Dohr an Mosel und Saar

Zur Geschichte von Dohr

„villam que dicitur Durhe iuxta Cochme“ – Dohr in mittelalterlicher Zeit

[Bild: Manfred Adams, Dohr, veröffentlicht mit Erlaubnis der Ortsgemeinde Dohr]

Die Ortsgemeinde Dohr liegt in einer Mulde auf der Hochfläche der Eifel, östlich des in die Mosel einmündenden Ellerbaches und südöstlich der Stadt Cochem. Die erste gesicherte namentliche Erwähnung von Dohr stammt aus dem Jahr 1210. Dort ist von einem in der Nähe von Cochem gelegenen Dorf namens „Durhe“ die Rede („villam que dicitur Durhe iuxta Cochme“).[Anm. 1] Nach Einschätzung von Franz Cramer lässt sich der Ortsname von Dohr von den keltisch-römischen Worten duron und dunon ableiten, die übersetzt „Festung“ bzw. „befestigte Anhöhe“ bedeuten.[Anm. 2] Die Geschichte von Dohr reicht jedoch in die Zeit vor dem Jahr 1210 zurück. So schenkte die polnische Königin Richeza, Tochter des 1034 verstorbenen Pfalzgrafen Ezzo, im Jahr 1056 der nahe von Köln gelegenen Benediktinerabtei Brauweiler größere Ländereien und Ortschaften an der Mosel, unter denen sich unter anderem Güter in Dohr befanden.[Anm. 3] Diese stammten vermutlich aus ehemaligem Reichsbesitz.

Dohr gehörte ursprünglich zu dem Allodialbesitz (lehensfreier Grundbesitz) der Grafen von Are. Bei der Teilung des Familienbesitzes zwischen den Linien Nürburg und Hochstaden im Jahr 1140 gelangte der Ort in den Besitz des Ulrich von Are-Nürburg.[Anm. 4] Dessen Nachkomme Gerhard von Are trug Dohr im Jahr 1190 ebenso wie das Moseldorf Bullay dem Trierer Kurfürsten zu Lehen auf. 1210 wurde das Eifeldorf an den Kurfürsten von Trier verkauft, der wiederrum den Grafen von Are-Nürburg damit belehnte. Dohr gehörte ebenso wie die Nachbarorte Mesenich, Nehren und Weiler zum Cochemer Burgfrieden .[Anm. 5]

Die Kirchengemeinde von Dohr war noch Ende des 10. Jahrhunderts Teil des alten Pfarrverbands von Klotten.[Anm. 6] In den Visitationsprotokollen des Archidiakonats Karden von 1569, 1592 und 1656 wird der Ort schließlich als Filiale der Pfarrgemeinde von Cochem genannt.[Anm. 7] Heute gehört die Gemeinde von Dohr der Pfarrgemeinschaft Cochem an.

Frühe Neuzeit

Im Jahr 1689 wurde Dohr dem Amt Cochem inkorporiert. In der Folge führte die Gemeinde von Dohr 1757 eine Beschwerde über den hiermit einhergehenden Verlust bestimmter Freiheiten, woraufhin sie die Befreiung von Frondiensten und der Wehrpflicht erhielt.[Anm. 8] Dohr war neben dem Amtsgericht auch dem Stadtgericht Cochem unterstellt, das eine in Zivilsachen konkurrierende Gerichtsbarkeit besaß.[Anm. 9]

Der Ort war traditionell überwiegend landwirtschaftlich geprägt. So sind in den behördlichen Unterlagen für das Jahr 1808 insgesamt 59 Hektar Ackerland, fünf Hektar Wiesen und 67 Hektar Wald auf der Gemarkung von Dohr verzeichnet.[Anm. 10] Im Jahr 1761 besaß die Gemeinde drei kleinere Wälder; 1961 verfügte sie über 236 Hektar Gemeindewald.

Außenansicht der Pfarrkirche von Dohr[Bild: Fotograf unbekannt, veröffentlicht mit Erlaubnis der Ortsgemeinde Dohr]

Im Jahr 1720 fiel die Kapelle von Dohr einem Brand zum Opfer; ein Nachfolgebau wurde erst 1780 errichtet. Der Westturm fiel 1852 ebenso wie große Teile des Ortes einem weiteren Brand zum Opfer, konnte jedoch 1853 durch einen Neubau ersetzt werden.[Anm. 11]

Mit der Besetzung des linksrheinischen Gebiets durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1794 endete auch in Dohr die kurtrierische Landesherrschaft. Der Ort wurde 1798 dem französischen Staatsgebiet zugeschlagen und war nun Teil der zum Kanton Cochem gehörenden, gleichnamigen Mairie.[Anm. 12] Unter napoleonischer Herrschaft ließen die französischen Behörden im Jahr 1808 die Ländereien des St. Jacobaltars von Cochem in Dohr versteigern.[Anm. 13]

Dohr im 19. und 20. Jahrhundert

Bauernhof in Dohr im frühen 20. Jahrhundert[Bild: Fotograf unbekannt, veröffentlicht mit Erlaubnis der Ortsgemeinde Dohr]

Im Zuge des Wiener Kongresses wurde Dohr 1817 Teil des preußischen Staatsgebiets. Die Gemeinde gehörte weiterhin zur Bürgermeisterei Cochem, die Teil des Landkreises Cochem innerhalb des Regierungsbezirk Koblenz war.[Anm. 14] 1933 kam die Gemeinde zu dem neugegründeten Amt Cochem Land (seit 1948 Amt Cochem) im Landkreis Cochem. Seit 1969 gehört die Ortsgemeinde zur Verbandsgemeinde Cochem-Land im Landkreis Cochem-Zell (seit 2009 Verbandsgemeinde Cochem).[Anm. 15]

Auf einen Beschluss des Gemeinderats von Dohr hin wurde 1984 ein Gemeindewappen eingeführt. Das durch ein geviertes Kreuz in Rot und Silber geteilte Wappen zeigt auf silbernem Feld ein achtspeichiges Mühlrad, in Rot einen silbernen Adler, in rot einen stilisierten silbernen Keltenwall und wiederrum in Silber ein blütenähnliches Ornament, das einem Kelch der Kirchengemeinde von Dohr entnommen wurde. Während das Kreuz auf den Einfluss der Trierer Kurfürsten verweist, bezieht sich das Mühlrad an eine 1927 aufgegebene Mühle im nahe von Dohr gelegenen Ellerbach. Der Adler erinnert an die Herrschaft der Grafen von Are und der stilisierte Keltenwall an den angenommenen keltischen Ursprung des Ortsnamens. Das Blütenornament wiederrum verweist auf die Geschichte der zur Pfarrgemeinde Cochem gehörenden Filialgemeinde von Dohr.[Anm. 16]

Die Ortsgemeinde Dohr hat heute (Stand: 31. Dezember 2021) 617 Einwohner.

Nachweise

Autor: Max Hartmann


Verwendete Literatur:

  • Cramer, Franz: Rheinische Ortsnamen aus vorrömischer und römischer Zeit. Düsseldorf 1901.
  • Fridrichs, Alfons: Wappenbuch des Landkreises Cochem-Zell. Zell/Mosel 2001.
  • Jungandreas, Wolfgang: Historisches Lexikon der Siedlungs- und Flurnamen des Mosellandes. Trier 1962.
  • Rettinger, Elmar (Bearb.): Historisches Ortslexikon Rheinland-Pfalz. Bd. 1: Ehemaliger Landkreis Cochem. Stuttgart 1985 (Geschichtliche Landeskunde 27).
  • Wackenroder, Ernst (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Landkreises Cochem. Teil 2. München 1959.

Veröffentlicht am 01.09.2022

Anmerkungen:

  1. Jungandreas 1962, S. 301; Wackenroder 1959, S. 234. Zurück
  2. Cramer 1901, S. 68 f. Zurück
  3. Rettinger 1985, S. 61. – Siehe hierzu ausführlich Mayer-Schebendach 1997, S. 98-104; Wackenroder 1984, S. 234. Zurück
  4. Rettinger 1985, S. 60. Zurück
  5. Ebenda. Zurück
  6. Ebenda, S. 61. Zurück
  7. Wackenroder 1959, S. 234. – Elmar Rettinger gibt in diesem Zusammenhang hingegen allein das Jahr 1616 an, Rettinger 1985, S. 61. Zurück
  8. Ebenda, S. 60 f. Zurück
  9. Ebenda, S. 60. Zurück
  10. Ebenda. Zurück
  11. Wackenroder 1959, S. 234. Zurück
  12. Rettinger 1985, S. 60. Zurück
  13. Ebenda, S. 61. Zurück
  14. Ebenda, S. 60. Zurück
  15. Ebenda. – Diese wenigen Informationen sind im Moment leider das einzige, was sich aus der Forschungsliteratur zur Geschichte von Dohr im 19. und 20. Jahrhundert entnehmen lässt. Eine genauere Bearbeitung dieses Zeitraums steht noch aus und wäre für die Zukunft wünschenswert. Zurück
  16. Siehe hierzu ausführlich Friderichs 2001, S. 39. Zurück