Zur Stadtentwicklung von Oberwesel
Einführung und Ergänzungen
Im Februar 2007 Februar erschien das von ARRATA (Marcel El-Kassem und Wolfgang Welker) herausgegebene Heft 7 von "Abenteuer Archäologie", für das ich 2005 den Beitrag Zur historischen Stadtentwicklung von Oberwesel schrieb und mit Schlusskorrekturen druckreif machte.
Separat sind die drei Pläne mit (farbigen) Einzeichnungen zu sehen:
- Auf der Basis der heutigen Grundkarte
- Auf der Basis des Urkatasters
- Auf der Basis eines Plans der mittelalterlichen Stadtbefestigung
In der Zwischenzeit konnte eine von mir nur postulierte Straße archäologisch nachgewiesen werden. Sie erwies sich als sehr viel besser ausgebaut und breiter als ich dachte und als es die Topographie (zwischen St. Aldegundis-Markt und Autobahn) efordert. Die drei Bilder vom archäologischen Befund verdanke ich Torbjörn Hansson, Nenzhäuser Hof.
Die heutige Situation nahm ich selber auf
Eine Korrektur
Neben dieser Bestätigung meiner Ansichten muss ich auf sehr willkommene Hinweise von Dr. Winfried Monschauer hin ein Argument widerrufen, bzw. modifizieren:
Der Hof des Klosters Werschweiler wurde zwar zu einem Schönburger Hof, doch nicht zu dem in der Unterstraße. Er befand sich in der "Kirchgasse", wie damals die spätere Post- oder Langgasse hieß! Er war also (wie wenig später auch das Hospital) am Rande des nördlichen Siedlungskerns (zwischen St. Martin und Fähre) geschaffen worden.
Zwischen diesem und dem anderen, aus einer wohl spätantiken Befestigung (Burgus? Kleinkastell?) entstandenen Siedlungskern gab es damals noch Gärten und Weinberge, wie sich urkundlich belegen lässt.
Welcher dieser Siedlungskerne ist älter? Wichtiger? Wenn man die Situation mit der verblüffend ähnlichen Entwicklung von Boppard vergleicht, dürfte der bei St. Martin älter sein; aber für die Kontinuität wird der ummauerte Raum bedeutsamer.
Ob der Bereich St. Martin/Steingasse separat ummauert wurde? Ich glaube eher, jedenfalls, bis ich konkrete Indizien kenne, dass die Mauer längs dem Niederbach mit dem gesamten Mauerzug am Rhein und am Hang als erste Stadterweiterung entstand. Man weiß ja auch nur, dass die Allerheiligen/Niederbach-Vorstadt und "Kirbelhausen" noch jüngere Erweiterungen sind, aber nicht, ob gleichzeitige oder welche etwas früher ist. Die dendrochronologischen Daten sind Anhaltspunkte, aber mehr auch nicht.
Hält man sich vor Augen, dass in Boppard die Kastellmauer erhalten blieb und die "Neustädte" schon im 12. Jh. ummauert wurden, ist die Oberweseler Entwicklung deutlich gebremst (wegen der Verpfändung an Magdeburg?). Dies scheint allerdings schon in spätestantiker Zeit so gewesen zu sein: Es gab hier keine innerstädtische Pfarrkirche, auch lässt die Lücke in der Notitia dignitatum auf eine früh aufgegebene Garnison (und Ummauerung?) schließen.
Und auch die anderen im Vergleich zu Boppard erkannten Nicht-Gemeinsamkeiten sind zu beachten, vor allem die Führung der Durchgangsstraße. Postuliert man, dass sie nicht durch ein Kastell verlief, bleibt eigentlich kein vernünftiger Platz für ein üblicherweise etwa 150x150 m messendes Klein-Kastell. (Boppard war quasi ein Doppelkastell.)
Übrigens stelle ich den von Gilles und Böhme vorgebrachten Hinweis auf ein Oberweseler antiquum castrum zu der in der Nähe des St. Aldegundismarkts zu suchenden Alte Burg, gleichfalls in einem Güterverzeichnis des Liebfrauenstifts, aber aus dem 18. Jh.