Raiffeisens Wirken in Weyerbusch (1845-1848)
Über Raiffeisens Tätigkeit in Mayen ist wenig bekannt, doch offenbar war die Regierung in Koblenz mit seiner Amtsführung zufrieden. Im Januar 1845 wurde er nämlich zum kommissarischen Bürgermeister von
Weyerbusch berufen und 1847 als Bürgermeister bestätigt. Als wichtigste Maßnahmen Raiffeisens in Weyerbusch gelten der Bau von Schulgebäuden, der Wegebau sowie die Gründung des später so genannten „Brodvereins“.
Am 23. September 1845 heiratete Raiffeisen seine Verlobte Emilie Storck, die Tochter eines Remagener Apothekers. Ein Jahr später kam ihr erstes Kind Amalie zur Welt.
Obwohl Raiffeisen sich gegen Zweifel und Widerstände durchsetzen musste, veranlasste er bereits im September 1845 den Bau einer Schule in Weyerbusch. In zwei weiteren Gemeinden der Bürgermeisterei, Maulsbach und Neitersen, ließ er ebenfalls Schulräume errichten. Eine umfassendere Bildung hielt Raiffeisen für wichtig, um die Lage der ländlichen Bevölkerung zu verbessern.
Im ersten Amtsjahr in Weyerbusch begann Raiffeisen mit einem weiteren Infrastrukturprojekt, das er an seinen späteren Wirkungsstätten fortsetzte: der Modernisierung und dem Ausbau der Rheinstraße. Dabei kam ihm das Wissen,
das er im Rahmen seiner Ausbildung bei der Armee über den Straßenbau erworben hatte, zugute. Aufgrund der
wirtschaftlichen Not diente die Verbesserung der bestehenden Straße auch der Arbeitsbeschaffung. Vor allem erleichterte sie den Bauern den Verkauf ihrer Waren. Nicht zuletzt wegen dieser zeitgenössischen Bedeutung wird die Verbindungsstraße zwischen Weyerbusch und Neuwied heute „Historische Raiffeisenstraße“ genannt.
Im Jahr 1846 fiel die Ernte in vielen Gebieten des Deutschen Bundes gering aus. Daher ließ die preußische
Regierung Mehl ausgeben und versorgte im September 1846 auch die Bürgermeisterei Weyerbusch. Raiffeisen gründete mit vermögenden Einwohnern den „Brodverein“. Das Mehl ließ dieser in einem eigens erbauten Backhaus verarbeiten. Dadurch konnte das Brot zu einem günstigen Preis abgegeben werden. Weniger Begüterte erhielten es gegen einen Schuldschein statt wie vorgesehen gegen Bargeld. Darüber hinaus verteilte Raiffeisen Saatgut an ärmere Gemeindemitglieder.
Zunächst tadelten Raiffeisens Vorgesetzte ihn für seine Eigenmächtigkeit. Die Erfahrungen waren jedoch positiv. Daher setzte ihn die Regierung an einer Stelle mit mehr Verantwortung ein, nämlich als Bürgermeister im nicht weit entfernten Flammersfeld mit 33 Ortschaften und ca. 5.000 Einwohnern.