Johann Schlaad-Gedenkstein
Der Originalgrabstein war vor rund 20 Jahren bei Sanierungsarbeiten irrtümlich entfernt worden. Auf Anregung des früheren Ortsbürgermeisters Hans Bäder fertigte "Kultur vor Ort e.V." eine Replik des Grabsteins an.
Die Waldlaubersheimer zeigen mit der Aufstellung der Replik des Schlaad-Grabsteines erneut ihr Traditionsbewusstsein. In unmittelbarer Nähe hatten im Juli 1999 Freiwillige eine für 5.175 Mark (ca. 2600 €) angefertigte und durch Spenden finanzierte Replik des legendären Altenburg-Steinkreuzes aufgestellt. Das Original steht auf der rechten Seite des Weges zum Bad Sobernheimer Freilichtmuseum. Es soll in der Zeit der Kreuzzüge entstanden sein.
Johann (Martin) Schlaad wurde am 11. November 1822 in Kestert am Rhein geboren. Als Orgelbauer in der Waldlaubersheimer Werkstatt ist er erstmals 1844 nachweisbar. Am 31. Dezember 1850 heiratete der Katholik Schlaad in Windesheim Anna Maria, die Tochter des Protestanten Friedrich Engers. Um 1854 zog sich Friedrich Engers aus der Werkstatt zurück. Schlaad führte sie nun unter alleiniger Verantwortung. Das Wohn- und Werkstattgebäude (Windesheimer Str. 6 und 8) ist heute noch zu besichtigen (Weingut mit Straußwirtschaft Paulus). Johann Schlaad starb am 16. November 1892, wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag.
Unter der Führung von Johann Schlaad gelangte die Waldlaubersheimer Werkstatt zu ihrer Blütezeit. Das Arbeits- und Verbreitungsgebiet vergrößerte sich wesentlich. Es deckte sich etwa mit dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz und des Saarlandes.
Zwei Orgeln wurden an Auswanderergemeinden in Brasilien geliefert. Eines der Instrumente spielt noch heute in Porto Alegre. In der Waldlaubersheimer Werkstatt wurden ausschließlich Orgelwerke mit mechanischen Schleifladen gebaut. Auch gegen Ende seiner Schaffenszeit, als vielfach schon andere Windladensysteme „modern“ waren, blieb Schlaad diesem System treu, das nahezu den gesamten Orgelbau des 15. bis 18. Jahrhunderts sowie den heutigen Orgelbau beherrscht.
76 Neubauten sind für Johann Schlaad belegbar. Alleine zwischen 1860 und 1870 entstanden über 20 neue Orgelwerke.
Durch die solide Bauweise der Orgeln und die Qualität der verwendeten Materialien haben sich 40 Werke der Waldlaubersheimer Orgelbauer erhalten. Am 19. November 1892 wurde er als erster Katholik auf dem Friedhof in Waldlaubersheim beigesetzt.
Anläßlich der Anbringung der Gedenktafel am 11.3.2006 an der Martins-Kirche in Waldlaubersheim, bedankt sich die Ortsgemeinde Waldlaubersheim bei den Spendern (Kultur vor Ort e.V., evangelische Kirche, Weingut Paulus und Einzelspenden).
Text: Rainer Schmitt, Ortsbürgermeister (Mai 2006)