Hachenburg im Westerwald

Geistliche Konvente in Hachenburg

Beginenniederlassung

Beginen tauchen in Hachenburg im Jahr 1293 auf. Damals erhielten die beiden Beginen Meyttildis und Greta von Polich von den Koblenzer Predigermönchen die Erlaubnis, deren Haus in Hachenburg zu benutzen. Das Haus war nach dem Tod einer gewissen Volkelinde frei geworden. Im Jahr 1311 wird die Begine Elisabeth in Hachenburg genannt. Sie war eine Tochter der Hedwig gen. Vogtin, die damals der Abtei Marienstatt ihr Haus in Hachenburg (Vogtshof) übergab.
Im Nekrolog der Abtei Marienstatt, das zwischen 1453 und 1509 entstand, werden drei Hachenburger Beginen genannt. Alheydis, die den Beinamen Bulsin führte, starb an einem 14. März, ohne dass ihr Todesjahr festgehalten wurde. Einer weiteren Begine mit dem Namen Alheydis gedachte man am 7. Oktober. Die Begine Crystina starb an einem 24. Dezember.
Das Haus (cloister) der Beginen wird nur einmal 1463/64 erwähnt. Es stand wohl in der Perlengasse an der Stelle, an der später das Pfarrhaus der reformierten Kirchengemeinde errichtet wurde. Im Jahr 1812 hatte man sich entschlossen, das alte, baufällige Gebäude abzubrechen. Ob es sich dabei noch um die Klostermauern oder bereits um einen »weltlichen« Nachfolgebau gehandelt hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Priesterbruderschaft - Liebfrauenbruderschaft

An der Bartholomäuskirche bestand wohl schon im 13. Jahrhundert eine Priesterbruderschaft, die sich später Broderschaft vnser lever Frauwen also Liebfrauenbruderschaft nannte. Erstmals in Hachenburger Urkunden erwähnt wird die Bruderschaft zo Hachenberg im Jahr 1417, als der Edelknecht Friedrich von Bracht sein Testament aufsetzte. Danach taucht sie immer wieder in Hachenburger Schriftzeugnissen auf.
Neben den Grafen gehörten zahlreiche Adlige und Geistliche der näheren und weiteren Umgebung Hachenburgs der Bruderschaft an. Auch Mitglieder vornehmer Hachenburger Familien waren vertreten, wie etwa die Stromberg, Scheppeler, Koch, Sneiseler, Goldershoben, Düyngman, Betzdorf, Pletzsch, die Horhusen, die Kremer und Helt u.a. Im 15. Jahrhundert waren fast alle Priester der oberen Grafschaft Mitglieder der Bruderschaft, auch hochgestellte Frauen konnten Mitglied werden.
Die Liebfrauenbruderschaft häufte mit den Jahren ein ansehnliches Vermögen an. Grundlage ihres Vermögens waren die aus dem Grundbesitz sprießenden Einkünfte, die wohl vornehmlich Schenkungen und privaten Stiftungen entstammten.
Der Bruderschaft stand ein Brudermeister (Provisor) vor, der die Güter und Geldeinkünfte verwaltete und regelmäßig darüber Rechnung ablegte. Gewöhnlich nahm der jeweilige Pfarrer in Hachenburg/Altstadt das Amt wahr. Im Jahr 1550 war Paul von Daden Brudermeister sowohl der Liebfrauen- als auch der St. Sebastiansbruderschaft.
Die Mitglieder der Bruderschaft kamen zweimal im Jahr zusammen. Üblicherweise traf man sich am Dienstag nach Jubilate (3. Sonntag nach Ostern) und am Dienstag nach dem Tag Mauricius (22. September). Die Versammlung wurde von einem Festessen beschlossen, das traditionell die Stadt finanzierte.
Die Bruderschaft kümmerte sich zunächst um Belange des Gottesdienstes, der Totenmessen, Jahrgedächtnisfeiern und der Almosensammlung. Zuweilen lieh sie auch Geld aus und beteiligte sich an traditionellen Essenseinladungen, die für das soziale Leben der Stadt wichtig waren. Wenn etwa der Pastor am Fronleichnamstag wie gewöhnlich den Grafen zum Essen einlud, konnte er dies aus seinen schmalen Einkünften nicht bestreiten. Die Bruderschaft griff ihm dann zusammen mit der Stadt finanziell unter die Arme. Auch wenn der Pfarrer traditionell am 25. April, dem St. Markustag, ein Gastmahl für die "Stadtprominenz" ausrichten wollte, oder der Bürgermeister am Pantalonstag [28. Juli] den Pfarrer zum Essen bat, beteiligte sich die Bruderschaft finanziell daran. Am Speer- und Kronentag (Freitag nach Quasimodo, dem 1. Sonntag nach Ostern) bekam der Oberförster (waldfurst) Geld aus der Bruderschaftskasse, um damit die Priester, Schöffen und den Rat zum Essen einladen zu können. Am Kirmestag erhielt jeder Priester, der Schulmeister und der Glöckner je einen Albus aus der Bruderschaftskasse.
Gelder der Bruderschaft wurden auch für wohltätige Zwecke gespendet. Die Armen der Stadt bekamen jedes Jahr Brot aus den Einkünften der Bruderschaft, das vom Kreyen gebacken wurde. Für seine Bemühungen gab man ihm zwei Paar Schuhe.
Die Liebfrauenbruderschaft hatte einen eigenen Altar in der Bartholomäuskirche, den St. Johannesaltar. Dieser wurde von einem bzw. zwei Altaristen (Kaplänen) versehen. Die Altaristen lasen dort Messen und kümmerten sich um den Schmuck und die Beleuchtung des Altars. Sie wurden dafür von der Bruderschaft bezahlt.
Mit der Reformation Hachenburgs 1560 wurde die Bruderschaft aufgelöst. Als letzter Altarist ist Wilhelm Steinebach überliefert. Die bisherigen Einkünfte der Bruderschaft wurden vom Grafen Adolf (reg. 1560-1568) in Besitz genommen, inventarisiert und über seinen Schultheißen städtischen Bedürfnissen zugewiesen. So war es vor allem die Stadt, die in den Genuss des Bruderschaftvermögens gelangte. Sie bestritt daraus u.a. die Besoldung der beiden Schulmeister. Der Graf ließ mit einem Teil der Bruderschaftsgelder 1584 die St. Nikolauskapelle im Schloss besser ausstatten. Auch Wilhelm Steinebach legte die Verwaltung seiner privaten Stiftung zugunsten der Ortsarmen 1564 in die Verantwortlichkeit des herrschaftlichen Schultheißen und der städtischen Schöffen.
Das Vermögen der ehemaligen Priesterbruderschaft taucht noch im 17. Jahrhundert unter der ursprünglichen Bezeichnung auf. 1566 ist es Brudermeister Peter Rab, 1588 Brudermeister Sauerteich, 1598 ein nicht namentlich genannter Brudermeister und 1607 Brudermeister Bernhart Pletsch (Pletz), die sich um die Abwicklung des Bruderschaftvermögens kümmerten. Im Jahr 1684 wird die Priesterbruderschaft zum letzten Mal offiziell erwähnt, als ein Teil ihres Vermögens für Glöcknergebühren verwendet wurde.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.