Westum am Mittelrhein

Zur Geschichte von Westum

St. Peter[Bild: Wikipedia-Nutzer GFreihalter [CC BY-SA 3.0]]

Der Sinziger Stadtteil Westum wird im Jahr 836 erstmals erwähnt. Ludwig der Fromme (778-840) schenkte seinem Lehnsmann Rotbert damals verschiedene Güter in der Gegend um "uuistrikisheim". Aus der der Liste dieser Güter, die sich im Goldenen Buch der Abtei Prüm erhalten hat, kann man schließen, dass der Ort zu dieser Zeit landwirtschaftlich bereits intensiv genutzt wurde. Wie das nahe Sinzig war Westum seit fränkischer Zeit Reichsgut, daneben waren aber auch geistliche Institutionen wie das Aachener Marienstift hier begütert. Erst unter der Herrschaft König Adolfs von Nassau (1250-1298) ging der Ort in den Besitz der Herzöge von Jülich über. Als Sinzig im Jahr 1267 schließlich die Stadtrechte erhielt, profitierten auch die Westumer davon.

Während der Reformationszeit blieb Westum katholisch, nur vereinzelt ist von privaten Konfessionswechseln zu hören. Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Einwohner hier wie überall entlang des Mittelrheins unter Einquartierungen, Plünderungen und Epidemien zu leiden, die sich im darauffolgenden Pfälzischen (1688-1697) und Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) fortsetzten. Den nächsten großen Einschnitt bildete der Beginn der Revolutionskriege. Im Jahr 1792 drangen französische Truppen auf Reichsgebiet vor. Das gesamte linke Rheinufer fiel 1801 im Frieden von Lunéville an Frankreich und wurde nach den neuen politischen Grundsätzen regiert, die im Mutterland der Revolution Einzug gehalten hatten. Die alten Herrschaftsverhältnisse lösten sich auf. Erst mit dem Sturz Napoleons und der der darauffolgenden Neuordnung Europas kam auch Westum wieder zu Deutschland, genauer gesagt unter preußische Verwaltung. Die neue Regierung sorgte für stabile politische Verhältnisse in der Region. Westum erhielt im Jahr 1829 ein eigenes Schulhaus an der Angerstraße.

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) hatte Westum 27 Gefallene zu beklagen. Allgemein litt die Bevölkerung unter Lebensmittelknappheit und Arbeitskräftemangel, der vor allem den Landwirten zu schaffen machte. Die Zwanziger Jahre waren mit Inflation, französischer Besatzung und der gescheiterten Ausrufung einer "Rheinischen Republik" eine politisch und wirtschaftlich schwierige Zeit am Mittelrhein. Nach der "Machtergreifung" durch die Nationalsozialisten wurde das Dorfleben mehr und mehr von der herrschenden Ideologie geprägt. 1935 wurde ein Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet und noch kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhielt die Gemeinde ein eigenes Schwimmbad. Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) fielen insgesamt 39 Bürger. Gegen Kriegsende wurde die Gemeinde immer wieder von alliierten Luftangriffen heimgesucht, bei denen auch Zivilisten ums Leben kamen.

Westum ist seit 1969 Stadtteil von Sinzig.

Nachweise

Verfasserin: Sarah Schrade
Verwendete Literatur: Jürgen Haffke und Bernhard Koll (Hgg.): Sinzig und seine Stadtteile - gestern und heute. Sinzig 1983.
Erstellt am: 11.06.2013