Rückerother Juden
In Bezug auf Juden in Rückeroth ist zunächst festzuhalten, dass in Rückeroth zu keiner Zeit eine eigene jüdische Gemeine gebildet wurde. Stattdessen gehörten die Rückerother Juden zur jüdischen Gemeinde Selters, wo sich auch ihre Synagoge und ein jüdischer Friedhof befanden. In Selters ist der Aufenthalt von Juden erstmals für das 16. Jahrhundert nachweisbar, weshalb man davon ausgeht, dass sich in Rückeroth zuvor keine Juden befanden.
Der erste in Selters bezeugte Jude war „Adam der Jude zu Selters“. 1585 wurde er zusammen mit einer Gruppe von Männern gerügt, da sie den Kirchenzehnten – eine Form der Kirchensteuer – nicht bezahlt hatten. Im Jahre 1850 kauften 21 Judenfamilien das Haus des Juden Kustel Strauß I. und nutzen dies als erste Synagoge. Das Gebäude war von dort an Eigentum der jüdischen Kultusgemeinde.
In Rückeroth selbst sind Juden erstmals 1749 mit der Familie des Jud Schimen belegt. Obwohl sich seit 1805 im Kirchenspiel Rückeroth keine Juden mehr befanden, waren sie weiter in Rückeroth ansässig. 1817-1874 wurde aufgrund einer Vorschrift der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung in Wiesbaden – parallel zu den bisher bestehenden Kirchenbüchern – ein Zivilstandsregister eingeführt. Hier fanden sich nun auch die Namen der jüdischen Gemeindemitglieder.
Eine der am besten nachgewiesenen jüdischen Familien, war die Familie Schey Haium, die ab 1835 in Rückeroth wohnte. Sie musste allerdings ab 1841 aufgrund einer landesherrschaftlichen Anordnung ihren Namen in „Rückersberg“ ändern. Die Nachkommen dieser Familie lassen sich noch bis ins 20. Jahrhundert zurückverfolgen. So gelang es den Familienangehörigen während der Zeit des Nationalsozialismus – noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – nach Südafrika zu emigrieren. Lothar Rückersberg kehrte nach Ende des Krieges noch drei Mal in seine ehemalige Heimat zurück, bevor er schließlich im August 1996 in Kapstadt starb.