Geschichte von Braunweiler
Archäologische Funde in Form von Feuersteinen, Faustkeilen, Pflug- und Mahlsteinen weisen auf eine Besiedelung in der Gemarkung Braunweiler in vorgeschichtlicher Zeit hin. [Anm. 1] Zwischen Braunweiler und St. Katharinen wurden 15 Hügelgräber aus frühkeltischer Zeit mit Grabbeigaben wie Tongefäßen und Bronzeringen gefunden. Aus der jüngeren Eisenzeit (Latènezeit, 450 v. Chr.-Chr. Geburt) sind Scherben von Graburnen im Raum Braunweiler erhalten. Ein Steinsarg aus der römischen Besiedelungsphase der Umgebung wurde auf das 1.-2. Jh. n. Chr. datiert. [Anm. 2]
Spuren der alten Römerstraße von Bad Kreuznach nach Simmern sind südwestlich des Ortes im Braunweiler Wald zu finden. An dieser Straße lagen auch einfache römische Gutshöfe. In der Umgebung von Braunweiler deuten Ziegelreste und Tonscherben aus römischer Zeit darauf hin, dass es damals zwei römische Einzelgehöfte, sogenannte „villae rusticae“ gegeben hat, die zur römischen Provinz Obergermanien gehörten. [Anm. 3]Die Besiedelung von Braunweiler fand vermutlich von Roxheim her statt. [Anm. 4]
Die urkundliche Ersterwähnung von Braunweiler fällt in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im Jahr 1271 wurde der Ort als „Praumweil“ erwähnt. In weiteren Quellen wird er auch „Prumweiler“ oder „Praunweiler“ genannt. [Anm. 5] Auch ein Erstsiedler namens „Bruno“ könnte für die Namensgebung eine Rolle gespielt haben. [Anm. 6]
Im späten Mittelalter sind die Grafen von Sponheim als Gutsbesitzer der Dörfer Roxheim, Braunweiler, Hargesheim und Weitersheim/Gutenberg bekannt. [Anm. 7]
Nachdem die Grafen von Sponheim 1233 ihren Herrschaftsbereich in zwei neue, selbständige Teile aufgeteilt hatten, die Vordere und die Hintere Grafschaft, [Anm. 8] gehörte Braunweiler vermutlich zur Vorderen Grafschaft. [Anm. 9] Bis zum Aussterben der Grafen von Sponheim im Jahr 1437 gehörte Braunweiler in deren Besitz. [Anm. 10]
Über verschiedene Erbteilungen in den Jahren 1417, 1437 und 1559 hielten die Wittelsbacher Linie Pfalz-Zweibrücken-Simmern und die Markgrafen von Baden bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts Anteile des Besitzes. 1708 wurde Braunweiler der Kurpfalz zugeordnet. [Anm. 11]
In den 1520er Jahren breitete sich die Reformation an Nahe, Glan und Hunsrück aus. 1522 wurden auf der nahen Ebernburg, wo Franz von Sickingen (1481-1523) residierte, erste evangelische Gottesdienste abgehalten. [Anm. 12] 1556 wurde mit einem kurpfälzischen Mandat in der Vorderen Grafschaft Sponheim, und damit auch in Braunweiler, die Reformation eingeführt. [Anm. 13] 1561 führte Kurfürst Friedrich III. das reformierte Bekenntnis ein, 1563 erließ er eine neue Kirchenordnung und ordnete die Verwendung des Heidelberger Katechismus an, 1565 wurden die Genehmigung zur Auflösung aller Klöster in der Grafschaft erteilt. Braunweiler gehörte zunächst zur Pfarrei Sponheim, später zur Pfarrei Bockenau. [Anm. 14]
1565 wurde in Braunweiler eine Kapelle oder Kirche dem Heiligen Quirinius geweiht. [Anm. 15]. Ab 1689 wurde diese für katholische Gottesdienste genutzt, da es weniger protestantische Christen in Braunweiler gab. [Anm. 16] 1784 wurde das Gotteshaus vom Mainzer Weihbischof Valentin Heines geweiht. [Anm. 17]
1604 wurde Braunweiler von einem großen Brand heimgesucht, bei dem innerhalb von zwei Stunden 27 Wohnhäuser mit ihren Scheunen und Kelterhäusern abbrannten. [Anm. 18]
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) litten die Städte und Dörfer an der Nahe unter der spanischen Besetzung der Pfalz sowie der Vorderen Grafschaft Sponheim im Jahr 1620. [Anm. 19] Die Bewohner mussten Geld und Lebensmittel an die spanischen Truppen abgeben, es kam zu Überfällen und Verwüstungen. Auch Seuchen machten der Bevölkerung zu schaffen. [Anm. 20] Auch im Jahr 1631 wird im Braunweiler Gerichtsbuch von schweren Lasten durch den Krieg berichtet. 1630 nannte eine Einwohnerliste noch 38 Haushaltsvorstände in Braunweiler, 1652 waren es nur noch 12. [Anm. 21]
1700 bis 1710 wurde ein Rathaus, genannt „Rodes“ als Sitz der Gemeindeverwaltung und des Ortsgerichts gebaut. Es diente auch als öffentliches Backhaus. [Anm. 22] 1787 hatte Braunweiler 210 Einwohner, die in 56 Häusern lebten. [Anm. 23]
Nach der linksrheinischen Besetzung Frankreichs 1794 gehörte der untere Naheraum ab 1789 zum französischen Staat. [Anm. 24] Braunweiler gehörte dann zum Kanton Kreuznach (Arrondissement Simmern, Departement Rhein-Mosel), sowie zur Bürgermeisterei Mandel. 1816 wurde die untere und mittlere Nahe in das preußische Staatsgebiet eingegliedert. Braunweiler wurde 1853 dem Amt Rüdesheim zugeordnet. [Anm. 25]
Im Ersten Weltkrieg mussten 82 Soldaten aus Braunweiler einrücken. Es fielen 12 Personen bei Gefechten, 2 Soldaten galten als vermisst und 3 verstarben in der Heimat oder im Ausland. [Anm. 26] Ende 1933 gab es in Braunweiler 80 Haushalte, in denen 440 Menschen lebten. [Anm. 27]
1933 erhielten die Nationalsozialisten in Braunweiler – wie zumeist überall – eine überwältigende Mehrheit bei den Wahlen. Bis 1945 traten 28 Personen der NSDAP bei, das entsprach jedoch nur 5 % der Bevölkerung. [Anm. 28] Ein 1957 gebautes Kriegerehrenmal, was 1995/96 auf dem Friedhof neu erstellt wurde, gedenkt der Toten von 1914/1917 uns 1939/1945. [Anm. 29]
1957 gab es einen Schulneubau sowie weitere Baumaßnahmen in der Gemeinde. [Anm. 30] In den 1970er, 80er und 90er Jahren wurden Neubaugebiete ausgewiesen. [Anm. 31]
Seit einer Verwaltungsreform, bei der 1970 die Verbandsgemeinde Rüdesheim/Nahe entstand, gehört Braunweiler zu dieser Verbandsgemeinde. Der Verbandsgemeinde gehören 32 eigenständige Ortsgemeinden an, der Verwaltungssitz ist in der namensgebenden Gemeinde Rüdesheim an der Nahe.
NACHWEISE
Verfasserin Text: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
- Winkel, Harald: Braunweiler. Beiträge zur Geschichte einer ländlichen Gemeinde zwischen Nahe und Soonwald. Ortschronik und Bildband. St. Katharinen 2008.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 2020, S. 45-46, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 14.05.2021).
Erstellt am: 21.05.2021
Anmerkungen:
- Winkel 2008, S. 5. Zurück
- Winkel 2008, S. 6. Zurück
- Winkel 2008, S. 6-7. Zurück
- Winkel 2008, S. 8. Winkel begründet dies mit der alten kirchlichen Bindung von Braunweiler an Roxheim sowie einer gemeinsamen alten Waldhege, d.h. dem gemeinsamen Jagen und Pflegen eines Waldes. Zudem entwickelten sich Orte mit dem Beinamen „Weiler“ meist als Filialort aus älteren anderen Orten heraus. Zurück
- Winkel 2008, S. 9. Winkel weist darauf hin, dass es keine Originalurkunde mit der ersten Erwähnung des Ortes gibt, das Jahr 1271 aber zutreffend sei. Vgl. S. 12-13. Zurück
- Winkel 2008, S. 10. Zurück
- Winkel 2008, S. 11. Winkel führt aus, dass im Nahe-Hunsrück-Raum die Nachfahren der älteren Nahegaugrafen (der Emichonen) als kleinere Dynastien um Einfluss in den Gebieten von der Saar bis an den Rhein stritten: das waren die Wild- und Raugrafen, die Grafen von Sponheim und die Grafen von Veldenz. Vgl. S. 11. Mit weiteren örtlichen Adligen, den Herren von Stein und den Rheingrafen standen sie ebenfalls in Konkurrenz. Vgl. S. 12. Zurück
- Winkel 2008, S. 11. Die Herrschaft der Grafen von Sponheim wurde ausgeübt von der Burg Sponheim bei Bad Kreuznach, der Burg Dill im Hunsrück, dem Kloster Schwabenheim bei Bad Kreuznach und dem Kloster Sponheim. Die „Hintere Grafschaft“ erhielt die Linie Sponheim-Starkenburg/Mosel. Die „Vordere Grafschaft“ der Zweig Sponheim-Kreuznach. Zurück
- Winkel 2008, S. 12. Zurück
- Winkel 2008, S. 15. Zurück
- Winkel 2008, S. 17. Zurück
- Winkel 2008, S. 19. Zurück
- Winkel 2008, S. 20. Zurück
- Winkel 2008, S. 21. Zurück
- Winkel 2008, S. 18. Zurück
- Winkel 2008, S. 26 Zurück
- Winkel 2008, S. 18. Zurück
- Winkel 2008, S. 37. Zurück
- Winkel 2008, S. 21. Zurück
- Winkel 2008, S. 22. Zurück
- Winkel 2008, S. 23. Im Jahr 1601 wurden 34 Häuser in Braunweiler registriert. Vgl. S. 30 Zurück
- Winkel 2008, S. 37. Einen Bürgermeister gab es in Braunweiler bereits seit dem 17. Jahrhundert zusätzlich zum Schultheißen. Vgl. S. 49. Zurück
- Winkel 2008, S. 30. Zurück
- Winkel 2008, S. 53. Zurück
- Winkel 2008, S. 54. Zurück
- Winkel 2008, S. 55. Zurück
- Winkel 2008, S. 61. Zurück
- Winkel 2008, S. 60. Zurück
- Winkel 2008, S. 163, 165. Zurück
- Winkel 2008, S. 115. Zurück
- Winkel 2008, S. 120-122. Zurück