Idar-Oberstein im Hunsrück

Zur Geschichte von Idar-Oberstein

Vor- und Frühgeschichte Idar-Obersteins

Luftbild von Idar-Oberstein[Bild: Alfons Rath]

Zahlreiche Zeugnisse weisen im heutigen Stadtgebiete von Idar-Oberstein auf eine verstreute vor- und frühgeschichtliche Besiedelung hin. Die spätere, keltisch-treverische Bevölkerung von Idar-Oberstein errichtete zu ihrem Schutz Ringwälle als „Fliehburgen“ entlang des vorderen Hochwaldrückens. Hügelgräber mit Bronzeschmuck, Waffen, Hals- und Armringen als Fundstücken  sowie römische  Bauelemente, Teile von Landhäusern und Grabsteinen geben als Fundstücke heute noch Auskunft über diese Zeit. [Anm. 1]

Die zunächst wenig dauerhafte Besiedlung änderte sich um das Jahr 700 n. Chr., als erste Kirchen im Umfeld von Birkenfeld und Niederbrombach entstanden. Im Zeitraum von 700 bis 1300 wurden viele Orte der oberen Nahe erstmals urkundlich erwähnt. Dazu gehörte auch der Pfarrsprengel von Idar. Ein Stein in der Evangelischen Stadtkirche in Idar datiert durch eine Inschrift in das Jahr 1114. [Anm. 2] 

Herrschafts- und Kulturgeschichte von Idar-Oberstein

Herrschaftsgeschichtlich trat Idar-Oberstein ebenfalls um diese Zeit in Erscheinung. Seit dem 11. Jahrhundert sind vier Familien bekannt, welche die Grund- und Landesherrschaft innehatten: die Herren von Stein, die Herren von Daun-Oberstein (später: Grafen von Limburg und Falkenstein), die Grafen von Leiningen-Heidesheim sowie die Grafen von Limburg-Styrum. Das Gebiet wurde im Mittelalter auch als „Herrschaft von Oberstein“ bezeichnet. [Anm. 3]

Die Reichsherrschaft Oberstein

Schloss Oberstein war bis 1624 ständige Residenz der Grafen von Daun-Oberstein. 1855 wurde das Schloss durch Brand zerstört. Seit 1981 wird die Anlage ständig restauriert.

Die Residenz eines im Jahr 1075 erstmals genannten Ritters von (Ober-) Stein wird auf der Bergkuppe über der heutigen Felsenkirche vermutet. Für das Jahr 1197 gibt es eine urkundliche Erwähnung der Gegend als kleines reichsfreies Territorium, das im 13. Jahrhundert durch Einheirat in die Familie derer von Daun (Eifel) zur Dynastie Daun-Oberstein wurde. 1330 wurde von der Herrschaftsfamilie das sogenannte „Neue Schloss“ gebaut. [Anm. 4]Unter der langen Regentschaft von Wirich IV. von Daun-Oberstein (1432-1501) kam es zur Zusammenfügung des verstreuten Familienbesitzes und in den Jahren zwischen 1482 bis 1484 zum Bau der Felsenkirche. [Anm. 5]Der bereits 1505 auf den Thron folgende Enkel Wirich V. von Daun-Oberstein (geb. um 1473 – gest. um 1546/47) war schon früh Unterstützer der Reformation. Sein dritter Sohn, Sebastian von Daun-Oberstein, residierte im Neuen Schloss in Oberstein und gründete die Linie der Familie Daun-Oberstein-Falkenstein. [Anm. 6]

Der weitere Verlauf der Herrschaft

Im weiteren Verlauf der Reformation existierten in der Herrschaft Oberstein zwei Konfessionen nebeneinander mit zwei großen lutherischen Gemeinden in Idar und Oberstein und einer kleinen katholischen Gemeinde in Oberstein. [Anm. 7]

In den Jahren 1669-1682 fiel die Herrschaft von Oberstein durch weibliche Erbfolge an die Grafen von Leiningen-Heidesheim. Als diese im Mannesstamm ausstarben, kam es im Verlaufe von Streitigkeiten um die Rechtsnachfolge zu Auseinandersetzungen, die im Jahr 1775 zur Aufteilung einzelner Stadtteile von Oberstein und Idar führten: Neben der (Rest-) Herrschaft Obersteins erhielten die Markgrafschaft Baden, die Hintere Grafschaft Sponheim und die Wild- und Rheingrafenschaft Teile des Territoriums.

Bezogen auf die heutige Stadt Idar-Oberstein und den Kreis Birkenfeld sind als weitere Beteiligte die Grafen von Sponheim und ihre Rechtsnachfolger (die Grafen von Veldenz, die Pfalzgrafen von Zweibrücken-Simmern und die Markgrafen von Baden) sowie die Wildgrafen und ihre Nachfolger (die Rheingrafen und Fürsten von Salm) zu nennen. [Anm. 8]

Die Zeit der französischen Herrschaft

Als berühmtes Wahrzeichen der Stadt thront die weithin sichtbare, mittelalterliche Felsenkirche (1482 - 1484 erbaut) hoch über Idar-Oberstein.

Ab 1792 kam es durch die Kriege des Deutschen Reiches gegen das revolutionäre Frankreich zu Unruhen und – daran anschließend – zum Ende des Feudalsystems. [Anm. 9] 1797 kam Oberstein mit dem linksrheinischen Land im „Frieden von Campo Formio“ staatsrechtlich zu Frankreich und wurde Sitz einer „Mairie“ (Bürgermeisterei). [Anm. 10] Nach dem Sieg über Napoleon kam das Gebiet 1815 – nach einer Phase der gemeinsamen Verwaltung einer bayerisch-österreichischen Administration – zu Preußen, wo Oberstein Sitz eines preußischen Landratsamtes wurde. [Anm. 11]

Die Oldenburger Zeit

Nach dem Wiener Kongress wurde das gesamte Gebiet der ehemaligen Herrschaft Obersteins 1817 vertraglich dem neugebildeten oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld zugeordnet, [Anm. 12] während das umgebende Territorium und die umgebenden Ortschaften weiterhin zu Preußen gehörten.

Während der Revolution von 1848/49 kam es im Idar-Obersteiner Raum zu heftigen Unruhen: Neben der Forderung nach Demokratie, Freiheit und deutscher Einheit wurde auch die Trennung vom oldenburgischen Staat verlangt.

1865 erhielten Oberstein und Idar von Oldenburg das Stadtrecht. In der Folge errichteten sie 1902 (Oberstein) und 1909 (Idar) eigene Stadtbürgermeistereien. [Anm. 13] 1937 endete die 120-jährige Zugehörigkeit des Landesteils Birkenfeld, zu dem auch Oberstein und Idar gehörten, zu Oldenburg. [Anm. 14] Bereits vier Jahre zuvor, im Jahr 1933, erfolgte die Zusammenlegung der ehemals selbständigen Städte Oberstein und Idar, sowie den früheren Dorfgemeinden Tiefenstein und Algenrodt.[Anm. 15]

Zeitgeschichte

Nachdem Idar-Oberstein 1960 den Status einer großen, kreisangehörigen Stadt erhielt, erfolgte 1969 im Zuge der Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz die Eingemeindung von neun Nachbargemeinden. Göttschied, Regulshausen, Enzweiler, Hammerstein, Nahbollenbach, Mittelbollenbach, Kirchenbollenbach, Weierbach und Georg-Weierbach wurden an die Stadt angeschlossen.[Anm. 16]

Nachweise

Verfasserin: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Bergér, Ludwig (Hg.) (1965): Idar-Oberstein in schwerer Zeit. Kommunale Bilder aus den Lebenserinnerungen des Stadtbürgermeisters (Stadtgeschichtliche Schriftenreihe, 3).
  • Brandt, Hans-Peter (1997): Stadtführer Idar-Oberstein und Umgebung. Idar-Oberstein.
  • Meigen, Dorothee (1995): Lokale Rivalitäten: Idar-Oberstein. Mainz.
  • Progem Marketing Gesellschaft für die Edelstein- und Schmuckregion Idar-Oberstein (Hg.) (1997): 500 Jahre jung. Portrait der Edelsteinmetropole Idar-Oberstein. Idar-Oberstein.
  • Ruppenthal, Paul (1985): Edelsteine – Handel und Industrie im Raum Idar-Oberstein von 1923 bis 1985. Idar-Oberstein.
  • Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich.

Erstellt am: 09.05.2019

Anmerkungen:

  1. Brandt, Hans-Peter (1997): Stadtführer Idar-Oberstein und Umgebung. Idar-Oberstein., S. 52-53. Die Lebensweise, Kunst und Religion der damaligen Bewohner kann im Museum Birkenfeld (https://www.landesmuseum-birkenfeld.de/landesmuseum/dauerausstellungen/kelten-roemer/) anschaulich nachvollzogen werden. Zurück
  2. Brandt, Hans-Peter (1997): Stadtführer Idar-Oberstein und Umgebung. Idar-Oberstein., S. 54-55. Zurück
  3. Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich, S. 7. Zurück
  4. Vgl. ebd. S. 57.   Zurück
  5. Vgl. ebd. S. 58-59.   Zurück
  6. Vgl. ebd. S. 58-59. Zurück
  7. Vgl. ebd. S. 56. Zurück
  8. Vgl. ebd. S. 60-61. Zurück
  9. Vgl. ebd. S. 65. Zurück
  10. Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich, S. 22. Zurück
  11. Brandt, Hans-Peter (1997): Stadtführer Idar-Oberstein und Umgebung. Idar-Oberstein., S. 67. Zurück
  12. Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich, S. 22. Zurück
  13. Brandt, Hans-Peter (1997): Stadtführer Idar-Oberstein und Umgebung. Idar-Oberstein, S. 69.  Zurück
  14. Vgl. ebd. S. 70. Zurück
  15. Wild, Klaus Eberhard (1965): Das ist Idar-Oberstein. Idar-Oberstein: Westreich, S. 7.  Zurück
  16. Meigen, Dorothee (1995): Lokale Rivalitäten: Idar-Oberstein. Mainz, S. 4. Zurück