Sankt Goar am Mittelrhein

Die Grabdenkmäler in der Evangelischen Stiftskirche in St. Goar

Das Bild zeigt die Grabplatte des Pfarrers Melchior Schott in der Goarer Stiftskriche

Die mittelalterlichen und Renaissance-Grabdenkmäler der Evangelischen Stiftskirche finden sich im Südlichen (mittelalterliche) und Nördlichen (Renaissance) Seitenschiff. Ursprünglich dienten die mittelalterlichen Grabdenkmäler als Bodenplatten bis man 1841 auf die Idee kam, sie senkrecht aufzustellen.


Grabdenkmäler Philipp II. von Hessen-Rheinfels und seiner Gemahlin Anna Elisabeth

Das Grabdenkmal des Landgrafen Philipp II. von Hessen-Rheinfels wurde nach seinem Tod 1583 von seinem Bruder Wilhelm von Hessen-Kassel neun Jahre später, 1592, in Auftrag gegeben. Es wurde vom hessischen Hofarchitekten und und Bildhauer Wilhelm Vernuiken aus Kalkar aus Marmor und mit Bildnisstatuen gestaltet. Das Grab der Anna Elisabeth geb. Pfalzgräfin von Simmern wurde vor 1599 aufgestellt. Sie starb allerdings erst 1609 und wurde 1599 in zweiter Ehe mit dem Pfalzgrafen Johann August von Veldenz verheiratet. 1899/1900 wurde ihr Grabmal restauriert und erhielt ein Neorenaissance-Gitter von Gottfried Stribel aus Mainz. Landgraf Alexander von Hessen hatte es gestiftet.
Anna Elisabeth betet. Ihr Grab wurde architektonisch als ein Nischengrab gebaut. Es könnte auch von Vernuiken stammen.


Das Grabmal Friedrichs von Nordeck

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Das Grabmal des landgräflich-hessischen Kanzlers Friedrich von Nordecks befindet sich an der Westwand des südlichen Seitenschiffs und zeigt Beschlagwerkdekoration. Der Kanzler Friedrich von Nordeck starb 1597.

Inschrift zitiert nach Nikitsch, Eberhard (Hrsg): Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises I (Boppard, Oberwesel, St.Goar). Wiesbaden 2004  (Die Deutschen Inschriften, 60. Band). (Umschrift):

A

MEMENTO MORI

B

D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / S(ACRUM) FRIDERICO NORDECCIO
CASSELLANO / J(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTOR) / ADSESSORI CAME-
RAE IMPERIALIS= / ET TRIVM / ILLVSTRISS(IMORVM) P(ATRVM)
P(ATRIAE) HASSIAE LANDGRAVIORV(M): ET (C(ETERA) / PHILIPPI
PATRIS / ET FILIORVM: / PHILIPPI ET GVLIELMI / CONSILIARIO /
ET / COMITATVS INFERIORIS CATTIMOELIBOCENSIS, / GOARI /
CANCELLARIO ET PRAESIDI / PIO; IVSTO; INDVSTRIO: / AETAT(IS)
ANN(O) LXV · PIE SANCTEQVE / MORTVO; / MOESTISS(IMA) VIDVA
CVM · FILIIS / M(ONVMENTVM) P(OSVIT)

C

EDIDIT HASSIACAE QVEM STIRPS NORDECCIA GENTIS HOC SITA FRIDRICI CONTEGIT OSSA SOLVM ·CVI CASSELLA VELVT DEDERAT PRIMORDIA VITAE: SIC MENTEM STVDIIS IMBVIT ILLA BONIS.NONDVM BIS DENOS VITAE COMPLEVERAT ANNOS, CVM SENIS DOCTOR IVRIS IN ARTE FVIT.CONSILIO CVIVS SENIOR STVDIOQ(VE) PHILIPPVS HASSORVM PRINCEPS VSVS VBIQ(VE) FVITCVM FVIT ADSESSOR CAMERAE: COMITVM ILLE FIDELIS MOX ALIQVOT; BREMAE NESTOR ET VRBIS ERAT:PRINCIPIS HASSIACI CVM CANCELLARIVS ESSET, EIVS ET HAC GERERET PRAESES IN VRBE VICES:IUS PIETAS, AEQVVM, GRAVITAS, PRVDENTIA, CANDOR, PERPETVA OFFICII CEV CYNOSVRA; FVIT.TANDEM ANIMA(M) CHRISTO CV(M) MORTE RESIG(N)AT OVANTEM, VIX TRIA PERMENSVS DENAQ(VE) LVSTRA FVIT.OB(II) AN(NO) SAL(VTIS) M · D · XCVII: 26. APRIL(IS) 33 LIBEROR(VM) PATER (ET) AVVS.

D

1 Timo(theum) : am Ersten / Denn das ist ihe gewiszich war vnnd ein
thewr
wer= / des wort Das christ(us) Jesus kom(m)en ist in die welt / die
sunder Selig Zu
Machenn

E

1677 / 1677


(A) Denke an den Tod! - (B) Dem besten und größten Gott geweiht. Dem Friedrich Nordeck aus Kassel, Doktor beider Rechte, Assessor am Reichskammergericht und Rat dreier hochberühmter Väter des Vaterlandes, nämlich der hessischen Landgrafen (usw.): des Vaters Philipp und der Söhne Philipp und Wilhelm, dem frommen, gerechten, fleißigen Kanzlerund Vorsteher der Niedergrafschaft Katzenelnbogen zu St. Goar. Dem im Alter von 65 Jahren fromm und gottgefällig Verstorbenen setzte die tief betrübte Witwe mit ihren Söhnen dieses Denkmal. - (C) Hervorgebracht hat ihn das Geschlecht Nordeck vom hessischen Stamm. Diese Erde bedeckt Friedrichs hier liegende Gebeine, dem Kassel so wie es ihm den ersten Anfang seines Lebens gab seinen Geist mit guten Kenntnissen erfüllte. Er hatte noch nicht einmal zweimal zehn Jahre seines Lebens vollendet,als er Doktor in der Kunst des alten (römischen) Rechts gewesen ist. Von seinem Rat und seinen Kenntnissen hat der hessische Fürst Philipp der Ältere stets Gebrauch gemacht. Als Kammerassessor ist jener den Grafentreu gewesen. Bald darauf war er für einige Zeit Berater der Stadt Bremen, als er auch Kanzler des hessischen Fürsten war und als dessen Stellvertreter in dieser Stadt (St. Goar) als Vorsteher amtierte. Das Recht, die Frömmigkeit, der Gleichmut, der würdevolle Ernst, die Klugheit und die Redlichkeit sind ein Zeichen der Pflichterfüllung gewesen, so wie der ununterbrochen (leuchtende Polarstern). Schließlichgab er durch den Tod seine frohlockende Seele Christus zurück, kaumd ass er dreizehn Jahrfünfte durchwandert hatte. - Er starb im Jahr des Heils 1597, dem 26.April, Vater und Großvater von 33 Kindern.

Quelle: Elmar Rettinger und Alexander Ritter, Stiftskirche St.Goar in St. Goar am Rhein. Hrsg. i. A. d. Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde St. Goar von Wolfgang Krammes; Nikitsch, Eberhard (Hrsg): Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises I (Boppard, Oberwesel, St.Goar). Wiesbaden 2004  (Die Deutschen Inschriften, 60. Band); red. Bearb. AKZ.

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