Die Kempfsmühle
Ende des Jahres 1827 stellte Peter Zimmermann aus Nister den Antrag bei der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung in Wiesbaden, auf der »Hartwiese« in Streithausen einen Drahtzug mit drei Feinscheiben und einem Grobzug erbauen zu dürfen. Trotz der Bedenken der Gemeinde und beteiligter Regierungstellen hinsichtlich der finanziellen Verhältnisse des Peter Zimmermanns und der wirtschaftlichen Erfolgaussichten eines zusätzlichen Drahtzuges neben dem Nisterer und Limbacher Drahtzug, wurde das Vorhaben am 28. August 1828 genehmigt. Peter Zimmermann errichtet im Jahr 1829 ein Haus und nahm den Drahtzug in Betrieb. Doch wie befürchtet, lohnte sich der Betrieb wirtschaftlich nicht. Bereits 1831/32 musste Zimmermann Konkurs anmelden.
Jakob Kempf erwarb den Drahtzug am 16. Oktober 1833 aus der Konkursmasse und baute das Anwesen in eine Mahl- und Ölmühle um. Doch er verstarb 1835. Seine Witwe Veronika Kempf führte das Unternehmen weiter und brachte es zu einigem Wohlstand. Doch auch sie verstarb 1849 und hinterließ das Unternehmen ihrem ältesten Sohn Johannes Kempf. Dieser führte die Mühle und die zugehörige Landwirtschaft weiter. Johannes, der lange Jahre Bürgermeister von Streithausen war, starb 1892. Den Betrieb übernahm Johann Baldus, der Ehemann von Johannes Tochter Pauline. Johann Baldus wurde ebenfalls Bürgermeister der Gemeinde.
Im Jahr 1893 wurde die heutige Brücke über die Nister erbaut. Bis dahin konnte man die Mühle lediglich über eine Furt erreichen, die in der Verlängerung des heutigen Mühlenweges durch die Kleine Nister führte.
Johann Baldus starb 1908. Sein Sohn Josef Baldus hatte bereits im Jahr 1906 das elterliche Anwesen übernommen und führte die Wirtschaft weiter. Er folgte auch in der Tradition der Streithäuser Bürgermeister, die von der Kempfsmühle kamen.
Im Jahr 1918 installierte Baldus zunächst eine Stromversorgung für den Eigenbedarf, um ein Jahr später auch die Gemeinden Streithausen und Atzelgift mit Strom von der Kempfsmühle zu beliefern. Wegen des steigenden Stromverbrauchs und der zu geringen Wasserkraft der Kleinen Nister schloss die Gemeinde dann 1928 mit der »Coblenzer Straßenbahngesellschaft« einen Vertrag, der die Versorgung der Gemeinde Streithausen und der Mühle mit elektrischem Strom sicherstellte. Die Mühle konnte jetzt die Wasserkraft der Kleinen Nister wieder für ihren eigentlichen Zweck nutzen. Am Mühlenbau wurde eine Brennholzkreissäge installiert.
Nach etlichen Todesfällen in der Familie, tragische Unfälle und Opfer im 2. Weltkrieg, konnte der Mühlenbetrieb nicht mehr in der gewohnten Form aufrecht erhalten werden. Seit 1954 wurde die Mühle zeitweise als Fremdenpension genutzt.[Anm. 1] Die ehemalige Kempfsmühle steht heute noch inmitten eines modernen Wohnensembles.
Anmerkungen:
- Leyendecker, Kempfsmühle. Zurück