Bad Bodendorf am Mittelrhein

Zur Geschichte von Bad Bodendorf

Die Bodendorfer Hauptstraße[Bild: Wikipedia-Nutzer GFreihalter [CC BY-SA 3.0]]

Der heutige Sinziger Stadtteil Bodendorf liegt in einem klimatisch begünstigten Talkessel am Unterlauf der Ahr. In welchem Jahr die Siedlung erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist strittig. Zwar wird in einer Königsurkunde des Merowingers Sigibert III. (633-656) ein gewisses "bodovilla" genannt, doch ist unklar, ob damit tatsächlich Bodendorf gemeint ist. Die erste deutschsprachige Erwähnung findet sich in einem Güterverzeichnis des Klosters Prüm aus dem Jahr 893. Das dort genannte "budendorpht" lässst sich zweifelsfrei zuordnen.

Wahrscheinlich ist, dass Bodendorf im Frühen Mittelalter zum Besitz des Reichsgutes Sinzig gehörte und dann den Prümer Benediktinern gestiftet wurde. Daneben waren auch andere geistliche Gemeinschaften in Bodendorf begütert. Erst um 1200 trat eine Adelsfamilie als Grundherren im Ort auf: die Herren von Saffenberg. Ihr Stammsitz, die Saffenburg, wurde im 11. Jahrhundert als Höhenburg oberhalb der Ahr errichtet. Im Jahr 1202 belehnte König Otto IV. den Grafen Heinrich von Sayn mit einer Hälfte der Burg sowie dem nahegelegenen Bodendorf. Bis 1450 blieb die Gemeinde meist in Saffenbergischem Besitz, auch wenn sie kurzzeitig immer wieder verkauft werden musste. Mit dem Tod des letzten Saffenbergers traten im Jahr 1450 die Freiherren von Quad, Herren auf Burg Landskron, das Erbe der alten Grundherren an. Diese Familie konnte sich bis 1621 halten, dann starb auch sie aus und wurde von den neuen Herren der Landskron, den Freiherren von Brempt, beerbt.

E.W. Pose: Blick in das Ahrtal bei Bodendorf, 1834/35[Bild: Frankfurt, Städelsches Kunstinstitut]

Das Zeitalter der Reformation scheint Bodendorf ohne große Erschütterungen überstanden zu haben. Die Gemeinde blieb katholisch, nur vereinzelt ist von privaten Konfessionswechseln zu hören. Von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1608-1648) blieb das entlang der Aachen-Frankfurter Heerstraße gelegene Bodendorf allerdings nicht verschont. Die Einwohner hatten in dieser Zeit unter Einquartierungen, Plünderungen und Epidemien zu leiden. Auch nach Kriegsende trat keine Ruhe ein. Die Gemeinde wurde im Jahr 1666 von einer der letzten Pestwellen heimgesucht, die es in Europa gegeben hat. Im Pfälzischen (1688-1697) und Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurde die Region ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Als der letzte Freiherr von Brempt im Jahr 1729 starb, ging die Festung Landskron und damit auch ihre Bodendorfer Güter in den Besitz der Grafen von Nesselrode über. Diese wurden im 18. Jahrhundert allerdings von den Freiherren von Clodt, die ebenfalls Erbansprüche hatten, verdrängt. Nach dem Tod des letzten Clodtschen Erben ging die Landskron im Jahr 1798 an den späteren preußischen Minister Freiherr vom Stein (1770-1840).

Inzwischen hatte sich mit dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen im Jahr 1792 ein Zeitenwechsel vollzogen. Das gesamte linke Rheinufer fiel 1801 im Frieden von Lunéville an Frankreich. Die alten Herrschaftsverhältnisse lösten sich auch in Bodendorf auf. So sah sich der Freiherr vom Stein im Jahr 1802 gezwungen, seine linksrheinischen Besitzungen zu versteigern. Erst mit dem Sturz Napoleons und der der darauffolgenden Neuordnung Europas kam auch Bodendorf wieder zu Deutschland, genauer gesagt unter preußische Verwaltung. Die neue Regierung sorgte für stabile politische Verhältnisse und wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Auch der mittlerweile zum Minister aufgestiegene Freiherr vom Stein erhielt einen Teil seiner Bodendorfer Besitzungen zurück.

Tafel an der Kriegsgräberstätte Bad Bodendorf[Bild: Doris Anthony [CC BY-SA 4.0]]

Im Jahr 1880 wurde Bodendorf an die Ahrtal-Eisenbahn angeschlossen. Zwanzig Jahre später erfolgte die Erschließung der Thermalquellen, die bis heute die Grundlage für den Kurbetrieb bilden. Nach und nach wandelte sich die Gemeinde vom Winzerdorf zum Fremdenverkehrsort. Der Erste Weltkrieg (1914-1918) machte sich auch hier durch Todesnachrichten, Nahrungsmittelknappheit und Arbeitskräftemangel bemerkbar. Insgesamt hatte Bodendorf 21 Gefallene zu beklagen. Die frühen Zwanziger Jahre waren mit Inflation, französischer Besatzung und der gescheiterten Ausrufung einer "Rheinischen Republik" eine politisch und wirtschaftlich schwierige Zeit in der Region, unter der gerade die Fremdenverkehrsorte zu leiden hatten. Trotzdem erhielten die Nationalsozialisten selbst auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise nur wenige Stimmen in Bodendorf. Die Bürger stimmten auch bei den letzten einigermaßen freien Wahlen im März 1933 mehrheitlich für das katholische Zentrum. Nicht mehr als 12,5% der abgegebenen Stimmen entfielen auf die NSDAP. Trotzdem wurde die einzige jüdische Familie, die es im Ort gab, Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungen. Das Ehepaar Gottschalk, Besitzer einer Metzgerei, wurde zur Geschäftsaufgabe gezwungen, dann in ein sogenanntes "Judenhaus" nach Sinzig gebracht und im Januar 1942 deportiert. Im Krieg war Bodendorf mehrmals von alliierten Fliegerangriffen betroffen, bei denen 4 Zivilisten und ein Kriegsgefangener starben. Im Feld starben 23 Männer.

Die Wirtschaftswunderjahre brachten in Bodendorf einen deutlichen Aufschwung des Fremdenverkehrs, die Sozialstruktur des Ortes änderte sich dauerhaft aufgrund des Zuzugs von Neubürgern aus dem Köln-Bonner Raum. Bodendorf ist seit 1969 Stadtteil von Sinzig und darf seit dem Jahr 1972 den Zusatz "Bad" führen.

Nachweise

Verfasserin: Sarah Schrade
Verwendete Literatur:

  • Jürgen Haffke: Sinzig-Bad Bodendorf. In: Rheinische Kunsttätten (383).
  • Jürgen Haffke und Bernhard Koll (Hgg.): Sinzig und seine Stadtteile - gestern und heute. Sinzig 1983.

Erstellt am: 22.05.2013