Grabdenkmäler auf dem Kirchhof der Altstädter Bartholomeuskirche
Auf dem Kirchhof der ehemaligen Wehrkirche befinden sich einige Grabsteine aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Einige Gusseisenplatten sind für wenige Taler an einen Liebhaber verkauft worden, als die Gemeinde für dringende Reparaturen Geld benötigte.<ANM> Vom Leben S. 103.</ANM>
Elisabeth Schnabelius [Nr. 1]
An Wilhelm Friedrich Schnabelius erinnerte der Grabstein seiner jungen Frau Elisabeth, geb. Reineck, die am 8. März 1716 nach einjähriger Ehe bei der Geburt ihres Kindes starb. – Der Pfarrer war 1680 in Herborn geboren und starb 1756 in Diez.[Anm. 1]
Killian Bierbrauer [Nr. 3]
An der südliche Außenseite der St. Bartholomäuskirche finden sich am Querschiff kleinere Grabplatten, darunter (mit eindrucksvollem Totenkopf): "IM IAHR 1741 D(EM) 27. IANUARI IST KILLIAN BIERBRAUER IM H(ERRN) ENTSCHLAFFEN SEIN ALTER IST GEWESSEN 48 IAHR S(EIN) EHEWEYB IST ULLYAN CHADHARINA BIERBRAUERIN GEBORNE ALBURGERIN."[Anm. 2]
[Im Jahr 1743 den 27. Januar ist Kilian Bierbrauer entschlafen, 41 Jahre. Sein Weib ist Juliane Katharina Bierbrauer geb. Altburgerin].
Ernst Peter Rautz [Nr. 4]
Anno 1735, den 26. Januar ist Ernst Peter „RAUTZ D H“ [?] entschlafen, seines Alters 23 Jahre 3 Monate.
Johann Heinrich Leu [Nr. 6]
Verwitterter Grabstein "Johann Heinrich LEV" erstellte sein Begräbnis [Rest verwittert]
Anna Christina Zu [Nr. 7]
Anno 1698 den 10. Juli ist Anna Christina Zu geboren und mit Jakob Walles in die geschritten ... den 11. August 1726 wiederum und von der Welt geschieden den 6. Oktober.
Ursula Leuth [Nr. 9]
"Anno 1583 uf Sondag, den 21. January ist in Got verschieden die tugendsame Ursula, mein, Adam Leuthe zwete eheliche Hausfrau, der Gott Gt (=gnade)."
Die sehr begüterte Familie Leuth wurde ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges. Bis dahin nahmen sie in der Stadt viele Ehrenämter ein, wie Markt-, Kirchen-, Bürgermeister und Schultheiß. 1626 streckte Martin Leuth der Stadt die beträchtliche Summe von 300 Gulden vor, damit diese von den Kasierlichen geforderte Kontribution bezahlen konnte. – Adam Leuth vermachte den Armen sogar 421 Gulden und stiftetet 40 Gulden zum Morgengeläut.[Anm. 3]
Anastasius Kornzweig [Nr. 10]
"Anastasius Kornzwig v. Bacherach, S. Rath und Sekret., starb a. 2. Feb. an(n)o 1618. 29 Iar". Diese Inschrift steht im Mittelfeld des 50 Jahre vorher angefertigten Grabsteins für den Schwiegervater Jakob Brender.
Auf der ältesten Glocke (von Altstadt) ist der Name Kornzweig neben dem des Grafen Wilhelm von Sayn-Wittgenstein eingegossen. Etwa hundert Jahre hindurch hat die Familie Kornzweig in Hachenburg großes Ansehen genossen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) findet sich keine Spur mehr von ihr.[Anm. 4]
Lebrecht Magdeburg [Nr. 12]
Die Grabplatte aus Sandstein ist kaum mehr lesbar. Es handelt sich um Lebrecht Magdeburg, Fürstlich-Brandenburgisch-Ansbacher-Burggräflich-Kirchbergischer Sekretär, war der Stammvater einer Familie, die durch Generationen hindurch hohe Beamte in Hachenburg stellte.[Anm. 5]
Zu entziffern ist: "... Elisabeth ... LCH ... TIANEN ... EB ... Hertzlich ... GELIEBTEN DOCHTER DES EDLEN HERRN HERBEN LEBRECHT MAGDEBURG ... ERSTLICH BRANDEN ... ANBACHISCHEN ... RGGREFLICH ... KIRCHE ... GEMEINSCH..."
Gerhard Breitscheidt [Nr. 13]
Gerhard Breitscheidt anno Domini 1616, den 21. Februarii ist in Got entschlafen. – Er war 1597 und 1605 Bürgermeister der Stadt Hachenburg. Das sehr vermögende Geschlecht tritt nach dem 30jährigen Krieg nicht mehr in Erscheinung.[Anm. 6]
Thomas Eraes [Nr. 14]
Quadratisch im Grundgriss gestalteter Grabstein mit einem Urnenaufsatz. Thomas Eraes war ein junger Schmied aus der englischen Grafschaft Carmathen in Südwales, der bei der britisch-nassauischen Eisengewerkschaft im Nisterhammer tätig war und hier im Alter von 21 Jahren am 27. Juli 1842. Die beiden Seiten der Stele enthalten eine deutsche und eine englische Inschrift.
Louise Altgeld [Nr. 15]
Louise Altgeld, Pfarrerstochter, geb. am 14. November 1780, gestorben am 12. August 1783. Auf dem Grabstein der Spruch: "Aus Güte gab mir Gott mein irdisch Leben, aus Weisheit nahm er es zurück [mir dasselbe]".[Anm. 7]
Maria Christina Menschel [Nr. 16]
Hier ruht Maria Christina Menschel, eine der Töchter weiland Herr Johann Hecktor Menschels, Bürger und Handeslmann in Frankfurt am Main, welche den 18. Dezember 1778 von dort kam, ihre Schwester, die Frau Haushofmeister GURELIN [?] ... welin [?] zu besuchen, ankam und den 19. Dezember an einem Schlagfuß ihr Leben hierselbst endigte, ihres Alters 24 Jahre und 3 Monate.
Albertine von Grün [Nr. 17]
Das Grabmahl der Albertine von Grün (1749-1792) wird von einem eingemeißelten Totenkopf gekrönt. Dank einer vom Verein für ländliche Wohlfahrtspflege veranlassten Renovierung (1929) ist auch die Inschrift des Gedenksteins noch lesbar: Hier schlummert einer frohen Auferstehung entgegen der Leichnam der Hochwohlgeborenen Fraeulein Albertine Grün. Sie ward geboren den 11ten Octobris 1749 und starb den 12ten May 1792 in der Mitte ihres thaetigen menschenfreundlichen Lebens. An ihrem 200. Todestag wurde der mittlerweile stark verwitterte Grabstein durch eine davor liegende Marmortafel ergänzt, die Steinmetzmeister Sedone der Stadt Hachenburg als Geschenk überließ. Die offizielle Feierstunde zum Gedenktag fand im Beustschen Haus statt.[Anm. 8]
Marie Wilhelmine von Grün [Nr. 18]
Stark verwittert und durch Fußtritte abgenutzte Grabplatte im Boden: Grabplatte der Marie ... Wilhelmine von Grün, geb. am 16. Dezember 1750, gestorben ... 1800.
Johann Christian Otgen [Nr. 19]
Die Grabplatte liegt auf dem Boden: Johann Christian Orgen geb. 1704, gestorben 27. November 1760. "Sein Text war Röm. II V.8."
Wilhelm Anton Orth [Nr. 20]
Wilhelm Anton Orth, herzoglich-nassauischer Kirchenrat, seit 1778 Hofprediger in Hachenburg, dann Pfarrer in Altstadt, wo er 1827 starb.[Anm. 9]
Theodor Friedrich Stöckicht [Nr. 21]
Theodor Friedrich Stöckicht, 1792 in Braubach geboren, Pfarrer in Merenberg und Haiger, dann in Altstadt von 1842 bis zu seinem Tode am 2. April 1856.[Anm. 10] An der Seite: Hier ruht Amalie Louise Sophia Stöckicht, geborene "Heve" [?], geborne 1807, gestorben 1848 [?]
Wilhelmine Hachfeld [Nr. 22]
Wilhelmine Hahfeld, geborene Hofmann, geboren in Nister am 13. Mai 1854, gestorben am 19. Februar 1887.
Theodor Mencke [Nr. 24]
Hier ruhet in Gott unser lieber Gatte und Vater Theodor Mencke, Pfarrer zu Altstadt, geboren 14. Februar 1829 in Fleisbach, gestorben 3. Februar 1898 zu Altstadt.
Wilhelm Schardt [Nr. 25]
Dekan i.R. Wilhelm Schardt, geboren 19. Juni 1867, gestorben 29, Dezember 1935.
Christian Schütz [Nr. 26]
Christian Schütz, geboren 1768 in Herborn, Pfarrer in Herborn und Bicken, dann Altstadt von 1827 bis zu seinem Tode am 11. November 1841.[Anm. 11]
Elisabeth Grün
"Anno MDCLXIX (1669) den 19. September ist die edle, viel ehr- und tugendreiche Frau Elisabeth Grün im herrn entschlafen d(eren) S(eele) G(ott) g(nade). – Unser keiner lebt sich selber "
Elisabeth Grün geb. Elbers und Margaretha Elisabeth
"AO 1675, den 21. März ist die edle ehr- und tugendreiche Frau Elisabeth Elbers, Hausfrau des Herrn Johann Wilhelm Grün, Landschultheiß zu Hachenburg, im Kindbett selig entschlafen, ihres Alters 32 Jahre und 8 Tag."[Anm. 12] Ihr Ehemann ließ dazu in Stein meißeln: "Ein Weib soll selig werden durch Kinderzeugen so sie bleibet im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samdt der Zucht". Margaretha Elisabeth, das Töchterchen, überlebte die Mutter nicht lange. Sie starb im Alter von 36 Wochen, wie der Inschrift auf der Grabplatte mit Wappen und Wappenhelm zu entnehmen ist.[Anm. 13]
Johann Wilhelm Grün
1809 kaufte für je vier Kronen der Mahlmüller auf der Hirtscheid gusseiserne Grabplatten aus der Altstädter Kirche, darunter eine mit der Inschrift: "Anno 1697, den 31. August ist der hochedle und hochgelehrte Herr Johannes Wilhelmus Grün, gewesener hochfürstlich Hadamarischer und hochgräflich Limburgischer Rath und amtsverwalter, in dem herrn selig entschlafen, seines Alters gewesen 55 Jahr Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Offb. 14, 13."[Anm. 14]
Franz Marselis
Die lateinische Inschrift auf dem Marmorgrabstein, geschmückt mit den Wappen der Eltern und Großeltern: von Marselis, van Pamo, Cuyck und Banning, lautet übertragen: "Hier ruht der sehr tapfere und edle Jüngling Franciscus Marselis, ein Amstel-Bataver (= Holländer), zweiter Offizier einer Reiterschwadron, der hier während seines Kriegsdienstes bei der belgischen Föderation in Deutschland einer der größten Hoffnungen seines Vaterlandes, zu früh vom Tod dahingerafft wurde am 13. März 1745. Du. Der du vorüber kommst, erbitte Friede und Gnade "
(In den österreichischen Erbfolgekriegen standen die Holländer auf Seiten Österreichs gegen den König Friedirch d. Gr. von Preußen, der am 4. Juli 1745 bei Hohenfriedberg den Sieg errang.).[Anm. 15]
Jacob Brender
Jakob Brender war 1556 Schultheiß in Hachenburg. Dessen Sohn Heinrich hat dem Grafen eine große Summe geliehen und dafür den Wedumshof des St. Johannesaltars bekommen, der mit der Reformation an die Grafen von Sayn gefallen war. Das Gut hieß seitdem "Brendershof": Jakob war ebenfalls reich und einflussreich. 1591 heiratete der Sekretär des Grafen, Anastasius Kornzweig, eine Brenderstochter. Die Grabinschrift für diesen Schwiegersohn kam in das Mittelfeld des Brenderschen Grabsteins.[Anm. 16]
Pfarrer Breuer
Vom 10. Juni 1910 bis 19. Februar 1911 besuchte die evangelische Kirchengemeinde Altstadt den Gottesdienst in der Schlosskirche, da in diesen 8 Monaten die Altstädter Kirche gründlich renoviert wurde. Beim Heben der Dielen, auf denen die Frauenbänke standen, wurde eine Sandsteinplatte gefunden mit der Inschrift: "Hier ruht der hochwürdige, hochgelahrte Gerhardus Breier von Altenkirchen, Pastor zu Hachenburg, starb 18. Juni 1568, dem Gott gnad..." Leider wurde die Platte von der Arbeitern zerstört. Pfarrer Breuer war wohl der letzte katholische und erste evangelische Pfarrer in Hachenburg.[Anm. 17]
Wilhelm Ludwig Freudenberg
"Conjugi Optimo", dem besten Ehemann, gestiftet von seiner "Moesta Vidua" – der tief betrübten Witwe, und den "Lugentes Liberi", den trauernden Kindern. Wilhelm Ludwig starb im Alter von 58 Jahren am 9. Oktober 1756.[Anm. 18]
Clara Hedwig Wirth
"Hier liegt begraben die weyland hochedele und tugendhafte Frau Clara Hedwig Wirthsin geb. Müllerin, des hochgräflich Kirchberg-Sayn-Hachenburgischen Kammerrates Herr Johann Hermann Wirths gewesene herzgeliebteste Ehegenossin, geboren 17.7.1689, ehelich eingesegnet 22.1.1715, gestorben den 7. August 1729. – Der von ihr selbst gewählte Leichentext ist gewesen Psalm 73 Verse 25 und 26: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde. Die früh verstorbene war fromm und gottesfürchtig, liebreich und getreu ihrem Ehemann, gegen die armen gutartig, freundlich, bescheiden gegen jedermann "[Anm. 19]
Anna Christina Walles
AN(N)O 1698 D(EN) 10. IULI ANNA CHRISTINA Z(UR) W(ELT) GEBOHREN UND MIT IACOB WALLES IN D(IE) H(EILIGE) EHE GESCHRITTEN D(EN) II. AUGUST 1726 [Anm. 20]
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.
Anmerkungen:
- Heinrichs, Vom Leben S. 108. Zurück
- Struif, Zeitspuren S. 9. Zurück
- Vom Leben S. 107. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 107. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 107. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 105 Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 108. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 103; INFORM 5.6.1992 Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 108. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 108. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 108. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 106. Zurück
- Struif, Zeitspuren S. 8. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 106. Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S. 105-108. Zurück
- Vom Leben S. 105; Struif, Zeitspuren S. 8. Zurück
- Römheld, Kirchengemeinde S.94. Zurück
- Zurück
- Heinrichs, Vom Leben S.108. Zurück
- Struif, Zeitspuren S. 9. Zurück