Kamp-Bornhofen am Mittelrhein

Kamp-Bornhofen im Wandel der Geschichte

1. Kamp

Historische Namensformen: Chambo, Cambo, Campf, Camp.

In einem Güterverzeichnis des Jahres 1138 erwähnt der Abt des Stiftes St. Goar, Godefridus von Prüm, den Frankenherzog Hermann als Stifter von Weinbergen in Kamp. Diese Weinberge müssen spätestens im Jahre 949, dem Todesjahr des Herzogs, in den Besitz der Probstei St. Goar übergegangen sein, womit erwiesen ist, dass Kamp als Siedlung über 1000 Jahre alt ist.

Für die folgenden zwei Jahrhunderte sind die auf Kamp bezüglichen königlichen und kaiserlichen Schenkungsurkunden (Höfe und Weinberge) recht zahlreich. Sie dokumentieren, dass der Ort auf altem, fruchtbarem Siedlungs- und Kulturboden liegt und dass der Weinbau eine für die Erwerbsstruktur überragende Rolle spielte.

Im Schutz der Reichsunmittelbarkeit konnte sich an der Schlagader des Reiches ein blühendes Wirtschafts- und Kulturleben entwickeln, an dem in Kamp zahlreiche Stifte und Klöster partizipierten: St. Goar, Kaiswerswerth, St. Pantaleon/ Köln, Eberbach, Arnstein, St.Alban/ Mainz, Hirzenach und Marienberg/ Boppard.

Im Jahre 1312 fiel die freie Reichsstadt Boppard und mit ihr das rechtsrheinische Gebiet des so genannten „Bopparder Reiches“ an Kurtrier. Bis zum Untergang des Erzstiftes Trier gehörte Kamp zum Amt (später Oberamt) Boppard. Unter dem Krummstab, unter dem sich bekanntlich gut leben lässt, konnte sich in unserer Gemeinde eine Selbstverwaltung mit einem Heimburger an der Spitze

und zwei, jährlich wechselnden Bürgermeistern entwickeln, deren jährliche Gemeindeetats uns seit 1565 vorliegen. Die Haupterwerbsquelle der Kamper und Bornhofener war seit jeher der Wein, während auf den Höfen Kamperhausen, Hasenhof und Steiningen Landwirtschaft und Viehzucht betrieben wurde. Der große Kamper Wald stellte für die Gemeinde durch Holznutzung (Bauholz, Brandholz, Weinbergspfähle. Holzkohlengewinnung) und Schweinemast, eine gute Einnahmequelle dar.

Die kirchliche Gemeinde blickt ebenfalls auf eine lange Tradition zurück. Um 1100 dürfte der ehemals romanische Turm der alten Kirche entstanden sein; in Urkunden erscheint die Nikolaikirche erstmals im Jahre 1251 (ecclesia in Campe).

Mit Gobelinus, 1311, beginnt die lange Liste der Kamper Pfarrer. Dem religiösen Leben verlieh das Augustinerkloster eine besondere Note. Es war zu Beginn des 14.Jahrhunderts als Beginenklause entstanden und stellte durch Jahrhunderte einen religiösen und sozialen Mittelpunkt der Gemeinde dar, insbesondere, seitdem es 1414 durch päpstliches Privileg zu einem Kloster der Eremiten des hl. Augustinus geworden war.

Im Zuge des grundlegenden Wandels, den die französische Revolution und Napoleon bewirkten, fiel das rechtsrheinische Gebiet des Bopparder Reiches 1802 an den Fürsten Friedrich-Wilhelm von Nassau-Weilburg und 1866 an Preußen. Ende des 19.Jahrhunderts vollzog sich durch den Ertragsrückgang im Weinbau und das verstärkte Auftreten der Reblaus und anderer Rebschädlinge ein Wandel in der Art der Bodennutzung. Kirschen, Erdbeeren, Äpfel, Birnen und Aprikosen wurden nun in der Hauptsache angebaut. Der Verfall der Obstpreise Ende der 1970er Jahre, führte aber auch hier zu einem raschen Niedergang.

Ein weiterer traditioneller Erwerbszweig der Kamper Bevölkerung waren Flößerei und Rheinschifffahrt. Während die Flößerei in den 1960er Jahren endgültig zum Erliegen kam, gehören auch heute noch einige Kamper Bürger der fahrenden Zunft der Rheinschiffer an, wenn auch durch die technischen Veränderungen immer weniger Personal auf den modernen Schiffen (z.B. Schubschiffen) gebraucht wird .

Heute präsentiert sich die Doppelgemeinde Kamp-Bornhofen als aufstrebender Fremdenverkehrsort mit einem regen Vereinsleben und vielen Initiativen um die Gemeinde voran zu bringen.

Zu erwähnen sei hier noch die großartige Tausendjahrfeier im Jahre 1950 und die, nicht weniger glanzvolle Tausendfünfzigjahrfeier im Jahre 2000, letztere den meisten der Kamp-Bornhofener Bürger noch in sehr angenehmer Erinnerung.

2. Bornhofen

Historische Namensformen: Burginhovin, Burnhoven, Burnehoven, Bornhoven.

Der bekannte Wallfahrtort wird 1110 erstmals urkundlich erwähnt.

Nach einer ältesten Bezeichnung darf man annehmen, dass er als Hofsiedlung der über ihr gelegenen Reichsburg Sterrenberg gegründet worden ist. Ein Muttergottes-Gnadenbild, das bereits 1298 erwähnt wird, machte Bornhofen schon im Spätmittelalter zu einem Wallfahrtsort. Die jetzige, im spätgotischem Stil erbaute Kirche, wurde auf Betreiben der Brömser von Rüdesheim erbaut und 1435 durch den Trierer Erzbischof Raban von Helmstedt eingeweiht. Das Gnadenbild (Pieta) stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.1679 berief berief der Trierer Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck die Kapuziner von Wellmich nach Bornhofen und ließ für sie daselbst die Klostergebäude errichten. (1680-1684).

Nach der Aufhebung des Klosters 1813 wurde es zunächst in ein Lazarett und dann in ein Wirtshaus verwandelt. (Zu den Brüdern“), während die Kirche von 1813-1821 geschlossen blieb. Die Glocken und der größte Teil der Bibliothek wurden nach Wiesbaden gebracht. 1850 kaufte das Bistum das Kloster zurück und besetzte es mit Redemptoristen (bis 1873).Seit 1890 versehen die Franziskaner mit Engagement und großem Erfolg den Wallfahrtsdienst.

Im Jahre 1998 übernahmen polnische Franziskaner aus der Ordensprovinz Krakau, das Kloster von den deutschen Franziskanern aus der Ordensprovinz Fulda um so die segensreiche Tradition des Wallfahrtsklosters mit großem Erfolg fortzuführen.

Ein bedeutendes Datum aus der jüngeren Geschichte des Wallfahrtsklosters ist der Großbrand im Jahre 1949 bei dem sowohl die Kirche, als auch die gesamte Klosteranlage dem Feuer zum Opfer fiel.

Hierbei wurde auch der Feuerwehrmann Hermann Doneth aus Lahnstein durch herabfallende Trümmer getötet.

In seinem Gedenken treffen sich alljährlich im November viele Feuerwehren zu einem Gottesdienst. Inzwischen ist daraus eine Feuerwehrwallfahrt mit überregionaler Bedeutung geworden.

3. Burg Sterrenberg

Historische Namensformen: Sterrinberg, Sterrinberch, Stermberg, Sternberg.

Etwa um 1100 erbaut, erfüllte die Reichsburg Sterrenberg eine zweifache Funktion, die Sicherung des zum Fiskus Boppard gehörenden, rechtsrheinischen

Reichsgutbezirks sowie die Überwachung der Zollstätte Bornhofen. Bereits 1190 besaßen die Reichsministerialen von Bolanden die Burg und Bornhofen als Lehen des Reiches. Nach dem Aussterben der Bolanden Ende des 13. Jahrhunderts gelangten die Grafen von Katzenelnbogen in Form einer Reichspfandschaft in den Besitz Sterrenbergs. Diese wurde ihm jedoch von dem mächtigen Erzbischof Balduin von Trier streitig gemacht und im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde Bornhofen um1313 zerstört. Das Erzbistum Trier gewann schließlich die Oberhand und machte Sterrenberg zum Mittelpunkt seines rechtsrheinischen Besitzes (Filsen, Kamp-Bornhofen, Wellmich, Lyckershausen, Prath, und Dahlheim). Sterrenberg büßte jedoch diese Funktion bereits 50 Jahre später zugunsten der Thurnburg (Burg Maus) bei Wellmich, ein.

1456 wird Sterrenberg schon als „buwfällig“ (baufällig) und 1568 als „al“, verfallen und „unbewohnt Haus“ bezeichnet. Sterrenberg blieb kurtrierisch bis 1806, wurde dann nassauischer (bis 1866) und schließlich preußischer Staatsbesitz (bis 1945). Heute ist sie im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz.

Die Burg Sterrenberg besetzt die Spitze des steil zum Rhein und zum Tal des Bornhofener Bachs abfallenden Felsrückens. Die Unterteilung in Vorburg und Kernburg mit je eigener Schildmauer und Halsgraben ist noch deutlich zu erkennen. Der quadratische, romanische Bergfried ist von einem Zwinger umgeben. An der Nordostecke des rechteckigen Berings steht über Eck gestellt ein kleiner, zweistöckiger Wohnturm (Frauenhaus).

Im Jahre 2008 wurde durch die Generaldirektion kulturelles Erbe in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde, dem Pächter der Burg und des Vereins für Heimatgeschichte Kamp-Bornhofen 1985 e.V. im Bergfried der Burg eine sehenswerte Dauerausstellung eingerichtet.

4. Burg Liebenstein

Historische Namensformen: Lybinstein, Lievenstein, Lewenstein

Die Burg ließ Albrecht von Löwenstein, ein Sohn König Rudolfs von Habsburg, zwischen 1284 und 1290 errichten. Besitzer der Burg waren die Grafen von Sponheim, als deren Vasallen sich die Familie von Liebenstein und die Schenken von Liebenstein 1340 in den Besitz teilten. Nachdem diese Geschlechter ausgestorben waren, (Schenken von Liebenstein 1423 - von Liebenstein 1637) wurde die Burg, seit 1595 nicht mehr bewohnt, im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Von den Grafen von Nassau-Saarbrücken als Nachfolger der Sponheimer ging Liebenstein in den Besitz des Mainzer Oberhofmeisters Gerhard von Waldenburg, genannt Schenkern, über, der sie 1752 neu aufbauen und in guten Stand setzen ließ. 1787 wurde sie jedoch erneut durch Brand zerstört und blieb bis heute eine Ruine. Seit 1793 ist Liebenstein Eigentum des Freiherrn von Preuschen.

Im Wesentlichen bildet die Burganlage ein Quadrat, deren herausragendster Teil der siebenstöckige Wohnturm (NW), ist. Daneben existieren noch zwei weitere Wohntürme (Rhein- und Talseite), sowie ein Torturm(SO) und der stark zerstörte rechteckige Bergfried mit einer südöstlich davor gelagerten Schildmauer.

In den letzten Jahren wurden verschüttet gegangene Teile der Burg durch Grabungen freigelegt.

Nachweise

Verfasser: Dr. Winfried Monschauer und Franz-Josef Meurer

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Mit freundlicher Genehmigung vom Verein für Heimatgeschichte Kamp-Bornhofen e. V. 1985