Kirchliche Anfänge in Hachenburg
Das Kölner Erzbistum hatte seine Kirchenhoheit im 7. Jahrhundert in den Bereich der unteren Sieg ausgedehnt. Sein Einfluss erstreckte sich bis an die Nister östlich von Hachenburg. Dort grenzte der Kölner Stiftsbereich an den des Erzbistums Trier, das, von der mittleren Lahn kommend, den Raum bis zur Westerwaldhöhe und über Haiger bis über die Sieg hinaus kirchlich erfasst hatte.
Die Bartholomäuskirche war ursprünglich eine Tochter (Filiale) der Pfarrei Altenkirchen. Der Bezirk der dortigen Kirche dürfte sich im späten 8. oder frühen 9. Jahrhundert gebildet haben. Für eine so frühe Gründung spricht der bei den fränkischen Königen beliebte hl. Martin als Kirchenpatron.
Als Papst Innozenz II. am 31. März 1131 dem Kollegiatsstift zum hl. Cassius und Florentinus in Bonn seine Besitzungen bestätigte, werden darunter der Hof und die Kirche in Altenkirchen mit ihren vier zugehörigen Kapellen sowie gewisse Zehntrechte genannt. Gemeinhin zählt man zu den vier Kapellen die Bartholomäuskirche sowie die Kirchen in Kroppach und Alpenrod. Für diese Annahme spricht, dass dem Stift St. Cassius und Florentinus auch später noch der Zehnt in Hachenburg zustand.
Die Behauptung, die Bartholomäuskirche sei ursprünglich eine Tochter (Filiale) der Kirche zu Altenkirchen gewesen, ist nicht unbestritten. Das sog. Liber valoris ecclesiarum Colonienis Diocesis, ein in den Jahren 1310/1311 niedergeschriebenes Verzeichnis sämtlicher Pfarrkirchen des Erzbistums Köln und deren Einkünfte, lässt sich auch anders auslegen. Das Liber valoris gilt als Abschrift einer älteren Vorlage, die somit Zustände einer früheren Zeit widerspiegelt. In dem Codex werden die Einkünfte der hiesigen Kapelle mit 14 Mark, die der Kirche Altenkirchen lediglich mit etwas mehr als 8 Mark beziffert. Die Kirche Hachenburgs war also "größer". Es sei – so wird geschlussfolgert - kaum anzunehmen, dass eine Tochterkirche höhere Einkünfte verzeichne als eine Mutterkirche. Die Tatsache, dass die größere Bartholomäuskirche in dem oben genannten Schreiben Papst Innozenz‘ nicht selbst auftaucht, wird mit der Begründung abgetan, die Zehntrechte des Bonner Stiftes in Hachenburg seien erst später zugeteilt worden und folglich 1311 noch nicht vorhanden gewesen.
Das Bartholomäus-Patrozinium
Ob die Urkirche Hachenburgs schon in ihrer Frühzeit dem hl. Bartholomäus (aus Kana) geweiht war, ist unsicher. Das Bartholomäuspatrozinium ist erstmals für das Jahr 1393 belegt. Sollte dies aber der Fall sein, ist das Bartholomäuspatrozinium ein Zeichen dafür, dass eine kleine Kapelle bereits in der Karolingerzeit bestanden haben könnte. Der hl. Bartholomäus erfreute sich besonderer Verehrung unter den ostfränkischen Karolingern. König Ludwig der Deutsche (826-876) hatte Reliquien dieses Apostels erworben und ihm auch die Frankfurter Pfalzkapelle weihen lassen. Demnach hätte der Platz der Bartholomäuskapelle schon früh als Rast- und Etappenort auf der alten Straße zwischen Altenkirchen und dem ehemaligen Königshofen (beim heutigen Stein-Neukirch) und weiter nach Herborn gedient.
Hachenburg wird selbständige Pfarrei
Der Altenkirchener Priester (Pleban) Wirich unterschrieb am 27. Februar 1222 als Zeuge eine Urkunde des Kölner Erzbischofs Engelbert. Nach Gensicke ist er ohne Zweifel als der für Nister-Marienstatt zuständige Pfarrgeistliche anzusehen. Aus Hachenburg war lediglich Vogt Rorich der Kleine als Zeuge anwesend. Damals scheint die Bartholomäuskirche noch Filiale der Kirche in Altenkirchen gewesen zu sein.
Die Entwicklung zur selbständigen Pfarrei war wohl schon vollzogen, als im Mai 1270 in einer Urkunde Graf Gottfrieds I. von Sayn der Pleban Eckard (Eckardus) von Hachenburg neben dem Pleban Gottfried von Altenkirchen auftaucht.
Aus dieser Urkunde und dem Wortlaut des oben angesprochenen Liber valoris kann man also entnehmen, dass zum einen Mitte des 13. Jahrhunderts die Bartholomäuskirche die Pfarrkirche Hachenburgs war und diese, kaum 70 Jahre nach der Entstehung Hachenburgs, die mutmaßliche Mutterkirche Altenkirchen an Größe und Bedeutung bereits hinter sich gelassen hatte.
Im mittlerweile ummauerten Hachenburg befand sich vor 1311 eine kleine Kapelle, die damals wohl schon der hl. Jungfrau Katharina geweiht war, denn das Siegel, mit dem der Hachenburger Pastor Werner am 22. März 1311 eine Urkunde bekräftigte, zeigte bereits die hl. Katharina mit dem Rad in der linken und dem Schwert in der rechten Hand. Als Katharinenkirche (sente Katherinen kirchen) wird die Kapelle erstmals im Jahr 1372 bezeichnet. Dieses Gotteshaus wurde nur als Kapelle benutzt, zu den gewöhnlichen Gottesdiensten pilgerte die Gemeinde den schon früh befestigten Steinweg hinunter zur Bartholomäuskirche. Daran sollte sich bis 1656 nichts ändern.
Sowohl der Bartholomäuskirche als auch der Katharinenkapelle gelang es rasch, ansehnlichen Besitz und Einkünfte an sich zu binden. Das Vermögen beider Kirchen wurde 1372 und um 1400 von Geschworenen der Kirchen verwaltet, die schon 1393 zusätzlich als Baumeister der Kirchen, 1572 und 1621 als Kirchenmeister bezeichnet wurden.1
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.