Hachenburg im Westerwald

Zur Geschichte der Hachenburger Post um 1800

Turn und Taxis in Nassauischer Zeit

Das taxische Postwesen blieb auch nach dem Ende des "Alten Reiches" 1806 in stark veränderter Form in seinem Kern erhalten. Für das nassauische Gebiet schloss der Fürst von Taxis im Jahr 1804 einen entsprechende Vertrag mit der Regierung in Weilburg und wahrte damit seine postalischen Rechte. Doch sein Monopol war dahin. Der Wiener Kongress 1815 beschloss in Artikel 17 der Bundesakte, dass Thurn und Taxis, im Besitz seiner Posten solange bleiben konnte, bis durch freie Übereinkunft anderweitige Verträge abgeschlossen werden.

Das taxissche Postgebiet umfasste seit 1819: Württemberg, die beiden Hessen und Nassau, den thüringischen Staat, die lippischen Fürstentümer, das oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld (seit 1817 bis 1837), Hohenzollern und die Freie Stadt Frankfurt am Main. Mit der Entstehung des Deutschen Reiches 1871 und der Verkündigung der verfassung trat das Gesetz über das Postwesen, das Posttaxwesen und die Postordnung der Reichspost in Kraft. Das Post und Telegraphenwesen unterstand damit ganz der Reichsgewalt.[Anm. 1]

Beförderung der Schloss-Post

Zur Zeit der Grafschaft Sayn Ende des 18. Jahrhunderts besorgte der Kanzleisekretär die Post, die von den Grafen bzw. den Verwaltungsstellen der Regierung zu befördern waren. Sie wurden unentgeltlich befördert. Der Sekretär trug die Zahl der zu befördernden Postsendungen in das Briefbuch ein, packte die Sendungen in eine Tasche und ließ sie zur Hachenburger Poststelle tragen. Auch die von dort ankommende Post wurde bei ihm gelagert und von den Adressaten abgeholt, er bescheinigte dann den Empfang im Briefbuch, Für diese Arbeit wurden ihm 10 Reichstalern reichlich belohnt.

Nach den Veränderungen im Postwesen wurde dies nun (1808) anders gehandhabt. Jetzt flossen alle herrschaftlichen Briefe und Pakete von der Regierung und Hofkammer (jetzt Forstamt), der Rentei, vom Amtskollegium sowie von den Ämtern Burbach, Neunkirchen und Schönberg in Hachenburg zusammen. Damit sei ein höherer Verwaltungsaufwand verbunden, der eigentlichen einen hauptamtlichen Poststellenleiter mit eigener Buchhalterei erfordere. Oft kämen Sendungen und Rechnungen, deren Herkunft und Bestimmung nicht eindeutig zu erkennen seient. Der Posthalter in der Stadt kümmere sich darum nicht, sondern reiche das Problem an den Regierungssekretär weiter. Er überreiche ihm zuweilen auch nur „unglimpfliche[r] mahnzetteln“, wenn etwas zu bezahlen war.[Anm. 2]

Die Post wurde normalerweise von einer Kanzleiperson gesammelt und in einem verschlossenen Paket in die Poststelle Hachenburg getragen würde. Da man um 1800 mit dem Hachenburger taxische Postexpeditor unzufrieden war, da er die Briefe und Pakete nicht richtig besorgte. Die Zuverlässigkeit der Post, damals offensichtlich bereits als mehr oder weniger selbstverständlich angesehen, lag aber zuweilen nicht in der Verantwortung des Posthalters. Vor allem im Winter waren die Straßen zuweilen unpassierbar. So klagte die Regierung am 17. Januar 1805, dass die Post vom kaiserlichen Reichsoberpostamt in Frankfurt mehrere Posttage hintereinander ausgeblieben sei. Schon im letzten Jahr sei diese „Unordnung“ schon einmal eingetreten.[Anm. 3] Wegen der Unzuverlässigkeit der Post ließ die Regierung eine Zeitlang (1808) die Briefe aus dem Schloss, in einem besonderen Paket verpackt und verschllossen, zusammen mit dem taxisschen Postpaket von dem normalen Boten nach Wahlrod befördern. Dieser Bote brachte von dort die für Hachenburg bestimmte Post und die für das Schloss bestimmte Postpakte auch wieder mit, wo sie dann verteilt wurde.[Anm. 4] Wenig später wurde die ganze Arbeit dem Posthalter aufgebürdet, der sich auch um das Inkasso von Porto und anderen Geldsendungen kümmern musste. Am 26. März 1808 wurde dem Wahlroder Postexpeditor Schmidt von der Regierung mitgeteilt, dass das herrschaftliche Paket zum 1. April dieses Jahres abgeschafft würde und alle Briefe und Pakete aus dem Schloss künftig von der Hachenburger Postexpedition mit der gewöhnlichen Post befördert und abgeholt wird. Gleichzeitig wird ab diesem Termin sämtliches Porto und alle Auslagen an die Hachenburger Postexpedition bezahlt.[Anm. 5]

Postboten

Als ein solcher Postbote war 1809 Herr Schliefer im Amt. Er machte offensichtlich nur Botengänge nach Wahlrod. Ihm wurde am 8. Mai 1810 von der Herzoglichen Regierung bedeutet, dass er keine Extra-Botengänge mehr auf Kosten der Landkasse machen dürfe. Er solle sich von denjenigen Personen bezahlen lassen, die ihn beauftragten. Diesen könne er mitteilen, dass sie ihre Rechnungen bei ihrer Behörde einreichen dürften.[Anm. 6]

Postillion Friedrich Keßler zu Hachenburg schrieb am 14.11.1810 an den Fürsten, er habe bereits seit 15 Jahren die Briefpost von Hachenburg nach Neuwied und zurück mit dem Pferd befördert. Für jeden Hin- und Rückritt seien ihm 2 Gulden 15 Kreuzer vergütet worden. Doch davon könne er sich und sein Pferd angesichts der so teuren zeiten nicht unterhalten. Er brauche für die Tour beinahe zwei Tage und eine Nacht. Obwohl er mit seinen Pferden mehrfach Pech gehabt hat, habe er doch durch seine und seiner Familie Anstrengung es geschafft, niemandem zur Last zu fallen. Doch jetzt bittet er um eine Beihilfe (Fourage) zum Futter seines Pferdes.[Anm. 7]

Chausseegeld für Postwagen um 1800

Das Ober-Post-Amt in Frankfurt zahlte Ende des 18. Jahrhunderts jährlich 60 Reichstaler Chauseegeld für den Postwagen, der wöchentlich die Frankfurter Straße benutzte. Dieser Betrag wurde von der Hachenburger Rentkasse vereinnahmt. Doch da die Straße in äußerst schlechten baulichem Zustand war, fragte man sich am 20.1.1800 bei der Regierung, ob das Geld noch mit gutem Gewissen genommen werden könne. (Bemerkung am Rande der Akte: Im Jahr 1795 ist das Geld zum letzen Mal bezahlt worden). Am 29.6.1802 wurde entschieden, das Chausseegeld rückwirkend nur mit 30 Reichstalern zu veranschlagen, da der Wagen nur wöchentlich verkehre, die Straße schlecht sei, und zudem ein Teil der Strecke wegen der Abtrennung des Bannes Maxsain eigentlich an die Herrschaft Neuwied zu zahlen sei. [Anm. 8]

Zustelltage um 1800

Vor 1799 ritt der Postbote nur zweimal wöchentlich nach Wahlrod, sonntags und donnerstags [Anm. Sonntags überbrachte er die abgehenden Briefe und holte die am Freitag zuvor angekommenen Postwagenpakete. Am Donnerstag fuhr er nach Wahlrod und holte dort sowohl die von Sonntag auf Montag als auch die an diesem Donnerstag angekommenen Briefe ab.[Anm. 9]

Seit 1799 ritt dieser Postbote wöchentlich fünfmal nach Wahlrod.[Anm. 10]

Diese Einrichtung war durch eine Regierungsresolution vom 6. August 1799 eigentlich auf die Dauer des Krieges beschränkt worden. Doch nachdem man beste Erfahrungen mit den vermehrten Zustelltagen gemacht hatte, wurde diese Einrichtung auch nach Kriegsende beibehalten.[Anm. 11].

Auch die mit der Neuwiedischen Post abgehenden und ankommenden Briefe wurden nach wie vor von dem taxischen Posthalter in Hachenburg unmittelbar besorgt.[Anm. 12]

Hachenburger Post Mitte des 19. Jahrhunderts

Knotenpunkt Wahlrod

Es verkehrte ein Wagen mit 6 Sitzplätzen im Inneren und einige Außenplätze. Sollten es mehr Reisende geben, wurde ein Beiwagen eingesetzt. Weitere Postverbindungen wurden mit dem Hinweis auf die schlechten Straßen vorerst abgelehnt. An den unhaltbaren Zuständen änderte dies wenig. Am 21 Juli 1847 hieß es immer noch, dass die Reisezeiten nach Neuwied, Koblenz, Rennerod, Weilburg, Herborn, Dillenburg und Siegen viel zu lange seien, zumal, wenn im Winter der Rhein bei Köln oder die Sieg bei Siegburg nur schlecht passierbar seien. Der Hachenburger Handels- und Gewerbestand forderte, eine direkte Postverbindung nach Dierdorf einzurichten, die Anschluss an die von dort nach Koblenz abgehenden Eil-Lokalwagen hätte. Außerdem sei eine Verbindung von Hachenburg über Rennerod nach Weilburg sinnvoll. Vorbedingung sei aber eine Verstärkung des Straßenbaus und die Verlegung der Fahrroute Köln – Limburg über Hachenburg.[Anm. 13]

Brief- und Paketpost über Wahlrod 1845

Der Hachenburger Postwagen verließ gegen 17 Uhr Hachenburg Richtung Wahlrod. Dort wurde die Post in den aus Köln kommenden Wagen umgeladen und nach Limburg transportiert. Normalerweise traf die Post dort frühmorgens ein und erreichte den Wagen, der um 5-6 Limburg Richtung Wiesbaden verließ und gegen 10-11 Uhr dort ankam. Im Winter verspätete sich der Wagen wegen der Schneemassen zuweilen, und erreicht in Limburg nur den 2. Wagen, der um 13 Uhr Limburg verließ und gegen 18-19 Uhr in Wiesbaden eintraf. Die Post schafft die 11 Meilen bis Wiesbaden also innerhalb von 16-17 Stunden.[Anm. 14]

Projekt: Postverbindung Hachenburg – Marienberg – Rennerod

In den Jahren 1848-1850 wurden auf Antrag der Stadt Hachenburg Pläne zu einer solche Fahrpostverbindung gefasst, um den Anschluss an den Raum Rennerod und seine weiterführenden Verbindungen zu bekommen. Der projektierte Weg über Kirburg, Ritzhausen, Niederrossbach durch die verschiedenen Orte und Gemarkungen wurde eruiert und vermessen. Man wollte eine Fahrpostverbindung schaffen, die Strecke wurde genau vermessen.[Anm. 15] Seit dem 18. Januar 1866 verließ die Personenpost Hachenburg um 6:45 Uhr. Wann Sie ankam bzw. wann sie zuvor Hachenburg verlassen hatte, wird nicht mitgeteilt.[Anm. 16]

Projekt: Postverbindung Hachenburg-Altenkirchen bzw. Burbach

Um der Stadt Hachenburg einstweilen bis zur möglichen späteren Einrichtung einer Fahrpost mit Verbindung an Dierdorf, Koblenz etc. zu verschaffen, überlegte die Postadministration im Jahr 1848, eine tägliche Botenpost zwischen Hachenburg und Altenkirchen zum Anschluss an den Postcurs zwischen Siegen und Ehrenbreitstein herzustellen. Voraussetzung war, dass der direkte Weg von Hachburg nach Altenkirchen auch im Winter von einem Fußboten gut und sicher passiert werden konnte. Da sich das Herzoglich Nassauischen Ober-Post-Amte nicht sicher war, forderte man das herzoglich nassauischen Amt zu Hachenburg auf, über die Beschaffenheit des Weges zu berichten. In der Antwort hieß es, der Weg sei bis zur Landesgrenze chaussiert und gut passierbar, die weiterführende Strecke sei allerdings noch ungebaut, und nicht in bestem Zustand. Zudem sei auf der Strecke kein Haus und kein Dorf in der Nähe anzutreffen.[Anm. 17]
Nach der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Deutz-Gießen im Jahr 1862 wurde die Personenpost Hachenburg-Altenkirchen aufgehoben und eine tägliche Personenpost zwischen Hachenburg und Au über Roth eingerichtet. Die Abfertigung erfolgte aus Hachenburg und 5 Uhr und aus Au um 20.30 Uhr. Die Beförderungszeit betrug 3 Stunden. Das Personengeld wurde nach dem Satz von 6 Silbergroschen pro Person und Meile erhoben.
Eine weitere Personenpost ging von Hachenburg über Neukirch nach Burbach und hatte dort Anschluss an die Eisenbahn Deutz-Gießen. Es war im Winter wie im Sommer wegen der schlechten Straße ein "schlimmer Kurs". Der letzte Postillion dieses Kurses war Christian Becker.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Vom Leben Land S.112; Struif, Zeitspuren S. 98. Zurück
  2. HHStAW Abt. 206 Nr. 496, Regierungssekretär Schwab berichtete am 27. Februar 1808 der herzoglichen Regierung über das Hachenburger Postwesen auf dem Schloss. Zurück
  3. HHStAW Abt. 206 Nr. 496. Zurück
  4. HHStAW Abt. 206 Nr. 496; Bericht vom 15.3.1808 (HHStAW Abt. 210 Nr. 7317. Zurück
  5. Hachenburg, den 26. März 1808, HHStAW Abt. 206 Nr. 496. Zurück
  6. HHSTA Wiesbaden Abt. 206 Nr. 496. Zurück
  7. HHSTA Wiesbaden Abt. 206 Nr. 496. Zurück
  8. HHSTAW Abt. 342 Nr. 592: Entrichtung von Chaussegeld für den von Frankfurt nach Köln durch Sayn-hachenburg fahrenden Postwagen durch die Kaiserliche Reichspost. 1796.1803. Zurück
  9. Bericht vom 21.3.1808, HHSTA Wiesbaden Abt. 210 Nr. 7317. Zurück
  10. Er ging sonntags, um die auf die oberländische und niederländische Posten gehenden Briefe und Pakete nach Wahlrod zu bringen. Dann ging er montags, um die gegen Mittag in Wahlrod eintreffenden oberländischen Briefe und Pakete abzuholen. Dienstag holte er die ankommenden Postwagenpakete ab. Donnerstags brachte er die auf die ober- und niederländischen Posten gehenden Briefe und Pakete nach Wahlrod und holte die an diesem Tag dort ankommenden ober – und niederländischen Briefe ab. Freitags beförderte er die angekommenen Postwagenpakte. Zurück
  11. Doch machte man sich in der Verwaltung des Schlosses Gedanken über die Kosten. Bei der nunmehr (1808) bestehenden regen Verbindung der hiesigen Behörden mit denen zu Weilburg und Wiesbaden - so hieß es - könnten diese Botengänge, die übrigens jeder 24 Kreuzer kosten und zur Hälfte aus der Rentkasse, zur anderen Hälfte aus der Landkasse bezahlt wurden, abgeschafft werden. (Bericht vom 21.3.1808, HHSTA Wiesbaden Abt. 210 Nr. 7317). Am 29.12.1810 wurden Pläne bei der Regierung in Ehrenbreitstein bekannt, die Botengänge am Dienstag und am Freitag einzustellen, da die Postwagenpakete mit den übrigen Briefen abgeholt werden könnten. Dadurch könne man pro Jahr eine Kostenersparnis in Höhe von 41 Gulden 36 Kreuzern erzielen (HHSTA Wiesbaden Abt. 210 Nr. 7317). Zurück
  12. Bericht vom 15.3.1808, HHSTA Wiesbaden Abt. 210 Nr. 7317. Zurück
  13. HHStAW Abt. 210 Nr. 7318. Zurück
  14. HHStAW Abt. 210 Nr. 7318 zum 21.7.1847. Zurück
  15. HHSTAW Abt. 224 Nr. 4688. Zurück
  16. Nass. Intelligenzblatt vom 25.1.1866 Zurück
  17. HHStAW Abt. 224 Nr. 4688. Zurück