Zur Geschichte von Vielbach
Der Ort Vielbach bei Selters soll im Jahr 1315 erstmals als Villebach genannt worden sein. [Anm. 1] Vielbach dürfte aber ohnehin älter sein. Ob Vielbach zu den Orten gehört, die als sog. »-bach-Orte« bis zum 6. Jahrhundert gegründet wurden,[Anm. 2] lässt sich nicht sagen. Im Weistum der Rechte des Bannes Maxsain, das in die Zeit um 1277 datiert wird, wird ein Hof in Vielbach (Villebag) bereits erwähnt. Er dürfte als mutmaßliche Keimzelle des Ortes schon länger bestanden haben. Die Hofleute mussten eine halbe Mark Pfennige nach Maxsain liefern: vorter der hoff vonn villebag do gibt ein halff marck pfennige....[Anm. 3] Der Bann Maxsain, der wohl aus Laurenburger Erbe an die Grafen von Sponheim kamm, war eng mit der Grundherrschaft Nordhofen-Vielbach verbunden.[Anm. 4]
Der Ortsname änderte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach. So wurde der Ort 1362 als Villibach, 1466 als Vyllebach, 1492 als Vilbach, 1521 als Filbach bezeichnet. Im Jahr 1563 erscheint zum ersten Mal die heutige Schreibweise Vielbach. Doch auch später wurde der Ortsname immer wieder einmal anders geschrieben.
Während der Bann Maxsain aus dem Sponheimer Erbe an die Grafen von Sayn fiel, hatten in Vielbach neben den Grafen von Sayn auch die Grafen von Nassau herrschaftliche Rechte. Von ihnen trugen bereits im Jahr 1332 die Mant von Limbach einen Hof zu Lehen. Am 16. August 1422 bestätigen die Brüder Johann Mant und Mant von Limbach, dass sie von den Grafen Johann, Engelbrecht und Johann zu Nassau die Hälfte des Hofes zu Vielbach als Mannlehen erhalten haben.[Anm. 5] Auch am 6. Januar 1517 bestätigte Johann Mant von Limbach, dass er von Graf Wilhelm von Nassau u.a. mit dem Hof zu Vielbach belehnt worden sei.[Anm. 6] Weitere Anteile am Hof standen 1590 den Grafen von Sayn zu. Sie waren offensichtlich zeitweise an die Herren von Scheidt genannt Weschpfennig vergeben.[Anm. 7] Die Bedeutung der Grafen von Sayn im Ort wird dadurch betont, dass im Jahr 1466 Vielbach zum Amt Sayn gerechnet wurde.[Anm. 8]. Im Jahr 1493 war das trierische Gericht Niederlahnstein Oberhof für Vielbach.[Anm. 9], d.h. die Vielbacher konnten sich zu Rechtsauskünften an das dortige Gericht wenden.
Den (ganzen?) Hof in Vielbach traten die Herren von Nassau-Dillenburg im Jahr 1585 an die Grafen von Wied abtrat. Er blieb auch unter den Grafen von Wied (Wied-Neuwied) weiter Lehen der Mant von Limbach.[Anm. 10]
Auch andere Herren bezogen Einkünfte aus Vielbach, darunter die Herren von Helfenstein. Die von Helfenstein verfügten im Jahr 1463 über Rechte in der Grundherrschaft Nordhofen-Vielbach.[Anm. 11] Am 5. Februar 1533 bestätigte Johann Hilgen gegenüber Johann von Helfenstein, dass er eine Rente von drei Malter Hafer zu Vielbach, 10 ½ Albus, drei Gänse im Wert von neun Albus und acht Hühner in der Weise innehat, wie sein verstorbener Vater Richard Hilgen diese zu Lehen getragen hatte.[Anm. 12] Am 18. Januar 1503 setzten Johann, Herr zu Helfenstein und zu Sporkenburg und seine Ehefrau Veronika u.a. den Hof zu Vielbach als Pfand bei einem Kaufgeschäft ein.[Anm. 13] Auch Heinrich von Kleeburg, Abt des Klosters Marienstatt, scheint Rechte in Vielbach gehabt zu haben.[Anm. 14] Im Jahr 1653/1663 befreite die Gräfin Johannette von Sayn-Wittgenstein einige Güter des Hermann Dillenberg zu Fischbach und Betzdorf von Diensten und Renten und bestätigt ihm den Kauf eines Gutes zu Vielbach.[Anm. 15]
Mehrere Herren verfügten in Vielbach über Eigenleute, Leute also, die in Vielbach lebten, aber nicht dem Ortsherren, sondern ihrem Leibherrn zu Abgaben und Diensten verpflichtet waren. So tauschte am 29. Dezember 1466 Johann von Scheven, Keller zu Montabaur, namens des Erzbischofs Johann II. von Trier (amtierte 1456-1503) mit Junker Heiderich von Limbach, Amtmann zu Sayn, namens des Grafen Gerhard II. von Sayn (1420-1493) Hörige zu Vielbach (Vyllebach) gegen solche zu Selters.[Anm. 16] Am 21. Dezember 1492 tauschte Gerlach der ältere, Herr zu Isenburg und Grenzau (1443-1501) mit Johann Mant von Limbach, Amtmann des Grafen Gerhard von Sayn in der Grafschaft Sayn, Leibeigene zu Herschbach gegen solche zu Vielbach (Vilbach).[Anm. 17] Auch Wilhelm von Isenburg, Herr zu Grenzau (1502-1525) tauschte am 23. Februar 1508 mit Graf Johann IV. von Sayn, Herrn zu Homburg (1506-1529), über dessen Amtmann, Johann Mant von Limbach, Hörige zu Selters gegen solche zu Vielbach.[Anm. 18] Schließlich tauschte am 23. November 1521 Johann Merßbach, Kellner zu Montabaur, namens des Erzbischofs Richard von Trier (amtierte 1511-1531) mit Johann Mant von Limbach, Amtmann der Grafschaft Sayn, u.a. auch Hörige zu Vielbach (Filbach) gegen solche zu Zürbach.[Anm. 19]
Der Zehnte in Vielbach stand bis zum Ende des Trierer Kurstaates Anfang des 19. Jahrhunderts den Herren von St. Florin in Koblenz zu. Die Stiftsherren hatten Teile des Zehnten verpachtet. u.a. an die Herren von Heddesdorf.[Anm. 20] Zeitweise hatte das Florinstift der Gemeinde Vielbach den Großen und den Kleinen Blutzehnt in Vielbach verpfändet.[Anm. 21] Zentrechte in Vielbach hatten Mitte des 15. Jahrhunderts auch die Hilchen von Lorch.[Anm. 22]
Unter den Grafen von Wied-Neuwied war Vielbach zwischen 1760 und 1806 dem Amt Grenzhausen zugeordnet. Als die Grafschaft Wied Anfang des 19. Jahrhunderts an das Herzogtum Nassau kam, gehörte Vielbach ab 1806 zum Amt Selters. Nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde Nassau vom Königreich Preußen annektiert. Vielbach gehörte seit 1867 zum Unterwesterwaldkreis, als Teil des Landes Rheinlandpfalz ab 1945 zum Unterwesterwaldkreis bzw. ab 1974 zum Westerwaldkreis. Seit 1972 gehört die Ortsgemeinde Vielbach der Verbandsgemeinde Selters an.[Anm. 23]
In Vielbach bestanden 1598 32 Haushaltungen mit 246 Einwohner, 1826 lebten 281 Einwohner im Ort, 1892 waren es 331 Menschen. Im Jahr 1982 zählte Vielbach 475 Einwohner.[Anm. 24]
Die Vielbacher betrieben überwiegend Land- und Viehwirtschaft. Da die Erträge oft nicht ausreichten, um die Familie zu ernähren, mussten die sie weiteren Tätigkeiten nachgehen. Im Jahr 1814 gab es in Vielbach drei Wirte und je einen Schuster, Schneider, Pottaschenbrenner und Krämer, 1828 gab es je zwei Schneider, Wirte und Schuhmacher sowie je einen Branntweinbrenner, Schmied, Krämer, Leinweber, Mahlmüller, Sattler, Schlosser und Wagner. Andere Männer waren in den Betrieben des Kannenbäckerlandes und in den benachbarten Tongruben beschäftigt.[Anm. 25]
Die Mühle in Vielbach
Die Grafen von Wied hatten in Vielbach schon vor 1504 und bis zum Ende der Grafschaft eine Bannmühle. Als am 11. August 1504 Irrungen zwischen Graf Gerhard von Sayn und Johan Graf zu Wied, Herr zu Isenburg und Runkel geschlichtet wurden, heißt es zur Vielbacher Mühle, der Schaden an der Mühle müsse begutachtet werden, es sei zu prüfen, ob die neue Mühle zu dicht gesetzt worden sei.[Anm. 26] Es gab demnach eine alte und eine neue Mühle, die unmittelbar nebeneinander standen Die Bannmühle musste u.a. von den Bewohnern von Mogendorf, Nordhofen, Vielbach und Quirnbach zum Mahlen ihres Getreides genutzt werden. Die Geschichte der Vielbacher Mühlen ist von Adolf Blümke ausführlich erforscht worden, und kann hier[Anm. 27] nachgelesen werden.
Weitere Nachrichten zur Geschichte Vielbachs
- Im Jahr 1328 wurde der Kandidat der evangelischen Theologie, Friedrich Wilhelm Buchsieb von Vielbach, Amt Selters, geprüft (HHStA Wiesbaden Best. 211 Nr. 12760 Deperditum).
- Im Jahr 1849 versuchte der cand. pharm. Ludwig Held aus Vielbach, Amt Selters, um Erlaubnis nach, eine Apotheke in Niederlahnstein gründen zu dürfen (HHStA Wiesbaden Best. 405 Nr. 2573).
- 1818: Errichtung eines gemeinsamen Spritzenhauses mit benachbarten Gemeinden, Anschaffung einer Feuerspritze.
- 1830/31: Errichtung eines neuen Schulhauses.
- 1895: Die alte Brunnenleitung wird durch eine Hochdruckwasserleitung ersetzt.
- 1899: Gründung des Obst- und Gartenbauvereins.
- 1912: Bau der Turnhalle.
- 1917: Vielbach wird an die Stromversorgung angeschlossen.
- 1938: Anlage des Dorfplatzes.
- 1939: Bau des gemeindeeigenen Schwimmbades. Die Anlage wurde 1957 umfassend erneuert.
- 1955: Gründung des Frauenchors.
- 1959/60: Bau des Sportplatzes.
- Ostern 1965: Schließung der Vielbacher Volksschule.
- 1966 Bau der Friedhofshalle.
- 1974: Bau der Gemeindehalle. Sie wurde 2013 saniert.
- 1987: Einführung des Gemeindewappens
Quelle: [Anm. 28]
Nachweise
Verfasser: Stefan Grathoff
Literatur:
- Hellmuth Gensicke, Landesgeschichte [Literaturverzeichnis]
- Hellmuth Gensicke, Bann Maxsain [Literaturverzeichnis]
- Alexander Markovic, Verbandsgemeinde [Literaturverzeichnis]
Webadressen:
- Offizielle Website der Gemeinde Vielbach: www.vielbach.de
Erstellt am: 16.12.2020
Anmerkungen:
- Der Historiker Gensicke gibt dabei zu bedenken, dass es sich bei diesem Villebach vielleicht um eine Wüstung im wiedischen Zehntbereich nördlich vom Saynbach und dem Weidenhahner Bach gehandelt haben könnte. Graf Wilhelm von Wied hatte im Jahr 1404 die Zehnten zu Wölferlingen, Opperlingen, Vilbach und Duenberg als Lehen vergeben. Der Zehnte in Vielbach stand aber größtenteils dem Stift St. Florin zu Koblenz zu. Wied sei am Zehnten nicht beteiligt gewesen. Siehe Gensicke, Bann S. 273. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 11. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. U 10067; Gensicke, Landesgeschichte S. 168 und 456. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 157. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 1035. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 170 Nr. U 2990. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. U 13647 a zum 24. Mai 1590. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 402. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 465. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. Z 4542; ebd. Z 1082-1084 zur Zeit zwischen 1581 und 1750. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 157 und 214. Zurück
- LHA Koblenz Best. 54 H Urkunden 1295 Zurück
- LHA Koblenz Best. 53C025 Urkunde 1876. Zurück
- Götsch, Vielbacher Mühle, ohne Quellenangabe. Zurück
- LHA Koblenz Best. 30 Urkunden 7703. Zurück
- LHA Koblenz Best. 30 Urkunde 6274. Zurück
- LHA Koblenz Best. 30 Urkunde 7105. Zurück
- LHA Koblenz Best. 30 Urkunde 7172. Zurück
- LHA Koblenz Best. 30 Urkunden 6566. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 121 Serie Heddesdorf 1-2 zu 1362 bis 1750. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 338 Nr. U 12 zu 1569, 1669 und 1760. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 233. Zurück
- HHStA Wiesbaden Bestand 338 Vorwort. Zurück
- Markovic, Verbandsgemeinde S. 133. Zurück
- www.vielbach.de und Markovic, Verbandsgemeinde S. 133. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. U 12375 a und ebd. Nr. U 13265a. Zurück
- Link, eingesehen am 16.12.2020. Zurück
- Markovic, Verbandsgemeinde S. 133f. und Homepage der Gemeinde (aus der Schulchronik), Zurück