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.1.3.1 Die Familie Reuter

Wie bereits erwähnt, ist der Name der Stadt Morro Reuter darauf zurückzuführen, dass sie von Hügeln umgeben war und dass dort Phillip Gustav (Felipe Gustavo auf Portugiesisch) Reuter und seiner Familie wohnte und in den 1930er Jahren ein Geschäfts- und Gasthaus besaßen. Diese Informationen lassen sich jedoch nicht überprüfen. Auch ist nichts Weiteres darüber bekannt. Ältere Einwohner der Stadt erinnerten sich auf Nachfrage, dass ihre Eltern von der Familie Reuter und dem Gasthaus, das sie besaßen, sprachen. Niemand scheint jedoch zu wissen, was mit ihnen geschah, nachdem sie ihr Land in Morro Reuter verkauft hatten, was um 1945 geschah. Das Einzige, was mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wird, ist, dass die Zeit der Familie in Morro Reuter kurz, aber bedeutend genug war, um die Stadt nach ihr zu benennen. [Anm. 1]

Auf den Websites MyHeritage und FamilySearch wurden weitere Informationen über Phillip Gustav Reuter gesucht: Demzufolge wurde er am 1. Juli 1883 in Picada Verão geboren, das damals zu São Leopoldo gehörte. Es wird auf den Websites ebenfalls berichtet, dass er am 27. September 1907 Amalia Ries in Sapiranga (zu dieser Zeit zu São Leopoldo gehörte) heiratete. Amalia (deren Mädchenname Ries war) wurde am 14. Februar 1892 in Picada São Jacó geboren, das ebenfalls zur Gemeinde São Leopoldo gehört, und starb am 15. Dezember 1958 in Três Irmãos, heute Teil der Stadt Santo Antônio da Patrulha. Das Paar hatte fünf Kinder: Leo Reuter (geb. 21. März 1908; gest. 18. März 1978); Erna Müller (geb. Reuter am 22. August 1909; gest. 13. Juni 1983); Willi Reuter (geb. 27. April 1919; gest. 13. Juli 2004); Hilda Küchler (deren Geburts- und Sterbedaten unbekannt sind); und einen fünften Sohn, dessen Name allerdings nicht gefunden werden konnte.

Auf den Websites wird auch berichtet, dass Phillip Gustav 1909 nach Rochedo und 1911 nach Batingueira (damals ein Teil von Santo Antônio da Patrulha) gezogen war. Er starb am 6. August 1949 mit 66 Jahren in Batingueira. Die Evangelisch-lutherische Gemeinde von Igrejinha hat auf Nachfrage die Richtigkeit dieser Informationen bestätigt (vgl. Abbildung 2). [Anm. 2]

Abbildung 2 - Sterbeurkunde von Phillip Gustav Reuter
Der Autor (2024).

Wegen des Datums des Umzugs ergibt sich die Hypothese, dass er die letzten 38 Jahre seines Lebens an diesem Ort gelebt hat. Deshalb ist es notwendig, die folgenden Fragen zu stellen: Wenn die Familie in Batingueira lebte, warum hatten sie in den 1930er Jahren ein Geschäfts- und Gasthaus in Morro Reuter? Die Entfernung zwischen den beiden Städten ist groß und zu der damaligen Zeit war der Transport schwieriger. Wie ist dieses Handelshaus entstanden? Warum diese Region? Wie sind sie von Batingueira nach Morro Reuter gekommen? Verbrachten sie ihre Nächte in ihrem Gasthaus oder fuhren sie jeden Tag nach Batingueira zurück? Bisher konnten keine Antworten auf diese Fragen gefunden werden, dies wird aber weiterhin angestrebt.

Bei der Recherche zur Genealogie von Phillip Gustav Reuter wurde über die Webseiten MyHeritage und FamilySearch festgestellt, dass er der Sohn von Johann Joseph Reuter (geb. 11. November 1840 in Weiskirchen, heute Merzig-Wadern, Saarland) und Clara Reuter (geb. Lauer in Boppard, Rheinland-Pfalz) war. Sie heirateten am 22. Oktober 1868 in Dois Irmãos, damals ein Teil von São Leopoldo. Außer Phillip hatten Johann und Clara drei weitere Kinder: Jakob Reuter (geb. 1874 in Picada Verão; gest. 1911 in Sapiranga), Josefine Scherer (geb. Reuter 1877 in Picada Verão; gest. 1926 in Igrejinha) und Amália Ludwig (geb. Reuter 1888 in Picada Verão; gest. 1946 in Taquara).

Wie man sehen kann, wurde Johann Joseph Reuter im deutschen Weiskirchen (zur Zeit der Auswanderung zu Preußen gehörig) geboren. Er wanderte am 5. März 1862 zusammen mit seinem Vater Gottfried Reuter (geb. 10. November 1804, in Weiskirchen, Saarland) und zwei weiteren Geschwistern, Angela Reinehr (geb. Reuter, 20. Februar 1838) und Nicolaus Reuter (geb. 25. Mai 1848) nach Brasilien aus. Die Familie Reuter ließ sich nach ihrer Ankunft in Dois Irmãos, einem damaligen Teil von São Leopoldo, nieder. [Anm. 3] Abbildung 3 zeigt den Taufeintrag von Johann Reuter in Weiskirchen.

Abbildung 3 - Taufeintrag von Johann Reuter
Bistumsarchiv Trier Abt. 72 Weiskirchen Kb 4, S. 32.

Die Familien- und Kirchenbücher des Bistums Trier bestätigen die Angaben der Webseiten. Laut dieser Quelle war Gottfried Reuter mit Catharina Reuter (geb. Behles, 19. September 1807, in Weiskirchen, Saarland) verheiratet. Zur Zeit der Auswanderung war Gottfried Reuter Witwer, weil Catharina am 22. August 1857 in Weiskirchen gestorben war. Abbildung 4 zeigt den Heiratseintrag von Gottfried Reuter und Catharina Behles, und Abbildung 5 zeigt den Sterbeeintrag von Catharina Reuter.

Abbildung 4 - Heiratseintrag von Gottfried Reuter und Catharina Behles
Bistumsarchiv Trier Abt. 72 Weiskirchen Kb 6, S. 46.

Abbildung 5 - Sterbeeintrag von Catharina Reuter
Bistumsarchiv Trier Abt. 72 Weiskirchen Kb 9, S. 41.

Zwei weitere Kinder von Gottfried und Catharina Reuter blieben in Deutschland zurück: Susana (geb. 19. Juli 1935 und gestorben 21. Januar 1841 in Weiskirchen) und Barbara (geboren am 16. Oktober 1844 und gestorben am 3. Dezember 1846 in Weiskirchen). Eine weitere Tochter, Catharina (geb. 25. Dezember 1832 in Weiskirchen) wanderte nach Brasilien aus, allerdings vermutlich allein vor oder nach ihrer Familie. Über ihre Auswanderung gibt es keine Aufzeichnungen.

Laut den Familienbüchern des Bistums Trier beantragt Gottfried Reuter die Auswanderung nach Brasilien, weil sein Grundbesitz hier zu gering ist, um seine Familie darauf zu ernähren und dessen Verwertung ihm so viel Mittel biete, sich in Brasilien eine bessere Existenz zu gründen. [Anm. 4]

Der Ortsteil Weiskirchen gehört neben den Ortsteilen Konfeld, Rappweiler-Zwalbach, Thailen und Weierweiler zur Gemeinde Weiskirchen. Die Gemeinde ist Teil des Landkreises Merzig-Wadern und liegt in der Mittelgebirgslandschaft des Schwarzwälder Hochwaldes auf einer Höhe von 300 bis 700 Metern über dem Meeresspiegel. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt 33,6 km², und derzeit leben dort etwa 6.430 Einwohner. [Anm. 5] Der Ortsteil Weiskirchen hat jedoch mit derzeit 2.446 Einwohnern und liegt im nördlichen Saarland am Südhang des Schwarzwälder Hochwaldes (360 – 700 m. ü NN). [Anm. 6]

Allerdings hat sich die Gemeinde seit der Zeit von Gottfried Reuter stark verändert. Um 1846, als die Familie Reuter nach Brasilien auswanderte, hatte Weiskirchen nur eine Kirche, eine Schule, 152 Wohnhäuser, 440 männliche und 434 weibliche Bewohner, davon 865 katholisch und 9 evangelisch. [Anm. 7]

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Verfasser:

Tafarel Schmitt

Bundeskanzler-Stipendiat 2023/2024 / Unterstützt von Alexander von Humboldt Stiftung

 

Erstellt am: 28.03.2024

Anmerkungen:

  1. Ramminger at al, 2016, S. 121. Zurück
  2. Übersetzung ins Deutsche: „Erklärung: Wir erklären für die richtigen Zwecke und Wirkungen, dass Herr Phillip Gustav Reuter, am 01.07.1883 in Picada Verão gebar, Sohn von João (Johann) Reuter und Clara Reuter, am 27.09.1907 in Sapiranga mit Amalia Ries (Mädchenname) heiratete, 1909 nach Rochedo umzog, seit 1911 in Batingueira, starb am 06.08.1949, um 14 Uhr in Batingueira; Todesursache: Blasenkrebs, begraben am 07.08.1949, um 16 Uhr, in Batingueira um 66 Jahre, 1 Monat und 6 Tage alt. Laut der Sterbeurkunde n. 08/1919, von 1. Buch der Registrierung von Taufen, Heiraten und Stärbefälle der evangelischen Gemeinschaft von Rochedo. Das, was wir berichten mussten.“ Zurück
  3. Ramminger et al, 2016, S. 121. Zurück
  4. Bistumsarchiv Trier Abt. 72 Weiskirchen, Familienbuch 5, S. 693. Zurück
  5. Website der Stadt Weiskirchen unter https://www.weiskirchen.de/Zurück
  6. Laut den Informationstafeln im Ortsteil Weiskirchen. Zurück
  7. Bistumsarchiv Trier Abt. 72 Weiskirchen, Familienbuch, S. 14. Zurück