Remagen am Mittelrhein

Römisches Museum Remagen

von Kurt Kleemann

Geschichte des Hauses

Im 19. Jahrhundert wurden in Remagen viele Funde aus der Römerzeit geborgen. Sie wurden zunächst im Ratssaal aufbewahrt und gezeigt. Als im Jahre 1900 eine Ausgrabung weitere Fundstücke zutage förderte, entschloss man sich, eine gotische Kapelle aus dem 15. Jahrhundert zum Museum umzubauen. Während der Umbauarbeiten wurden 1903 große Säulenbasen knapp unter dem Fußboden gefunden. Sie gehörten zum Eingangsbereich der "Principia", dem Stabsgebäude des römischen Kastells. Sie sind mit ihren Fundamenten in situ erhalten und durch einen Keller zugänglich gemacht worden. Die Westfassade der Kapelle wurde mit vier großen Fenstern den Zwecken des Museumsbaues angepasst. Am 10. Mai 1905 öffnete das neue "Heimatmuseum".
Im 2. Weltkrieg wurde das Museum schwer beschädigt. Ungefähr 80% der Sammlung gingen verloren. Doch es gibt noch immer spannende Objekte, die einen Besuch lohnen. 1989 wurde das Museum mit einer neuen Ausstellung als RÖMISCHES MUSEUM REMAGEN wiedereröffnet.

Die Ausstellung

Das kleine Museum hat den Vorteil, dass der Besucher in kurzer Zeit viel über Leben und Tod in einem römischen Hilfstruppenkastell erfahren kann. Alle Ausstellungsstücke wurden in Remagen gefunden, so kann man einen Eindruck davon gewinnen, was von der römischen Kaserne und Zivilsiedlung, die drei Jahrhunderte überstanden, übrig ist, und wie die moderne Archäologie diese Überreste auswertet.

 

Im Keller wird der Besucher durch acht Gräber in die Begräbnissitten des 1. und 2. Jahrhunderts eingeführt. Im Erdgeschoss wird das tägliche Leben der Soldaten überwiegend durch Inschriften vorgestellt. Auf der Empore zeigen Fundstücke aus Keramik, Glas, Terrakotta und Metall Beispiele römischer Handwerkskunst.
Viele der Kleinfunde sind wertvoll für die Forschung. Sie erzählen ihre eigene Geschichte. In Remagen wurde eine ganze Anzahl von Inschriften gefunden.
Eine der kleinsten ist eine der interessantesten. Sie wurde in den noch feuchten Ton eines Krugbodens geschrieben, bevor dieser getrocknet und gebrannt wurde. Die Schrift ist eine römische Kursive, die nur wenige Spezialisten lesen können: "quisquis amat / pueros sene / finem puellas / rationem sacli / no refert!"  F. Bücheler übersetzte dies 1907 frei: "Wer Knaben liebt und Mädchen ohne End, mit dessen Beutel geht es bald zu End." Er wies auf vergleichbare Graffiti in Pompeji hin. Doch vielleicht gibt es noch eine einfachere Erklärung: Möglicherweise diente der Krug als Spardose?
Von solchen Graffiti auf Wänden und Gegenständen ist die römische Schreibschrift bekannt. Auch auf den bekannten Wachstäfelchen lassen sich manchmal Texte entziffern, die mit einem Griffel hineingeritzt wurden. Es wurden auch Tintenfässer und Schreibfedern aus Stahl gefunden.

Weitere römische Funde

Nur wenige Schritte vom RÖMISCHEN MUSEUM befindet sich die Pfarrkirche St. Peter und Paul. Im Kirchhof zieht das romanische Pfarrhoftor aus dem 12. Jh. mit seinen geheimnisvollen Skulpturen, die die acht Todsünden darstellen, die Blicke auf sich. Einige der Bilder, z. B. der feuerspeiende Drache, sind in wiederverwendete römische Steine, "Spolien", gemeißelt worden.
In der Eingangshalle der Kirche sind zwei römische Altäre für Jupiter (IOM) zu besichtigen, die ihm die Benefiziarier Sextus Senius Secundinus und Titus Farfenna Ianuarius gestiftet haben, als sie an die Straßenstation nach Remagen abkommandiert worden waren. Die Steine wurden 1969 beim Einbau der Heizung unter dem Boden der Kirche gefunden. Der Kirchturm steht wahrscheinlich auf den Resten eines spätantiken Festungsturms.
In der Stützmauer am Deichweg unterhalb der Kirche bieten zwei Bögen den Blick auf das spätantike Mauerwerk. Erhalten ist nur noch der Kern mit den charakteristischen Ausgleichslagen aus Ziegelplatten. Die Steine der Fassade waren wohl schon im Mittelalter Steinräubern zum Opfer gefallen. Auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus wurde Ende 2004 ein Stück der römischen Festungsmauer rekonstruiert.

Die Römer in Remagen

Noch immer gibt es keine Klarheit darüber, wann das erste römische Hilfstruppenkastell in RIGOMAGUS errichtet wurde. Keramik- und Münzfunde lassen vermuten, dass es um das Jahr 43 n.Chr. angelegt wurde, als die Truppen am Rhein umstrukturiert wurden, weil Kaiser Claudius Britannien erobern ließ.
Im Jahr 1900 wurde ein Stück Palisade ausgegraben, deren Balken neuerdings dendrochronologisch auf die Jahre zwischen 6 vor und 6 nach Christus datiert werden. Wer baute diese Palisade? Gab es ein germanisches oder gallisches Dorf? Nur weitere Ausgrabungen könnten diese Frage beantworten.
Im Kastell war eine cohors equitata, eine gemischte Infantrie- und Kavallerieeinheit mit einer Sollstärke von 500 Mann stationiert. Während des "Bataveraufstandes" 69/70 n. Chr. wurde das Kastell zerstört und später wieder aufgebaut. Einheiten aus Pannonien, Thrakien und Spanien taten Dienst in Remagen. Wahrscheinlich im ausgehenden 3. Jh. n. Chr. wurde das Kastell zu einer Festung ausgebaut. Der Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus erwähnt, dass das "Rigomagum oppidum" den Germaneneinfall von 355 unzerstört überstanden habe.
Über Remagen im 5. Jh. ist nicht viel bekannt, außer dass es dort eine christliche Gemeinde mit einer Kirche gegeben hat.

Nachweise

Verfasser: Kurt Kleemann

Bearbeiter: Rebecca Mellone

Erstellt am: 02.12.2009

Geändert am: 08.02.2010

Literatur:

  • Kleemann, Kurt: Das Römische Museum Remagen. Köln 1994 (Rheinische Kunststätten Heft 401).