Von der Burg zum Kloster
Burg Herschbach
Heinrich-te-Poel-Straße/Burgstraße
Die Burg Herschbach wird 1320 erstmals erwähnt, als Ritter Ludwig von Hartenfels Erzbischof Balduin von Trier gestattete, den »Rodehove« bei Hartenfels und das Recht auf das Besthaupt von sieben Leuten, die unterhalb der Burg Herschbach wohnten, von einem gewissen Wederold einzulösen. In der Wasserburg standen mehrere Wirtschafts- und Wohngebäude. Im Jahr 1486 wurde das Tor von zwei Leiendeckern, Meister Leyrum und seinem Knecht, gedeckt. Die Burgbrücke wurde 1486 repariert und 1487 die Zugbrücke völlig erneuert. Im gleichen Jahr waren Arbeiten an der äußeren Brücke vor dem Schloss notwendig. Damals musste ein Zimmermann das Haus bei der Brücke vor dem Einsturz bewahren. Als der Pfandherr Landgraf Wilhelm II. von Hessen (1483-1509) im Jahr 1488 auf der Burg weilte, brach in seiner Kammer ein Brand aus. Im Inneren der Burg stand wohl auch das Haus, an dem 1488 der Zimmermann arbeitete. Es ist vielleicht jenes neue Haus, dass 1488 mit Stroh gedeckt wird. Auch das Brauhaus (Bruwehusz), das 1487 erneuert und 1490 neu gedeckt wurde, stand vielleicht im inneren Burghof.
Mitten durch den Weiher um die Burg machte der Zimmermann 1490 einen Plankenzaun. Unsicher bleibt, ob der Turm, in dem man nach dem Weistum von 1538 vor Zeiten einen Gefangenen führte, in der Burg gestanden hat. Die Erwähnung von Haus und Hofreite bei dem »Thorn« lässt die Möglichkeit offen, dass er zur Stadtbefestigung gehörte. Eine Mauer umgab 1486 und 1489 die Vorburg, in der die Ställe standen und wohl auch der lange Stall, der 1487 ein neues Strohdach erhielt. Die Jahreszahl »1563« an der Tür des Treppenturms im Innenhof deutete auf einen größeren Umbau hin. Offensichtlich war die mittelalterliche Wehrburg in ein wohnlicheres kleines Schloss umgebaut worden. Ein Bild von 1860 und die gründliche Beschreibung von Lotz zeigen, dass Bauarbeiten des 16. Jahrhunderts das äußere Bild der Burg geprägt hatten. 1698 wird am der Burg und der Kellerei gebaut.[Anm. 1] Im Jahr 1703 erfolgte eine Inspizierung der Festungswerke von Herschbach und Driedorf.[Anm. 2] Die Burg war 1873 noch von dem Burgweiher umgeben, über den eine Brücke mit zwei Bogen hinüberführte. Der rechteckige Hof war nicht völlig von den vier Flügeln umschlossen. Der kürzere hintere Flügel war nur ein schlichter Fachwerkbau. Der Hauptbau hatte auf der Hofseite eine Galerie, die auch durch den Treppenturm in der Ecke des Hofes zugänglich war, Zwanzig Fenster befanden sich zum Graben hin in den drei Stockwerken des Hauptbaus. Eine Brücke führte über den Graben zum rundbogigen Tor.
Burg und Schloss wurden von den Amtmännern, später von den Kellern bewohnt. Die Herrschaft hilet sich nicht so oft auf der Burg auf. Als Burggraf im Sinne von Hausverwalter wird 1623 Eberhard Linck genannt. Die Burg war zuletzt Sitz des Amtmannes, dann des nassauischen Rezepturbeamten. Sie diente danach als Oberförsterei, bis sie 1880 für baufällig erklärt und 1888 abgebrochen wurden. Der Waagweiher erinnert noch heute daran, dass Burg Herschbach eine Wasserburg gewesen ist, deren Gräben durch den Holzbach gespeist wurden.[Anm. 3]
Kloster Marienheim
Auf den Grundmauern der ehemaligen Burg Herschbach entstand das Kloster Marienheim. Im Jahr 1903 zogen »Arme Dienstmägde Jesu Christi« aus Dernbach in das Kloster ein. 1995 feierte das Kloster sein 100-jähriges Bestehen. Zeitweise als Alterssitz mit Landwirtschaftsbetrieb des Ordens genutzt, beherbergte das Gebäude auch den katholischen Kindergarten St. Anna. Im Jahr 2013 wurde das Kloster aufgegeben, die letzten Schwestern zogen weg. Seit 2015 befand sich im Gebäude eine Ausgabestelle der Westerwaldkreis-Tafel. Seit 2020 wird das historische Gebäude abgerissen, um an der Stelle eine Seniorenresidenz und Begegnungsstätte zu errichten.[Anm. 4]
Anmerkungen:
- HHStA Wiesbaden Best. 114 Nr. 28. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. K 1418. Zurück
- Gensicke, Herschbach S. 220; ebd. S. 220ff, zu den Burgmannen und ihren Besitzungen; Gensicke, Landesgeschichte S. 228; Schenkelberg/Himmerich S. 48ff. Vgl. Lotz, Baudenkmäler S. 228; Luthmer, Bau- und Kunstdenkmäler 5, S. 21-22 mit einem Grundriss der Burg. Zurück
- Vgl. ausführlich zum Klosterleben Schenkelberg/Himmerich S. 53ff. Zurück