Zur Geschichte von Heiligenroth
Heiligenroth gehörte wohl zu den Rodungsorten, die seit dem 10. Jahrhundert im Westerwald gegründet wurden.[Anm. 1] Als König Heinrich II. (1002-1024) im Jahr 1018 dem Trierer Erzstift bzw. der St. Florinskirche in Koblenz u.a. den Besitz um Montabaur schenkte, fiel auch das Gebiet um Heiligenroth unter die Herrschaft des Erzbischofs Poppo (1016-1047).[Anm. 2]
Erstmals ausdrücklich in einer Schriftquelle erwähnt wird der Ort kurz vor dem Jahr 1220. Bei der Aufzählung der erzbischöflichen Einkünfte im Bann Himbach (Humbach-Montabaur) im sog. Librum annalium,[Anm. 3] das um 1220 fertiggestellt wurde, heißt es zum Ort Hildigerode, dass die Bewohner 6 ½ Scheffel Hafer (modii avene) an das Amt in Montabaur zu liefern hatten.
Anfang des 13. Jahrhunderts verzeichnete Erzbischof Theoderich II. von Trier (1212-1242) seine Burgmannen zu Montabaur und deren Burglehen. Unter ihnen befand sich auch Gerhard von Dernbach, der zwei Hufen (mansis) Land bei Heiligenroth (Hildegerode) im Wert von 50 Kölner Mark als Burglehen trug.[Anm. 4] Im Jahr 1488 bezog das Amt Montabaur Einkünfte aus Heiligenroth.[Anm. 5]
Obwohl Heiligenroth zum Herrschaftsbereich der Trierer Erzbischöfe gehörte, hatten im Ort und in der Gemarkung zahlreiche Herren und Korporationen Einkünfte und Rechte. Als Inhaber von Zehntrechten in Heiligenroth sind zunächst das Stift St. Florin zu Koblenz zu nennen, die diese Zehntrechte immer wieder an andere Herren vergaben, so etwa 1462 an den Ritter Friedrich vom Stein und die Herren von Helfenstein[Anm. 6]. Eigenleute bzw. Leibeigene besaß in Heiligenroth im Jahr 1476 Cone von Reifenberg, die Grafen von Katzenelnbogen und die Grafen von Nassau,[Anm. 7] sowie 1529 die Grafen von Nassau und die Grafen von Königstein.[Anm. 8]. Als Inhaber von Gütern in Heiligenroth sind 1489 Landgraf Wilhelm III. von Hessen und die Grafen von Katzenelnbogen bezeugt.[Anm. 9]
Seit 1488 bildete Heiligenroth die 7. Zeche, eine Verwaltungseinheit, die im Amt und Gericht Montabaur eingeführt wurde, und je von einem Heimbürgen und Schultheiß geleitet wurde. Die Zeche Heiligenroth wird zwischen 1502 und 1803 genannt.[Anm. 10]
Als Heimbürgen in Heiligenroth sind bekannt:[Anm. 11]
1541 | Heintzgin |
1566 | Henne |
1584-1589 | Peter uf der Hobstat |
1597-1605 | Jost |
1624-1643 | Thomas Vetz |
1666 | Andres Greuß |
1694-1714 | Johannes Greiff |
1717-1733 | Jakob Roder (jun.) |
1733-1743 | Johan Adam Greiff |
1743-1456 | Hans Henrich Hild |
1757-1759 | Hans Adam Hild |
1760-1763 | Hans Henrich Hild |
1765-1791 | Johannes Greiff |
1792 | Johann Hannappel |
1803-1806 | Johann Jakob Knie |
Um 1812/1816 | Der Heimbürge Retig und Bürgermeister Kalbfleisch werden genannt |
Seit man Ende des 17. Jahrhunderts den alten Bann Montabaur im Sprachgebrauch in die Bannbezirke Wirges und Holler aufteilte, wurde Heiligenroth dem Bann Wirges zugerechnet.[Anm. 12]
Nach der Auflösung des Trierer Kurstaates gehörte Heiligenroth zwischen 1802 und 1866 zum Herzogtum Nassau. In nassauischer Zeit hat es eine Elementarschule in Heiligenroth gegeben.[Anm. 13] 1824 werden Dacharbeiten am Schulhaus zu Heiligenroth im Amt Montabaur erwähnt.[Anm. 14] Die 1955 erbaute zweiklassige Volksschule wurde 1986 zu einem Kindergarten umfunktioniert. In der alten Volksschule waren 1997 die gemeindeverwaltung, ein Jugendraum und eine Zweigstelle des Nassauischen Sprakasse untergebracht.[Anm. 15]
Nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch das Königreich Preußen im Jahr 1866 teilte Heiligenroth, die Geschicke der Amtsstadt Montabaur. Heute liegt Heiligenroth im Westerwaldkreis und gehört zur Verbandsgemeinde Montabaur.
Anmerkungen:
- Gensicke, Landesgeschichte S. 13. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 68 und S. 104. Zurück
- Beyer, Urkundenbuch 2 S. 423 Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 116 Nr. U3 wohl zwischen 1235 und 1242; Druck bei: Beyer, Urkundenbuch III. S. 421 Nr. 545. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 398 zitiert das Salbuch von 1589 (HHStA Wiesbaden Best. 116), dessen Eintrag zu Heiligenroth aber auf um 1488 zu datieren sei. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U vom Stein) oder an die Herren von Heddesdorf.
HHStA Wiesbaden Best. 121 Serie Heddesdorf 1-2. Zurück - HHStA Wiesbaden Best. 3036 Nr. HHStA Wiesbaden Abt. 170 I Nr. 1759. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 in Nr. B 248. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. E 14 G in Nr. 2/1. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 460. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 500 und HHStA Wiesbaden Best. 206 Nr. 282. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 459. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 234 Nr. 1160; ebd. Best. 211 Nr. 6124; ebd. Best. 404 Nr. 327. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 210 Nr. 2568. Zurück
- Hübner, Ortsgemeinden S. 51. Zurück