Jüdische Gemeinde Bornich
In Bornich können seit der ersten Erwähnung eines Juden im Jahr 1628 für 310 Jahre, nämlich bis zum Jahr 1938, kontinuierlich jüdische Einwohner nachgewiesen werden. [Anm. 1]
1786 lebten drei so genannte Schutzjuden mit ihren Familien in Bornich. Aus dem Jahr 1821 ist ein Antrag des Juden Samuel Manche von Niederwallmenach auf Erteilung des Schutzes nach Bornich für seinen Bruder Abraham Manche von Bornich und seine unverheiratete Schwester an die Nassauische Landesregierung überliefert. Beide Geschwister lebten ohne Schutz, also ohne einen verbrieften Rechtsstatus, mit dem unehelichen Kind der Schwester im von ihrem Vater ererbten "Wohnhäusgen" in Bornich. Die Nassauische Landesregierung stellte nach zwei Jahren den Bescheid aus, dass dem Antrag nur zugestimmt werden könne, wenn ein schuldenfreies Vermögen von 1.000 Gulden vorhanden wäre. [Anm. 2]
In den folgenden Jahren sank die Zahl der jüdischen Einwohner von 15 im Jahr 1848 auf zunächst sieben im Jahr 1895, fünf im Jahr 1900, vier im Jahr 1905 und drei im Jahr 1910. Im Jahr 1917 starb der jüdische Bornicher Julius Gutenberg an den Kriegsfolgen. Auf dem Ehrenmal des Ersten Weltkriegs in Bornich ist auch sein Name sein zu finden. Für das Jahr 1925 können noch zwei jüdische Einwohner in Bornich nachgewiesen werden. Als letzte jüdische Einwohnerin wohnte Julius Gutenbergs Witwe Martha um 1933 mit ihrem Kind in Bornich. Beide verließen spätestens 1938 die Ortschaft. [Anm. 3]
Synagoge
Ab wann in Bornich ein Betsaal vorhandeln war, lässt sich nicht exakt ermitteln. Überliefert ist, dass die Juden von Bornich und Kaub vor 1822 eine gemeinsame Gemeinde bildeten. Als gesichert gilt ebenfalls, dass die Bornicher und Niederwallmenacher Juden gemeinsam Gottesdienst feierten, nachdem Kaub keine jüdischen Einwohner mehr hatte.[Anm. 4]
1842 bat Wolf Edinger um die Erlaubnis, in seinem Am Markt gelegenem Haus, einen Betsaal einrichten beziehungsweise vergrößern zu dürfen. Der Wortlaut ist folgendermaßen überliefert: "An diesem Ort besteht seit unendlichen Zeiten ein Bethaus, welches 12-14 Personen fasst und sehr leicht erweitert werden kann. Der Wolf Edinger, Eigentümer des Bethauses, ist bereit, dasselbe 10 Jahre lang zur Benutzung unentgeltlich herzugeben. Zur Erbauung einer neuen Synagoge sind so wenig wir als unsere Glaubensbrüder in Niederwallmenach imstande, denn in Bornich wohnen nur 3 und in Niederwallmenach ebenwohl nur 3 jüdische Familien, sämtlich bis auf einen unbemittelt". Edinger wollte 1858 beim Herzoglichen Amt St. Goarshausen einen Mietzins für jenen, im Obergeschoss seines Hauses liegenden Saal, einklagen. Die Behörden ließen daraufhin den Betraum, den sie mit „Spelunke und stinkender Winkel“ betitelten, schließen.[Anm. 5]
Friedhof
Der jüdische Friedhof Bornichs befindet sich im Hausecker Wald an der Grenze der Bornicher Gemarkung in Richtung Reichenberg/Reitzenhain. Die insgesamt 139 Grabstein stammen aus der Zeit zwischen 1690 und 1934. Hier wurden nicht nur Juden aus Bornich bestattet, sondern der Friedhof diente darüber hinaus auch den umliegenden jüdischen Gemeinden, beziehungsweise einzelnen dort lebenden Familien, aus Bogel, Ruppertshofen, St. Goarshausen, Welterod, St. Goar und Werlau als Begräbnisstätte. [Anm. 6]
Nachweise
Autorin: Lisa Groh-Trautmann
red. Bearb.: Donata Gerhards
Verwendete Literatur:
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005.
- Bornich mit Kaub (VG Loreley) und Niederwallmenach (VG Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis). Jüdische Geschichte / Betraum. In: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der jüdischen Geschichte im süddeutschen und angrenzenden Raum. Plochingen 2001 – 2107. URL: http://www.alemannia-judaica.de/bornich_synagoge.htm. (Aufgerufen am: 24.7.2019).
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005.
- Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. 1.
- Norbert A. Heyeckhaus: Jüdische Friedhöfe im Rhein-Lahn-Kreis. Eine fotografischen Gesamtdokumentation aller jüdischen Friedhöfe im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (= Jewish Cemeteries in Germany, Vol. 3), 2 CD- ROM; Verlag Friedhof und Denkmal, 1. Auflage Altendiez 2004/05.
Erstellt am 12.07.2020
Anmerkungen:
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 126. Zurück
- Bornich mit Kaub (VG Loreley) und Niederwallmenach (VG Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis) Jüdische Geschichte / Betraum. In: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der jüdischen Geschichte im süddeutschen und angrenzenden Raum. Plochingen 2001 – 2107. Online verfügbar unter: http://www.alemannia-judaica.de/bornich_synagoge.htm. [Aufgerufen am: 24.7.2019]. Zurück
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 126. Zurück
- Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. Darmstadt 1971. Bd. 1 S. 269. Zurück
- Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/ Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 126f. Zurück
- Norbert A. Heyeckhaus: Jüdische Friedhöfe im Rhein-Lahn-Kreis. Eine fotografischen Gesamtdokumentation aller jüdischen Friedhöfe im gesamten Rhein-Lahn-Kreis (= Jewish Cemeteries in Germany, Vol. 3), 2 CD- ROM; Verlag Friedhof und Denkmal, 1. Auflage Altendiez 2004/05. Zurück