Idar-Oberstein im Hunsrück

Die Edelsteinbearbeitung in Idar-Oberstein

Die Wurzeln von Idar-Oberstein als Zentrum der deutschen Edelsteinbearbeitung und Edelsteinschleiferei [Anm. 1] reichen ins 15. Jahrhundert zurück. Zu der Zeit wurden erste Achat-Funde im Umfeld, dem Bergland zwischen Nahe und Saar, gemacht und unter zu Hilfenahme von Wasserkraft in Schleifereien bearbeitet. [Anm. 2]

Im vulkanischen Gestein der Umgebung fanden sich außerdem Amethyste und Jaspisse, [Anm. 3]mit denen im späten Mittelalter die Verarbeitung und der Handel mit Edelsteinen in der Region begann. [Anm. 4]

Eine 1609 erlassene Zunftordnung für die Achatschleifer bildete den Auslöser, aufgrund dessen der damalige Landesherr Philipp Franz (1570-1624) Oberstein zum Hauptort der Achatschleiferzunft seines Herrschaftsgebietes machte. [Anm. 5]

Entwicklung der Edelsteinbearbeitung

Die Kunst der Edelsteinbearbeitung entwickelte sich in Idar-Oberstein im Laufe der Jahrhunderte weiter. Zur Bearbeitung der Edelsteine wurde jahrhundertelang die Kraft des Wassers in sogenannten „Wasserschleifen“

mit Schleifsteinen genutzt. 1865 wurde die erste Wasserschleife auf Dampfmaschinenantrieb umgestellt. [Anm. 6] Auch die Schleiftechniken wurden stets verbessert, so erfolgte zum Beispiel nach 1875 die Einführung der Edelstein- bzw. Lapidärschleiferei („Facettierung“) durch einen aus Böhmen zugewanderten Edelsteinschleifer [Anm. 7]

In den 1890er Jahre begann die Einrichtung einiger größerer, mit Dampfkraft betriebener Schleifereien in Fabrikbauten. Bald darauf begann die Nutzung von Elektrizität als neuer Antriebskraft für Maschinen. [Anm. 8]

Fertigung und Handel

Die meisten Wasserschleifen zur Bearbeitung der Edelsteine entwickelten sich entlang des Idarbaches, soweit die Wasserkraft dies ermöglichte, also etwa bis Allenbach und entlang des Fischbaches, etwa von der Asbacher Hütte bis zur Einmündung, und an der Nahe. Aber auch innerhalb der Stadt gab es viele Schleifbetriebe. Zur Entwicklung der Schleifindustrie gesellten sich Fertigungsbetriebe und Handelsgeschäfte – letztere wurden benötigt, da circa 95 Prozent der in Idar-Oberstein hergestellten Waren exportiert wurden. [Anm. 9] 

Zu den aus Idar-Oberstein exportierten Waren gehörten neben Edelsteinen und Schmucksteinen beispielsweise auch Perlen und synthetische Stein Vgl. ebd. S. 231  Die Vielfalt der Betriebsformen reichte in der Edelsteinindustrie von Idar-Oberstein von der Achatschleiferei über das Lapidärwesen (Facettieren von harten Farbedelsteinen), der Diamantschleiferei, dem Perlenhandel und dem Schmuckwarenhandel, beinhaltete aber auch Nebengewerbe wie Bohrer und Graveure. [Anm. 10]Hierfür gab es in der Edelsteinindustrie in Idar-Oberstein dann auch die entsprechenden Berufsausbildungen zu Achatschleifern, Facettierern, Lapidären, Achatbohrern, Graveuren und Diamantschleifern. [Anm. 11]

Die Auswirkungen der Weltkriege auf die Edelsteinindustrie

Durch den Ersten Weltkrieg kam es zu großen Einschnitten in der Edelsteinbranche.

Auslandsvermögen und Lager im Ausland gingen ebenso wie Geldmittel und Geschäftsverbindungen verloren. Nach der Hyperinflation von 1923 schafften es die Edelsteinbearbeiter und Fabrikanten das Geschäft wieder neu aufzubauen und trotz hoher Einschnitte den Geschäftszweig zu erhalten, der den meisten Menschen vor Ort eine Beschäftigung gab. [Anm. 12]

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Edelsteinindustrie wieder in großen Teilen stillgelegt. Wiederum kam es dann in der Folge zu kriegsbedingten Verlusten von Auslandslagern, dem Wegfall bestehenden Forderungen und dem Abbruch von  Geschäftsverbindungen. [Anm. 13]Von ursprünglich circa 5.000-6.000 Beschäftigten waren nach dem Krieg und dem Niedergang der Produktion nur noch annährend 800 Personen im Edelsteingewerbe – vorwiegend im Handel – tätig. [Anm. 14]

Nachweise

Verfasserin: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Meigen, Dorothee (1995): Lokale Rivalitäten: Idar-Oberstein. Mainz.
  • Progem Marketing Gesellschaft für die Edelstein- und Schmuckregion Idar-Oberstein (Hg.) (1997): 500 Jahre jung. Portrait der Edelsteinmetropole Idar-Oberstein. Idar-Oberstein.
  • Ruppenthal, Paul (1985): Edelsteine – Handel und Industrie im Raum Idar-Oberstein von 1923 bis 1985. Idar-Oberstein.
  • Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich.

Erstellt am: 10.05.2019

Anmerkungen:

  1. Progem Marketing Gesellschaft für die Edelstein- und Schmuckregion Idar-Oberstein (Hg.) (1997): 500 Jahre jung. Portrait der Edelsteinmetropole Idar-Oberstein. Idar-Oberstein, S. 3. Zurück
  2. Vgl. ebd. S. 7. Zurück
  3. Meigen, Dorothee (1995): Lokale Rivalitäten: Idar-Oberstein. Mainz, S. 5. Zurück
  4. Ruppenthal, Paul (1985): Edelsteine – Handel und Industrie im Raum Idar-Oberstein von 1923 bis 1985. Idar-Oberstein, S. 5. Zurück
  5. Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich, S. 15. Zurück
  6. Vgl. ebd. S. 40. Zurück
  7.  ebd. S. 45. Zurück
  8. Vgl. ebd. S. 40. Zurück
  9. Ruppenthal, Paul (1985): Edelsteine – Handel und Industrie im Raum Idar-Oberstein von 1923 bis 1985. Idar-Oberstein, S. 291. Zurück
  10. Vgl. ebd. S. 7.  Zurück
  11. Vgl. ebd. S. 60. Zurück
  12. Vgl. ebd. S. 291. Zurück
  13. Vgl. ebd. S. 293.  Zurück
  14. Vgl. ebd. S. 43 Zurück