Streithausen im Westerwald

Der Hof Idelberg - der heutige Kellershof in Streithausen

Der Kellershof heute[Bild: Stefan Grathoff]

Der Hof Idelberg wird erstmals im Jahr 1300 genannt[Anm. 1] Damals versicherten Kraft von Greifenstein und sein Sohn Robert sowie Gerhard von Reifenstein und Ehefrau Agnes dem Kloster Marienstatt, auf alle Ansprüche auf Güter, die sie und ihre Vorfahren - die Edelherren von Nister - dem Kloster übereignet hatten, zu verzcihten. Ausgenommen blieben Zehnt- und Haferabgaben, die ihnen vom Klosterhof Idelberg (Yuelberch) zustanden. Im 15. Jahrhundert kaufte das Kloster dann etliche Abgaben zurück, die sie verschiedenen Herren aus den Einkünften des Hofes überlassen hatten: 1415 von Wilhelm von Kobernstein[Anm. 2], 1431 von Dietrich Bertram von Herschbach[Anm. 3], 1447 von Engelbrecht von Langenbach[Anm. 4], 1492 von denen von Imhausen[Anm. 5] und 1463 von denen von Seelbach.[Anm. 6]

Im Jahr1428 übereignete Meckel, Tochter des verstorbenen Godart von Kudelbach, dem Kloster Ländereien um Idelberg und Kudelbach.[Anm. 7] Ebenso schenkte Godart Hoffmann von Hachenburg 1435 ein Stück Land »an dem Erlescheyde obent dem Kalckoven« bei Idelberg.[Anm. 8] Auch die Ländereien des Hofes Kudelbach, der zwischen dem Kellershof und der Nister stand und heute verschwunden ist, wurde bis zum 16. Jahrhundert dem Kloster Marienstatt veräußert und mit den Gütern des Kellershofes zusammengelegt.

Der erste 1456 namentlich genannte Einwohner des Hofes ist Henne von Idelberg. Er tritt als Zeuge in einem Kaufvertrag zwischen dem Kloster und Gerhard von Bicken über den großen und kleinen Zehnten zu Streithausen auf.[Anm. 9] Er dürfte der Verwalter auf Idelberg gewesen sein. Im Nekrolog des Klosters Marienstatt ist vermerkt, dass etwa um 1450 ein Jakob Hofmeister war und die Hofmägde Deylg, Karrysam und Hadewigis verstorben waren.[Anm. 10]

Aus einem Verzeichnis des Hofes, das am 12. Oktober 1457 angefertigt wurde[Anm. 11], lässt sich der Umfang der Landwirtschaft, des Viehbestandes und des am Hof beschäftigten Personals erkennen:
An Vieh war vorhanden: 311 Schafe, 26 Kühe, 18 Rinder, 8 Kälber, 20 junge Schweine, 8 Ferkel, 10 Pferde, 2 Fohlen, 20 Hühner, 3 Bienenstöcke und 4 Hunde.
An Hausrat und Werkzeugen wurden aufgelistet: 4 eiserne Töpfe, 3 Pfannen, 3 Kessel, 3 Hacken, 5 Greife, 1 Schaufel, 4 Heugabel, 2 Beile, 1 Haken, 2 Wagen mit Geschirr, 2 Pflüge mit Geschirr, 2 Bremsketten, 1 Bindekette und 2 Wannen.
Bei den Feldfrüchten hieß es, der Hafer sei nicht gedroschen, von der Gerste seien bereits 8 Malter an das Kloster geliefert worden, der Rest sei noch zu dreschen. Das bereits gedroschene Korn sei ebenfalls an das Kloster geliefert worden, im Hof stünden noch 26 Wagen Heu.
Beschäftigt wurden: 4 Ackerknechte, 2 Kuhhirten, 2 Schäfer, jeweils 1 Schweine-, 1 Fohlen- und 1 Kälberhirt, 2 Viehmägde sowie zwei weitere Bedienstete in der Küche und im Haus.
Die stattliche Menge an Vieh und Personal lassen auf eine beachtliche Größe des Hofes schließen. Er scheint zu dieser Zeit vom Kloster selbst bewirtschaftet worden zu sein. Für einen verpachteten Hof hätte man im laufenden Jahr kein solches Verzeichnis anfertigen lassen, auch wäre das Korn wohl in einer Partie an das Kloster geliefert worden.

Noch heute gehören landwirtschaftliche Flächen zum Kellershof[Bild: Stefan Grathoff]

Doch Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der Hof nicht mehr vom Kloster selbst bewirtschaft, sondern war an Pächter ausgegeben. Eine erste Verpachtung ist aus dem Jahr 1530 bekannt. Der Hof kam für 7 Jahre an Heynchen von Kroppach, seine Frau Trine und ihren Sohn Johan. Die Pacht, die alljährlich zu Martini (11. November) abzuliefern war, betrug 4 ½ Malter Korn, 4 ½ Malter Gerste, 8 Malter Hafer, dazu 2 Hühner, 1 Osterbrot, 1 Hammel zu Fronleichnam, 50 Eier sowie 2 Quart Butter. Der Pächter hatte zwei Wagenladungen Holz für die Küche vom Nauberg holen und 2 Wagen Schanzen (Reisig) ins Backhaus bringen. Er hatte auch den Zehnten aus Atzelgift abzuholen und in die Klosterscheune zu fahren. Er musste Wein vom Rhein holen und 2 Wagen Heu aus der Hellwiese ins Kloster fahren. Später übernahm Heynchens Sohn Johann den Hof.

Im Jahr 1563 ist als nächster Pächter Johann Giller mit Ehefrau Else verbürgt, Sein Vertrag sollte über 14 Jahre laufen.[Anm. 12] Ihnen folgten 1596 Thiel Giller mit Ehefrau und Sohn, 1669 eine Pachtgemeinschaft und 1677 dann Henrich Rick als Hofpächter. Mehrere Vertreter der Familie Rick blieben bis etwa zum Jahr 1761 als Pächter auf dem Hof. Den Rick folgte 1768 Franciscus Stüpperich und ab 1775 Bernhard Christian und Ehefrau Anna Maria. Der Pachtvertrag mit den Christians wurde mehrfach verlängert, sie blieben bis 1803 auf dem Hof.[Anm. 13]

Anfang des Jahres 1804 wurde Michael Güngerich Pächer des Hofgutes. Er erwies sich aber als wenig zuverlässig und kam u.a. mit den Pachtzahlungen in Verzug. Im Jahr 1807 mussten er und seine Familie den Hof verlassen. Ihnen folgte als Pächter Christian Wolf, der den Hof wieder in Ordnung brachte. Doch dann erreichte der Krieg gegen Napoleon Bonaparte auch Streithausen. Christian bat im Dezember 1813 um Pachtnachlass, da russische Truppen, die durchs Land gezogen waren, den Hof heimgesucht und Branntwein, Lebensmittel sowie Futter für die Pferde im Wert von 300 Gulden entwendet hätten. Kurze Zeit später verstarb Christian Wolf.

Ab 1819 pachteten die Eheleute Lang aus Streithausen den Hof. Als Gerhard Lang um 1860 verstarb, übernahmen seine Witwe und dann sein Sohn Peter Joseph bis 1903 den Hof. Nach Ablauf der Pacht wurde der Kellershof dem jetzt zum Musterhof erklärten Kleeberger Hof vor Hachenburg zugeteilt. Unter der Regie des Kleeberger Hofes wurde der Kellershof erneut verpachtet.[Anm. 14]

Anmerkungen:

  1. Struck, Cistercienserkloster Nr. 196 und 197. Zurück
  2. Struck, Cistercienserkloster Nr. 812. Zurück
  3. Struck, Cistercienserkloster Nr. 868. Zurück
  4. Struck, Cistercienserkloster Nr. 956. Zurück
  5. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1345 Zurück
  6. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1096. Zurück
  7. Struck, Cistercienserkloster Nr. 853. Zurück
  8. Struck, Cistercienserkloster Nr. 881 Zurück
  9. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1021. Zurück
  10. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1410/VI 23 und VII 18. Zurück
  11. Struck, Cistercienserkloster Nr. 1037. Zurück
  12. HHStA Wiesbaden Abt.342 Nr. 935. Zurück
  13. Alle Angaben aus: HHStA Wiesbaden Abt. 342 Nr. 935. Zurück
  14. Weitere Informationen zum Kellershof und seine Pächtern bei Trautmann, Kellershof Zurück