Hachenburg im Westerwald

Längen-, Flächen und Hohlmaße

Hachenburger Maß

Das Vorhandensein eines "Hachenburger Maßes", das 1234 im Zusammenhang mit einem Malter Getreide genannt wurde,[Anm. 1] gilt allgemein als Beleg dafür, dass sich das damals noch junge Hachenburg bereits als überregionaler Marktort etabliert hatte. Dieses Hachenburger Getreidemaß wird danach noch mehrfach genannt, so etwa 1255,[Anm. 2] 1372,[Anm. 3] 1384,[Anm. 4] 1413,[Anm. 5] 1460[Anm. 6] und letztmalig 1543.[Anm. 7]
Das Hachenburger Maß galt aber nicht nur auf dem städtischen Markt, sondern wurde auch in anderen Orten verwendet. So galt 1362 in Rennerod Hachenburger Maß[Anm. 8] und 1488 in Alpenrod.[Anm. 9] Das Hachenburger Maß war bis Rückerodt (1344), Marienrachdorf (1474), Deesen (1531) und Herschbach (1490) gängig. Hachenburger Fruchtmaß ist in Alpenrod (1487), Büdingen (1372), Hellenhahn (um 1490 und 1662), Rennerod (1362) und Nauroth bei Gebhardshain (1508) anzutreffen. Nach Süden hin war es in der Grafschaft Diez zu Wörsdorf (1513) und Weidenhahn (1551) gebräuchlich. Auch in der Grafschaft Wied benutzte man Hachenburger Maß, so etwa in Rückeroth, Stahlhofen (1344/46), Dreifelden (1569) und in Brückrachdorf (1478). Gleiches gilt in der Herrschaft Isenburg, etwa in Marienrachdorf (1474), in Herschbach (1489) und Deesen (1531), in der auch nach 1664 unter kurtrierischer Herrschaft das Hachenburger Maß etwa in Herschbach, Marienrachdorf, Krümmel und Sessenhausen, Marienhausen, Maroth und Trierischhausen in Gebrauch blieb. Im Nordteil des Amtes Selters galt außer in Helferskirchen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Hachenburger Maß. Das Hachenburger Maß mit 12 großen Mesten war noch 1843 mit den „Bonnischen Accimaß“ identisch. Man kann demnach davon ausgehen, dass die Grafen von Sayn in jener frühen Zeit, als sie noch Vögte über Bonner Kirchengüter waren, bei der Gründung von Hachenburg das Bonner Maß "mitbrachten".[Anm. 10]

Längenmaße

Längen- und Entfernungsangaben werden in Hachenburger Schriftquellen nur selten gemacht.
Ein Seil für den Marktbrunnen sollte 1643/44 20 Klafter lang sein.[Anm. 11]
Der Schuh ist erstmals 1700 und 1732 als Längenmaß belegt.[Anm. 12]
Ein Bergmannsschacht, der 1757 in der Nähe der Ziegelhütte in die Erde getrieben wurde, wurde zwei Lachter und zwei Schuh tief ausgeführt.[Anm. 13] Das Lachter war ein im Bergbau übliches Längenmaß, mit dem meist Teufen, der Stollenvortrieb und die Größe von Grubenfeldern bestimmt wurden. Ein Lachter entsprach in etwa dem Maß, welches ein Mann mit ausgestreckten Armen umfassen konnte. Damit entsprach das Lachter ungefähr dem Klafter (ca. 1,8 m), war in der Regel aber etwas größer.
Im Jahr 1804 sollte eine Wasserleitung 6 Ruthen (s. unten Flächenmaße) lang und 3 Schuh tief in die Erde gebracht werden.[Anm. 14] 1822 wird die Ruthe in Hachenburg letztmals als Längenmaß verwendet.[Anm. 15]
Als 1875 das Pariser Urmeter in der internationalen Meterkonvention von siebzehn Staaten als universelles Längemaß angenommen wurde, wirkte sich diese Reform sehr schnell auch auf die Hachenburger Verhältnisse aus. Als der Bezirksprospektor Rehscheidt am 20. Juli 1877 Ergänzungen auf den Flurkarten der Gemarkung Hachenburg vornahm, versah er die Karte mit dem Vermerk: "Die bei der Berichtigung der neuen Straße eingetragenen Maße sind in Meter ausgedrückt".[Anm. 16]

Flächenmaße

Der Morgen als Flächenmaß ist 1430 das erste Mal überliefert.[Anm. 17] Er diente vor allem als Acker- und Wiesenmaß. 1573 wird die Größe einer Bitz mit 16 Ruten angegeben.[Anm. 18] 1578 werden Morgen und als Untereinheiten Ruten bzw. Viertel (seit 1433 häufig als Maß verwendet) verwendet.[Anm. 19]
Als man 1623/24 als Maßeinheit 91 Schuh neuer Fenster angab, dürfte damit eine Fläche angegeben worden sein. Noch 1756 wird die Größe eines Hofplatzes in Ruthen angegeben.[Anm. 20] 1753/54 wurden 12 Ruthen Mauer am Untertor repariert.[Anm. 21] Ob hier eine Länge oder eine Fläche gemeint ist, muss offen bleiben. In einem Verzeichnis der herrschaftlichen Domänen aus dem Jahr 1780 wird der Morgen das letzte Mal als Maßeinheit verwendet.[Anm. 22] Die Rute verschwindet 1834 als Flächenmaß aus den Hachenburger Schriftquellen.[Anm. 23]

Hohlmaße

1749/50 wurde Holz in Klafter gemessen.[Anm. 24] Klafter war also sowohl Längen- wie auch Raummaß. 1775 maß ein Klafter Brennholz 4 Schuh in der Länge und 4 Schuh in der Höhe.[Anm. 25] 1729/1730 wurde Holz auch in Gelachter, 1798 wieder in Klafter abgemessen.
Als 1796 auf dem Rotenberg ein "kaiserliches Holzmagazin" eingerichtet wurde, wurde das Holz in niederösterreichischem Maß gemessen, das Stroh in Bündeln zu 16 Rheinischen Pfund abgepackt. Ein niederösterreichisches Klafter entsprach 2/3 Hachenburger, drei niederösterreichische Klafter entsprachen zwei Hachenburgischen Klaftern. Um richtig abmessen zu können, händigte das K.K. Verpfleg-Amt dem damaligen Aufseher Gross ein geeichtes niederösterreichisches Klaftermaß aus.[Anm. 26]

Flüssigkeitsmaße

Wein wurde in Hachenburg in Fuder (erstmals 1222 belegt[Anm. 27]) und in Ohm (zuerst 1266[Anm. 28]) gemessen. Vom 15. bis 17. Jahrhundert wird überwiegend das Fuder, gelegentlich das Ohm und das Maß gebraucht. Das Fuder, auch als Getreidemaß verwendet, ist beim Wein eher als Volumen- denn als ein Mengenmaß anzusehen. Dies galt auch für das Ohm, das Viertel (taucht 1458 auf)[Anm. 29] und den Eimer (erstmals 1525 verwendet[Anm. 30]). Im 18. Jahrhundert ist das Fuder verschwunden, Wein wird 1654 in Quart und 1655 sowie 1729 in Maß[Anm. 31] gemessen.
Hachenburger Bier wurde seit 1325 in Ohm abgefüllt.[Anm. 32] Im Jahr 1470 schreibt die Herrschaft den Bierverkäufern vor, künftig nur das Wiedische Maß zu verwenden, wie dies von Alters her üblich sei.[Anm. 33] Die Maß galt noch im 17. Jahrhundert. 1625 wurde Bier in Fuder und Ohm gemessen,[Anm. 34] 1729/30 in Maß[Anm. 35] und danach (seit 1745) auch in Ohm und 1775 in Schoppen.[Anm. 36]
Branntweinmengen wurde im 17. Jahrhundert in Köpggen (Kopgen),[Anm. 37] 1729/30 auch in Schoppen angegeben.
Die Angaben zur Umrechnung dieser Maße gehen in der Literatur weit auseinander.[Anm. 38]

Getreidemaße

Bereits 1234 wurde das Korn in Malter gemessen,[Anm. 39] 1460 ist als Untereinheit das Sester überliefert.[Anm. 40] 1531 wird präzisiert, dass ein Malter Korn aus 6 Achtel (Echtell) bestand.[Anm. 41] Das „Echtel“ ist seit 1512 bekannt und war ein Holzgefäß, also ein Raummaß.[Anm. 42]
1671 wird Korn in der Nistermühle in Malter und Mesten gewogen, die nach Altenkirchener Maß geeicht waren.[Anm. 43] Die Meste wird 1791 noch einmal genannt, im Jahr 1800 wurde in Malter gemessen.[Anm. 44]
Hafer wurde dagegen in Scheffel (1354) bzw. in Mutten abgepackt. Um 1500 wurde der Hafer dann ebenfalls in Malter abgewogen, aber noch 1512 und 1543 ist das Echtel bekannt. Heu wurde 1512 in Seume (Simmer) gemessen,[Anm. 45] Nüsse und Bohnen wurden 1696 ebenfalls in Sümern abgewogen.
1674/75 wurden die Feldfrüchte auf dem Hachenburger Markt in sog. "Stadtmesten" (Fruchtmesten) abgewogen.[Anm. 46] Die uneinheitlichen Fruchtmaße blieben in dieser Form bis 1799 erhalten.

Andere Gewichteinheiten

Malz wurde 1512 in Säcken gemessen, Salz 1623/24 in Mesten, Nussöl war 1385 in Pfund zu bekommen, ebenso Wachs (1393). Das Pfund war auch Maßeinheit für das Glockenseil, das 1694/95 angeschafft wurde, ebenso für Gewichtsteine, Blei (1696/97), Kupfer (1779), Eisen (1729/39) und Tafelblech (1755/56). Blei wurde 1512 und 1740/41 aber auch in Zentnern angeboten, Eisen und Pflastersteine in Karren oder Wagen. [Anm. 47]
Brot wurde 1789 in Lot, Pfund und Quint aufgewogen. Ein Vier-Stüberweck wog 15 Lot, ein Acht-Stüber-Weißbrot 1 Pfund und 1 ½ Lot. Ein grobes Brot hatte 7 Pfund und 21 Lot zu wiegen.[Anm. 48] Der Schöffenbecher wog 1695 20 Lot.
Die Maßeinheit für Wolle war der Kleudt, Tuch wurde 1757/58 in Ellen gerechnet.
1769/70 wurde Fisch in Zentnern abgerechnet, 1792 wurde auf der Stadtwaage generell mit Zentnern gerechnet.[Anm. 49]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Struck, Cistercienserkloster Nr. 25 zum 28.12.1234. Zurück
  2. 20 Malter Korn Hachenburger Maß (Struck, Cistercienserkloster Nr. 45 zum4.6.1255. Zurück
  3. Eine Mutte Hafer Hachenburger Maß (Söhngen S. 221). Zurück
  4. 5 Scheffel Hafer, Hachenburger Maß (Struck, Cistercienserkloster Nr. 671 vom 12.9.1384). Zurück
  5. In einem Leihevertrag über einen Hof zu Kudelbach, versprach die Abtei Marienstatt den jährlichen Pachtbetrag in Form von Getreide nach Hachenburger Maß zu entrichten (Struck, Cistercienserkloster Nr. 805 zum 25.4.1413.) Zurück
  6. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1067 zum 12.11.1460. Zurück
  7. Brommer, Inventar S.32 Nr.95 zum 11.11.1543. Zurück
  8. Struck, Kollegiatsstifte Dietkirchen S. 327 Nr. 710. Zurück
  9. Struck, Georgenstift, S.570 Nr. 1269 und 1270. Zurück
  10. Die Einzelnachweise sind bei Gensicke, Geschichte S. 59 bzw. Gensicke, Stadt Montabaur S. 110 zu finden. Zurück
  11. Söhngen S. 87. Zurück
  12. HHStAW Abt. 342 Nr. 749 zum 21.5.1700; HHStAW Abt 154. Nr. 403 vom 30. Juli 1732. Zurück
  13. Söhngen S. 148 zum 1.5.1757. Zurück
  14. HHStAW Abt 154. Nr. 403 zum 28.6.1804. Zurück
  15. HHStAW Abt 224 Nr. 934 zum 28.10.1822. Zurück
  16. Stadtarchiv Hachenburg. Zurück
  17. Struck, Cistercienserkloster Nr. 862. Zurück
  18. Söhngen S. 248 zum 17.10.1573. Zurück
  19. Brommer, Inventar Nr. 149 und Nr. 150 zum 11.11.1578. Zurück
  20. HHStAW Abt. 340 Urkunden Nr. 14308a vom 1.6.1756. Zurück
  21. Söhngen S.144 zum 1.5.1757. Zurück
  22. HHStAW Abt. 151 Nr. 1314. Zurück
  23. Vom Leben S. 97. Zurück
  24. Söhngen S.140. Zurück
  25. Söhngen S.165. Zurück
  26. HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 4400. Zurück
  27. Struck, Cistercienserkloster Nr. 7 zum 27.2.1222. Zurück
  28. Struck, Cistercienserkloster Nr. 66 zu 1277. Zurück
  29. Brommer, Inventar S. 11 Nr. 37 zum 18.12.1458. Zurück
  30. Söhngen S. 236. Zurück
  31. Söhngen S. 95 und S. 128. Zurück
  32. Brommer, Inventar S.1 Nr. 2 zum 29.9.1325. Zurück
  33. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 fol. 3-21v. Zurück
  34. Söhngen S. 76 zum 1.5.1625. Zurück
  35. Söhngen S. 128. Zurück
  36. Söhngen S. 165. Zurück
  37. Söhngen S. 117 zum Jahr 1654/55. Zurück
  38. So soll eine Zuglast (entspricht einer Carrate) Wein 4 Ohm umfasst haben. Nach 1400 wurde die Zuglast (Stück) mit 7 Ohm gerechnet. Ein Ohm soll im Westerwald 80 Maß, ein Maß vier Schoppen (2 Liter) und ein Schoppen (1/2 Liter) vier Viertel (oder Mengelchen) enthalten haben. In Liter umgerechnet enthielt ein Ohm 150 Liter. Siehe dazu Hachenburger Löwe vom 29.8.1990; Hitzel, Chronik Haus Wilhemstraße S. 276f.; Vom Leben S.111; Vierbuchen, Landzoll S. 9. Zurück
  39. Struck, Cistercienserkloster Nr. 25 zum 28.12.1234. Zurück
  40. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1067 zum 12.11.1460. Zurück
  41. Söhngen S. 49. Zurück
  42. Söhngen S. 46. Zurück
  43. HHStAW Abt. 340 Nr. 1845b zum 13.3.1671. In Hachenburg wurde das Malter zu 12 Mesten gerechnet. Eine Meste entsprach 36 Pfund, ein Pfund hatte 12 Maß. (Vom Leben S.111). Zurück
  44. 1767 enthielt ein Karren Frucht 2 Malter, was 8 Zentnern entsprach (Vierbuchen, Landzoll S. 9). Zurück
  45. Söhngen S. 46f. und Brommer, Inventar S. 32 Nr. 95 zum 11.11.1543. Zurück
  46. Söhngen S. 103. Zurück
  47. Ein Karren Eisen entsprach 1767 ca. 12 Zentner(Vierbuchen, Landzoll S. 9). Zurück
  48. Söhngen S.331. Zurück
  49. Söhngen S.181. Zurück