunderische Gut ertrug 18 Albus, eine Wiese bei Roelshardt 3 Albus, ein Garten bei Schropges Garten, der 1525 verbaut war, 7 Albus, das Haus des Johann von Hachenburg 18 Pfennige, das Haus des Goell Speyen 2 Albus 1 Pfennig. Der Abt von Marienstatt gab jährlich 2 Malter Korn. Ferner erhielet derAltar von den Gütern zu Steinebach 2 Albus, sowie eine Gans und ein Huhn und von einer Wiese in Gehlert 3 Albus Pacht. Hinzu kamen verschiedene Getreidelieferungen, Hühner, Einkünfte in Höhe von 4 Albus von den Wiesen bei Fischborn, dem Altar gehörten Wiesen bei St. Johannis, zu Winkelbach, zu Hibysch schere, uff der Landwerung, die 13 Albus ertrug, dann eine Wiese bei der Landwehr, da der path durch gehet, die 20 Albus einbrachte, 3 Morgen Land zu Winkelbach stößt uff die Dunerwissen sowie 1 ½ Morgen Land zu Winkelbach. Dem Liebfrauenaltar gehörten weiterhin vier Morgen Land uf dem gebück, 3 Morgen auf dem Stallberg, 2 ½ Morgen an dem Weg zu der Linden, 1 Morgen hinter den Linden, 1 Morgen zwischen der Linden, bei dem Hilgenstock am Weg nach Hattert 1 Morgen, 1 Morgen in den bischern zu Hattert, bei Heibs Schuir (wer diese Stück bestellte, musste 2 Hühner Pacht geben), Land am Pilgerborn, nah dem Hohweg, 1 ½ Morgen, den Rosenbaum aus Merzhausen bestellte. 2½ Morgen Heide daselbst, daneben noch 4 Morgen Heide. (Söhngen S. 236f.) Zurück
- Er übergab mit seiner Familie diesem Altar zwei Gulden von Gütern in Montabaur und Elkenroth (Struck, Cistercienserkloster Nr. 1320 und 1321). Zurück
- Söhngen S. 230ff. und S. 240ff.; Gensicke, Geschichte S. 69; Jäger, Einblicke S. 26. Zurück
- Am 15.4. hatte Hinrich Strombergh von Hachenburg, Kanoniker und Scholaster zu Bonn, dem Allerheiligenaltar in Marienstatt eine beachtliche Geldsumme vermacht, damit dort für seinen Seelenheil täglich eine Messe gelesen werden konnte. Sollte der Altar aus irgendeinem Grund nicht mehr benutzbar sein, sollen diese Messe am Liebfrauenaltar bzw. am St. Sebastiansaltar "in der Aldenstat" gelesen werden. (Struck, Cistercienserkloster Nr. 1142. Vgl. ebd. Nr. 1320). Zurück
- Becker, Geschichte Pfarrei. Zurück
- Söhngen S. 230ff, 234, 237, 240ff; Brommer, Inventar S. 25 Nr. 76; Gensicke, Geschichte S. 69. Zurück
- Struck, Cistercienserkloster Nr. 1142. Zurück
- Struck, Cistercienserkloster Nr. 1310. Zurück